Die Orthodoxe Kirche
Zur Orthodoxen Kirche des byzantinischen Ritus zählen all jene Kirchen, die in westlichen Ländern in der Regel mit dem Stichwort „Orthodoxie“ assoziiert werden: die Orthodoxen Kirchen von Griechenland, Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien usw. Es handelt sich dabei um Kirchen, die ursprünglich in der östlichen Hälfte des Römischen Reiches beheimatet waren oder von dort aus christianisiert wurden und die – im Gegensatz zu den Orientalisch-orthodoxen Kirchen – die christologischen Entscheidungen des Konzils von Chalcedon (451) rezipiert haben. Sie werden daher in der Konfessionskunde als „chalcedonische Orthodoxie“ bezeichnet. Diese Kirchen standen bis ins 2. Jahrtausend hinein in Gemeinschaft mit der römisch-abendländischen Kirche, bevor es, vor allem aufgrund jurisdiktioneller und kirchenpolitischer Streitigkeiten, zum Bruch zwischen den Kirchen in Ost und West kam.
Da die Orthodoxen Kirchen im Glauben übereinstimmen und darüber hinaus zur gleichen Ritusfamilie (dem byzantinischen Ritus) gehören, betrachten sie sich grundsätzlich als eine Kirche, wenn auch in unterschiedlichen nationalen Ausprägungen. Daher ist es in konfessionskundlicher Hinsicht zutreffend von der Orthodoxen Kirche (im Singular) zu sprechen, auch wenn man aufgrund der ganz unterschiedlichen historischen Entwicklungen auch von denOrthodoxen Kirchen (im Plural) sprechen kann. Die grundsätzliche Einheit im Glauben ist in jüngster Zeit durch innerorthodoxe Konflikte, die zum Teil zum Abbruch der kirchlichen Gemeinschaft zwischen einzelnen Kirchen geführt haben, stark belastet. Aufgeführt und in eigenen Artikeln beschrieben werden im Folgenden jene Orthodoxen Kirchen, die als autokephal bezeichnet werden können, insofern sie ihre innerkirchlichen Belange selbstständig regeln und auch ihr Oberhaupt selbst aus dem Kreis ihrer Bischöfe wählen.
Die Orthodoxe Kirche der Ukraine und die Orthodoxe Kirche von Amerika sind (bislang) nicht von allen anderen Orthodoxen Kirchen als autokephal anerkannt. Daneben gibt es noch eine Reihe von autonomen Orthodoxen Kirchen, die zwar ihre innerkirchlichen Belange ebenfalls selbstständig regeln können, deren Oberhaupt jedoch vom Patriarchen einer autokephalen Orthodoxen Kirche ernannt wird. Hierzu zählen die Orthodoxen Kirchen von Finnland und Estland (dem Ökumenischen Patriarchat unterstehend, wobei ein Teil der estnischen Kirche weiterhin in Verbindung mit dem Patriarchat von Moskau steht) sowie die Ukrainische und die Japanische Orthodoxe Kirche (dem Patriarchat von Moskau unterstehend). Einen autonomen Status hat auch die Orthodoxe Kirche auf dem Sinai, die heute nahezu identisch ist mit der Mönchsgemeinschaft des Katharinenklosters und dem Patriarchat von Jerusalem untersteht.
Zu den Orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus zählen:
- Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel
- Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Alexandrien
- Griechisch-orthodoxes (Rum-orthodoxes) Patriarchat von Antiochien
- Griechisch-orthodoxes Patriarchat von Jerusalem
- Patriarchat von Moskau und der ganzen Rus
- Patriarchat von Serbien
- Patriarchat von Rumänien
- Patriarchat von Bulgarien
- Patriarchat von Georgien
- Kirche von Zypern
- Kirche von Griechenland
- Kirche von Polen
- Kirche von Albanien
- Kirche von Tschechien und der Slowakei
- Übrige Orthodoxe Kirchen