Pro Oriente
Katholische Ostkirchen / Melkitische Griechisch-Katholische Kirche

Melkitische Griechisch-Katholische Kirche

Anzahl der Gläubigenca. 1,6 Millionen
Titel des ErsthierarchenPatriarch von Antiochien und dem ganzen Orient, von Alexandrien und Jerusalem der griechischen Melkiten
Sitz des ErsthierarchenDamaskus (Syrien)
Aktueller AmtsinhaberPatriarch Joseph Absi, geb. 1946, im Amt seit 2017
Bischöfe und Diözesen36 Bischöfe; 19 Diözesen und 6 Exarchate
Ritusbyzantinisch
Liturgiesprachearabisch
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichca. 120 Gläubige; 1 Gemeinde, 1 Priester
Präsenz in Deutschlandca. 2.000 Gläubige; 8 Gemeinden, 1 Priester

Die Melkitische Griechisch-katholische Kirche ist eine Kirche des byzantinischen Ritus, die in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Strömungen innerhalb des ↗ Griechisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien entstanden ist. Durch den Einfluss lateinischer Ordensgemeinschaften, vor allem der Kapuziner, Karmeliten und Jesuiten, die seit dem 17. Jahrhundert auf dem Gebiet des Patriarchats von Antiochien tätig waren, standen mehrere Bischöfe des antiochenischen Patriarchats einer Union mit Rom offen gegenüber. 1724 wählten diese Bischöfe Kyrillos VI. (Tanas), einen klaren Befürworter der Unionspläne, zum neuen Patriarchen. Parallel dazu wählten die antirömisch gesinnten Bischöfe in Aleppo den aus Zypern stammenden Mönch Sylvester zum Patriarchen. Letzterer wurde vom Patriarchen von Konstantinopel zum neuen griechischen Patriarchen von Antiochien geweiht und von den osmanischen Herrschern als rechtmäßiger Nachfolger seines Vorgängers anerkannt. Kyrillos VI. wurde des Landes verwiesen, errichtete seinen Patriarchatssitz in einem Kloster im Libanon und wurde 1729 von Papst Benedikt XIII. als rechtmäßiger Patriarch anerkannt. 1744 verlieh ihm Papst Benedikt XIV. als Zeichen der Einheit mit Rom das Pallium.

Im Laufe des 18. Jahrhunderts wuchs die Zahl der griechischen Katholiken im Nahen und Mittleren Osten rasch an, da viele Gläubige den orthodoxen Patriarchen eine zu große Nähe zu den osmanischen Herrschern vorhielten. 1772 wurden sämtliche Katholiken des byzantinischen Ritus auf dem Gebiet der drei alten Patriarchate von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem dem griechisch-katholischen Patriarchen unterstellt, der etwa in dieser Zeit auch die bis dahin für die chalcedontreuen Orthodoxen übliche Bezeichnung „melkitisch“ übernahm. Nach anfänglichem Widerstand erkannten die Osmanen 1848 die Melkitische Kirche offiziell an. Seither residiert der Patriarch der Melkiten in Damaskus.

Auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70) gehörte der melkitische Patriarch Gregorios II. zu den schärfsten Gegnern der Konstitution „Pastor aeternus“, mit der die Unfehlbarkeit und der Jurisdiktionsprimat des Papstes definiert wurde. Er reiste vor der Verabschiedung des Dekrets aus Rom ab und akzeptierte es später nur mit dem Zusatz, dass alle Rechte und Privilegien der Patriarchen der östlichen Kirchen gewahrt blieben.

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil war der melkitische Patriarch Maximos IV. der Wortführer derjenigen, die sich gegen eine weitere Latinisierung der östlichen Katholiken und für eine stärkere Orientierung an den ostkirchlichen Traditionen, nicht nur im Bereich der Liturgie, sondern auch im Blick auf die Ekklesiologie, aussprachen. Die melkitischen Katholiken pflegen heute gute Kontakte mit den orthodoxen Patriarchaten im Nahen und Mittleren Osten und setzen sich aktiv für die Versöhnung zwischen Orthodoxen und Katholiken ein.

Literatur

  • M. Kopp, Die griechisch-katholische Kirche der Melkiten im Wandel, in: Stimmen der Zeit 235 (2017) 705-707.
  • M. Schneider (Hg.), „Wachsam in Liebe“. Eine Festgabe zum 75. Geburtstag Seiner Seligkeit Patriarch Gregorios III., Kisslegg 2008 (Koinonia-Oriens, Bd. 54).
  • E. Chr. Suttner, Wann und wie kam es zur Union von Melkiten mit der Kirche von Rom?, in: Der Christliche Osten 63 (2008) 226-233.
  • W. Hage, Die Melkitisch-Katholische Kirche, in: ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 411-424.
  • J. Chammas, Die Melkitische Kirche, Köln 1991.

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