Apostolische Assyrische Kirche des Ostens
Anzahl der Gläubigen | ca. 400.000 |
Titel des Ersthierarchen | Katholikos-Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens |
Sitz des Ersthierarchen | Erbil (Irak) |
Aktueller Amtsinhaber | Mar Awa III. (Royel), geb. 1975, im Amt seit 2021 |
Bischöfe und Diözesen | 15 Bischöfe; 12 Diözesen |
Ritus | ostsyrisch |
Liturgiesprache | syrisch |
Kalender | Gregorianisch |
Präsenz in Österreich | ca. 400 Gläubige, 1 Priester |
Präsenz in Deutschland | ca. 5.000 Gläubige; 11 Gemeinden, 4 Priester |
Die Assyrische Kirche des Ostens entwickelte ab dem 7. Jahrhundert eine sehr dynamische und effektive Missionsarbeit im Fernen Osten, durch die der Einflussbereich dieser Kirche über Mittelasien und Indien bis hin nach China wuchs. Im Frühmittelalter bildete die ostsyrische Kirche die weltweit größte christliche Gemeinschaft. Auch in dem von Dschingis Khan begründeten mongolischen Weltreich konnte sie im 13. und 14. Jahrhundert ihre Position weiter festigen. Die Khane der Goldenen Horde schätzten die Gelehrsamkeit der ostsyrischen Christen und übertrugen ihnen wichtige Aufgaben in der Verwaltung ihres Großreiches. Der Niedergang des blühenden kirchlichen Lebens in Zentralasien und China begann in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als den ostsyrischen Christen in China, wo ab 1368 die Kaiser der Ming-Dynastie herrschten, die Unterstützung entzogen wurde und sie in Zentralasien, wo ab 1370 Timur-Leng sein Reich aufbaute, verfolgt und viele von ihnen getötet wurden.
Nachdem zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Osmanen weite Teile des Wirkungsgebietes der ostsyrischen Kirche erobert hatten, verlor die Assyrische Kirche zunehmend an Bedeutung. Vom 16. bis 19. Jahrhundert führten die Assyrer ein zurückgezogenes Leben, in dem Familienclans über Bischofsernennungen entschieden und der Katholikos gleichzeitig auch weltliches Oberhaupt dieser Volksgruppe war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Zahl der Gläubigen auf etwa 150.000 zurückgegangen. Im Ersten Weltkrieg kämpften die Assyrer auf Seiten der Russen und Engländer gegen die Türken, wobei sie aus ihrem traditionellen Siedlungsgebiet vertrieben wurden. Nur etwa ein Drittel von ihnen konnte sich in die unter britischer Herrschaft stehende Region um Bagdad retten. 1933 wurde der Patriarch aus dem Irak ausgewiesen und nahm nach Aufenthalten in Zypern und mehreren europäischen Hauptstädten schließlich zu Beginn der 1940er-Jahre seinen Sitz in der assyrischen Diasporagemeinde in Chicago (Illinois/USA).
Von den USA aus bemühte sich Patriarch Mar Eshai Shimun XXI. um den Wiederaufbau seiner Kirche. Während seine Bemühungen in der Diaspora sehr erfolgreich waren und es ihm 1961 auch gelang, die Einheit mit der Metropolie in Südindien wiederherzustellen, führten einige Reformen, die Patriarch Shimun im März 1964 einführte, zu einer Spaltung zwischen den Exil-Assyrern und den im Irak verbliebenen Gläubigen dieser Kirche. Letztere lehnten vor allem die Einführung des gregorianischen Kalenders und die Verkürzung der Fastenzeiten als „westliche“ Neuerungen ab. Das führte zu einer Spaltung, aus der die ↗ Alte Apostolische Kirche des Ostens hervorging.
Unter Katholikos-Patriarch Mar Dinkha IV. (1976-2015) öffnete sich die Assyrische Kirche des Ostens zunehmend dem ökumenischen Dialog. Vorbereitet durch entsprechende Tagungen der Wiener Stiftung PRO ORIENTE, unterzeichneten Papst Johannes Paul II. und Mar Dinkha IV. 1994 eine Gemeinsame Christologische Erklärung, mit der die jahrhundertealten christologischen Differenzen offiziell bereinigt werden konnten. In den folgenden Jahren trafen sich Vertreter der Assyrischen und der Katholischen Kirche regelmäßig zu ökumenischen Gesprächen, die auch zu einer bemerkenswerten Annäherung zwischen der Assyrischen Kirche des Ostens und der Chaldäischen Kirche führten. Auf dieser Grundlage gestattete der Vatikan im Juli 2001 eine begrenzte eucharistische Gemeinschaft zwischen Assyrern und Chaldäern. Katholikos-Patriarch Mar Gewargis III. (2015-21) hat den Sitz des Patriarchats wieder zurück in den Irak, in die Stadt Erbil, verlegt.
Literatur
- S. Lundgren, Die Assyrer. Von Ninive bis Gütersloh, Berlin 2015.
- W. Hage, Die Apostolische Kirche des Ostens, in: ders., Das orientalische Christentum, Stuttgart 2007, 269-313.
- Chr. Baumer, Frühes Christentum zwischen Euphrat und Jangtse. Eine Zeitreise entlang der Seidenstraße zur Kirche des Ostens, Stuttgart 2005.
- W. Baum / D. W. Winkler, Die Apostolische Kirche des Ostens. Geschichte der sogenannten Nestorianer, Klagenfurt 2000.
Links
- o Apostolische Assyrische Kirche des Ostens: https://news.assyrianchurch.org