Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Jerusalem
Anzahl der Gläubigen | ca. 200.000, vor allem in Israel und Jordanien |
Titel des Ersthierarchen | Patriarch von Jerusalem und ganz Palästina |
Sitz des Ersthierarchen | Jerusalem (Israel) |
Aktueller Amtsinhaber | Theophilos III. (Giannopoulos), geb. 1952, im Amt seit 2005 |
Bischöfe und Diözesen | 23 Bischöfe; 6 Diözesen + autonomes Erzbistum auf dem Berg Sinai (= Katharinenkloster) |
Ritus | byzantinisch |
Liturgiesprache | griechisch und arabisch |
Kalender | julianische |
Präsenz in Österreich | keine |
Präsenz in Deutschland | keine |
Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem geht auf das Jahr 451 zurück, als das Konzil von Chalcedon beschloss, die Kirche von Jerusalem in den Rang eines Patriarchats zu erheben. Zuvor gehörten die christlichen Gemeinden im Heiligen Land zum Patriarchat von Antiochien. Mit seinem Beschluss reagierte das Konzil von Chalcedon auf die zunehmende Bedeutung Jerusalems als Ziel christlicher Wallfahrer, vor allem seit der Konstantinischen Wende. Die Blütezeit des Christentums im Heiligen Land endete jedoch bereits zu Beginn des 7. Jahrhunderts, als zunächst die Perser und später die muslimischen Araber Jerusalem eroberten. Während der Kreuzfahrer-Herrschaft (12. Jahrhundert) errichtete Rom ein Lateinisches Patriarchat von Jerusalem. Nach der Eroberung durch Seldschuken und Mamluken gehörte das Heilige Land ab 1516 für mehr als 400 Jahre zum Osmanischen Reich, in dem alle orthodoxen Christen dem Patriarchen von Konstantinopel unterstellt waren. Die Patriarchen von Jerusalem residierten in dieser Zeit in der Regel in Konstantinopel.
Die Osmanen übertrugen die Aufsicht über die heiligen Stätten in Jerusalem weitgehend den Griechen. Dies führte allmählich zu einer Entfremdung zwischen der griechischstämmigen Hierarchie und der arabisch sprechenden Bevölkerung, die heute zunehmend die Beziehungen zwischen den Gemeinden und den Bischöfen des Patriarchats von Jerusalem belastet. Die Bischöfe des Patriarchats von Jerusalem werden aus den Reihen der „Bruderschaft vom Heiligen Grab“ gewählt, der ausschließlich Griechen angehören (derzeit etwa 120 Mönche). Die verheirateten Gemeindepriester und die Gläubigen sind dagegen größtenteils Araber, was dazu führt, dass die Liturgie nur noch in den Klöstern auf Griechisch gefeiert wird, während in den Gemeinden in der Regel das Arabische als Liturgiesprache verwendet wird.
Zum Patriarchat von Jerusalem gehört auch das autonome Erzbistum vom Berg Sinai, das praktisch identisch ist mit der Bruderschaft des Katharinenklosters auf dem Sinai. Es ist das älteste bis heute erhaltene orthodoxe Kloster der Welt, das wertvolle Handschriften und zahlreiche Ikonen aus frühester Zeit in seinen Mauern birgt. 1575 erklärte der Ökumenische Patriarch die Mönchsgemeinschaft für autonom, wobei der von den Mönchen gewählte Abt jeweils vom Patriarchen von Jerusalem zum Erzbischof geweiht wird.
Unter Patriarch Diodoros I. (1981-2000) entwickelte sich das Patriarchat von Jerusalem zu einem Sprecher derjenigen Orthodoxen, die der Ökumene sehr reserviert gegenüberstehen, und zog seine Delegierten aus allen bilateralen ökumenischen Dialogen der Orthodoxen Kirche zurück. Eine schwierige Zeit durchlebte das Patriarchat unter Patriarch Irenaios I. (2001-05), der schließlich wegen umstrittener Immobiliengeschäfte abgesetzt wurde und seither unter Hausarrest steht. Mit dem seit 2005 amtierenden Patriarchen Theophilos III. öffnete sich das Patriarchat erneut für die Ökumene und nahm seine Mitarbeit im Ökumenischen Rat der Kirchen und dem Nahöstlichen Kirchenrat sowie in den internationalen Dialogen wieder auf. Im Jahr 2014 war das Patriarchat von Jerusalem Gastgeber der Internationalen orthodox-katholischen Dialogkommission, die in der jordanischen Hauptstadt Amman tagte. In letzter Zeit bemüht sich Patriarch Theophilos zudem um Vermittlung in innerorthodoxen Konflikten.
Literatur
- P. Christinakis, Die heutige Verfassung des Patriarchats von Jerusalem, in: Gesellschaft für das Recht der Ostkirchen (Hg.), The Constitutions of the Churches (Kanon 19), Egling 2006, 22-40.
- S. Rusos, The Patriarchate of Jerusalem in the Greek – Palestinian – Israeli triangle, in: One in Christ 39 (2004) 15-25.
- E. Chr. Suttner, Das Patriarchat von Jerusalem. In: Der christl. Osten 42 (1987) 82-97.
Links
- Patriarchat von Jerusalem: https://jerusalem-patriarchate.info
- Katharinenkloster: http://www.sinaimonastery.com ; http://vrc.princeton.edu/sinai