Pro Oriente
Die Orthodoxe Kirche / Patriarchat von Rumänien

Patriarchat von Rumänien

Anzahl der Gläubigenca. 20 Millionen, vor allem in Rumänien sowie in der europäischen Diaspora
Titel des ErsthierarchenErzbischof von Bukarest, Metropolit der Walachei und Patriarch der Orthodoxen Kirche in Rumänien
Sitz des ErsthierarchenBukarest (Rumänien)

Aktueller Amtsinhaber

Daniel (Ciobotea), geb. 1951, im Amt seit 2007
Bischöfe und Diözesen52 Bischöfe; 42 Diözesen, davon 6 in Westeuropa und je 1 in den USA und in Australien
Ritusbyzantinisch
Liturgiespracherumänisch
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichca. 100.000 Gläubige; 31 Gemeinden, 33 Priester, 3 Diakone
Präsenz in Deutschlandca. 800.000 Gläubige; 2 Bischöfe (Metropolit und Vikarbischof), Bischofssitz in Nürnberg; 142 Gemeinden; 162 Priester, 20 Diakone

Die Rumänische Orthodoxe Kirche ist einzigartig innerhalb der Kirchen der byzantinischen Orthodoxie, insofern sie von einer romanischen Sprache und Kultur geprägt ist, was ihr eine besondere Brückenfunktion zur lateinischen Kirche des Westens verleiht. Trotz frühchristlicher Wurzeln auf dem Gebiet des heutigen Rumänien und einer lebendigen Entwicklung der Orthodoxen Kirche in den beiden rumänischen Fürstentümern Walachei und Moldau gibt es erst seit der Vereinigung dieser beiden Fürstentümer zu einem Staat in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigenständige Rumänische Orthodoxe Kirche. 1885 erkannte das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel die Autokephalie der rumänischen Kirche an. 1925 wurde die Rumänische Orthodoxe Kirche zum Patriarchat erhoben, nachdem sich das Territorium Rumäniens nach dem Ersten Weltkrieg durch die Eingliederung Siebenbürgens, Bessarabiens und der Bukowina beinahe verdoppelt hatte.

Während der kommunistischen Herrschaft in Rumänien hatte die Orthodoxe Kirche wie alle christlichen Kirchen unter Restriktionen und Verfolgungen zu leiden, während die Kirchenleitung zur Loyalität gegenüber den Staatsorganen verpflichtet wurde. Im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Ländern blieben jedoch zahlreiche Klöster, mehrere Priesterseminare und auch einige Theologische Hochschulen geöffnet. Dadurch gelang es der Orthodoxen Kirche in Rumänien nach dem Sturz Ceausescus im Dezember 1989 schneller und besser als in anderen Ländern Osteuropas, das Glaubens- und Gemeindeleben zu reaktivieren und das Niveau der theologischen Ausbildung wieder anzuheben. Zu den weltweit einflussreichsten orthodoxen Theologen im 20. Jahrhundert zählt der rumänische Theologe Dumitru Stăniloae (1903-1993).

Die Rumänische Orthodoxe Kirche ist seit 1961 Mitglied im Ökumenischen Rat der Kirchen und rumänische Theologen gehören seit Jahren zu den aktivsten Vertretern der Orthodoxen Kirche im ökumenischen Dialog. Rumänien war das erste mehrheitlich orthodoxe Land, das Papst Johannes Paul II. 1999 besuchen konnte. Auch die Gastgeberrolle für die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu (Hermannstadt) im September 2007 zeugt vom ökumenischen Engagement der Rumänischen Orthodoxen Kirche. Eine entscheidende Rolle spielte dabei Metropolit Daniel (Ciobotea) von Iaşi, der kurz danach zum Patriarchen der Rumänischen Orthodoxen Kirche gewählt wurde. Patriarch Daniel bemüht sich um eine stärkere gesellschaftliche Rolle der Orthodoxen Kirche und legt in diesem Zusammenhang besonderen Wert auf eine gute Medienarbeit der Kirche.


Literatur

  • D. Munteanu / B. Röhrer-Ertl, Die Rumänische Orthodoxe Kirche, in: Th. Bremer / H.R. Gazer / Chr. Lange (Hg.), Die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition, Darmstadt 2013, 53-60.
  • E.P. Tăvală, Kirche und Staat in Rumänien, Sibiu 2012.
  • J. Henkel, Einführung in Geschichte und kirchliches Leben der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Berlin 2007.
  • M. Păcurariu, Geschichte der Rumänischen Orthodoxen Kirche, Erlangen 1994.

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