Pro Oriente
Die Orthodoxe Kirche / Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Alexandrien

Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Alexandrien

Anzahl der Gläubigenca. 1,3 Millionen, ausschließlich in Afrika
Titel des ErsthierarchenPapst und Patriarch von Alexandrien und ganz Afrika
Sitz des ErsthierarchenAlexandria (Ägypten)
Aktueller AmtsinhaberTheodoros II. (Horeftakis), geb. 1954, im Amt seit 2004
Bischöfe und Diözesen43 Bischöfe; 37 Diözesen
Ritusbyzantinisch
Liturgiesprachegriechisch (teilweise auch afrikanische Sprachen)
KalenderMischkalender (gregorianisch/julianisch)
Präsenz in Österreichkeine
Präsenz in Deutschlandkeine

Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien umfasste ursprünglich die überwiegend griechischstämmige Minderheit der Christen in Ägypten, die den Beschlüssen des Konzils von Chalcedon (451) folgten. Da sie auf diese Weise die Kirchenpolitik der byzantinischen Kaiser stützten, wurden sie von den Chalcedongegnern als „Melkiten“ (Kaisertreue) bezeichnet. Obwohl das melkitische Patriarchat formell nie aufgehoben wurde, gab es, insbesondere nach der arabischen Eroberung Ägyptens 642, längere Phasen, in denen das Patriarchat verwaist war. In der Zeit des Osmanischen Reiches (ab 1517) residierten die griechischen Patriarchen von Alexandrien in der Regel im Exil in Konstantinopel. Erst 1846 konnte wieder ein griechisch-orthodoxer Patriarch seinen Sitz in Alexandria einnehmen. Während die Griechen die Liturgie anfangs wie die Kopten im alexandrinischen Ritus feierten, setzte sich ab dem 10. Jahrhundert allmählich der byzantinische Ritus durch.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelang es dem Griechisch-Orthodoxen Patriarchat, seine Stellung als unabhängige Kirche innerhalb des ägyptischen Staates abzusichern. Zugleich entwickelte es zunehmend missionarische Aktivitäten, zunächst in Ostafrika, später auch im Süden des Kontinents. Heute hat das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien außer in Ägypten auch Bischofssitze in Äthiopien, Botswana, Burundi, Ghana, Guinea, Kamerun, Kenia, Kongo, Libyen, Madagaskar, Malawi, Nigeria, Sambia, Simbabwe, Südafrika, Tansania, Tunesien und Uganda. Die schwarzafrikanischen Christen stellen inzwischen die Mehrheit der Gläubigen des Patriarchats, während die Bischöfe weiterhin meist Griechen sind. Im Dezember 2021 hat das Patriarchat von Moskau ein eigenes Exarchat für Afrika gegründet, das die Unzufriedenheit mancher Priester mit der griechischen Hierarchie ausnutzt und sich aktiv um die Abwerbung bislang zum Patriarchat von Alexandrien gehörender Priester bemüht. Im Hintergrund steht der Konflikt um die ↗ Orthodoxe Kirche der Ukraine.

In ökumenischer Hinsicht gilt das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat von Alexandrien als sehr aufgeschlossen: Es gehörte 1948 zu den Gründungsmitgliedern des Ökumenischen Rates der Kirchen und pflegt gute Kontakte mit den anderen christlichen Kirchen auf dem afrikanischen Kontinent. Die Patriarchen Parthenios III. (1987-1996) und Petros VII. (1997-2004) engagierten sich beide aktiv in der ökumenischen Bewegung. Der derzeitige, seit 2004 amtierende Patriarch Theodoros II. hat sich vor allem um Vermittlung in innerorthodoxen Konflikten bemüht. Internationale Aufmerksamkeit erregte der Patriarch, als er im Februar 2017 im Kongo sechs Frauen zu Diakoninnen weihte. Bemerkenswert sind auch die Bemühungen des Patriarchats von Alexandrien um eine Inkulturation des östlichen Christentums in Afrika, was sich u.a. daran zeigt, dass die Liturgie zum Teil in afrikanischen Sprachen gefeiert wird.


Literatur

  • W. Hage, Das Griechisch-Orthodoxe Patriarchat Alexandria, in: Ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 70-78.

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