Syro-Malabarische Kirche
Anzahl der Gläubigen | ca. 4,5 Millionen |
Titel des Ersthierarchen | Großerzbischof von Ernakulam-Angamaly |
Sitz des Ersthierarchen | Kochi (Indien) |
Aktueller Amtsinhaber | Mar Raphael Thattil, geb. 1956, im Amt seit 2024 |
Bischöfe und Diözesen | 63 Bischöfe; 35 Diözesen (31 in Indien, 4 außerhalb Indiens: Australien, Großbritannien, Kanada, USA) |
Ritus | ostsyrisch |
Liturgiesprache | Malayalam |
Kalender | gregorianisch |
Präsenz in Österreich | ca. 3.000 Gläubige; 1 Gemeinde, 4 Priester |
Präsenz in Deutschland | ca. 4.000 Gläubige; 8 Gemeinden, 5 Priester |
Die Syro-Malabarische Kirche ist – neben der Chaldäischen Kirche – eine zweite mit Rom unierte Ostkirche, deren Wurzeln in der ostsyrischen Tradition liegen. Ihre Entstehung geht auf die Kolonisierung Indiens durch die Portugiesen im 16. Jahrhundert zurück. Die indischen Thomaschristen, die bis dahin der Obhut der Assyrischen Kirche des Ostens unterstanden, nahmen damals ohne Zögern die Eucharistie- und Kirchengemeinschaft mit den Vertretern der lateinischen Kirche auf, die mit den Portugiesen ins Land kamen, da sie sich der Spaltung der Christenheit nicht bewusst waren. Die lateinischen Hierarchen des 16. Jahrhunderts erwiesen sich jedoch als wenig sensibel gegenüber den Eigenarten des ostsyrischen Ritus. Der von ihnen betriebene Latinisierungsprozess fand seinen Höhepunkt in der Synode von Diamper 1599, auf der sich die indische Kirche verpflichten musste, ihre liturgischen Bücher nach dem Vorbild des lateinischen Ritus zu überarbeiten. Zudem sorgten die Portugiesen dafür, dass das Territorium der mit Rom unierten Ostsyrer auf die westindische Malabarküste begrenzt blieb.
Als sich im 17. Jahrhundert ein großer Teil der indischen Thomaschristen aus Widerstand gegen die Latinisierung dem Syrisch-Orthodoxen Patriarchat von Antiochien unterstellte, gelang es nur mit Hilfe der von Rom entsandten Karmeliter, einen Teil der Thomaschristen in der Gemeinschaft mit Rom zu halten. Dieser Teil bildete den Kern der Syro-Malabarischen Kirche, die jedoch erst ab dem 19. Jahrhundert diese Bezeichnung erhielt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erhielten die syro-malabarischen Christen durch die Errichtung Apostolischer Vikariate und die Ernennung einheimischer Bischöfe eine eigene Kirchenstruktur. Papst Pius XI. errichtete 1923 eine selbstständige Kirchenprovinz und trug dazu bei, dass 1934 in der Syro-Malabarischen Kirche wieder die ursprüngliche Form der ostsyrischen Liturgie eingeführt wurde. Nachdem das Zweite Vaticanum die Pflege der ostkirchlichen Riten innerhalb der katholischen Kirche nachdrücklich begrüßt hatte, approbierte der Heilige Stuhl im Dezember 1985 die aufgrund historischer Quellen rekonstruierte ostsyrische Liturgie. Im Januar 1993 wurde die Syro-Malabarische Kirche in den Rang eines Großerzbistums erhoben, womit die Eigenständigkeit dieser Ortskirche ostsyrischer Tradition innerhalb der katholischen Kirche ausdrücklich bestätigt wurde.
Literatur
- P. Pallath, Die katholische Kirche in Indien gestern u. heute, St. Ottilien 2008, 177-232.
- W. Hage, Die Syro-Malabarische Kirche, in: ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 328-340.
- J. Perumthottam, Syro-Malabar Church. A Short Historical Introduction, in:
P. Pallath (Hg.), Catholic Eastern Churches: Heritage and Identity, Rom 1994, 231-242.