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Wien: Festschrift und Festakt zum 75. Geburtstag von Prof. Theresia Hainthaler

Beim Festakt am 19. Dezember in Wien wird Festschrift "Patrologie und Ökumene" präsentiert

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Foto: PRO ORIENTE / v.l.: Prof. Theresia Hainthaler, PRO ORIENTE-Generalsekretär Bernd Mussinghoff und Viola Raheb (Wissenschaftskommunikation PRO ORIENTE)

Wien, 1.12.22 (poi) Mit einer Festschrift und einem Festakt ehren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus fast 20 Ländern und die Stiftung PRO ORIENTE die Ostkirchen- und Ökumene-Expertin Prof. Theresia Hainthaler zu ihrem 75. Geburtstag. Hainthalers zentrale Beschäftigung galt und gilt den Quellen des gemeinsamen Glaubens von Ost und West. Die Beiträge der Festschrift "Patrologie und Ökumene" zeigen das breite Spektrum und die ökumenische Verbundenheit der wissenschaftlichen Forschung, die Theresia Hainthaler initiiert, angeregt und begleitet hat. Als Herausgeberinnen und Herausgeber fungieren der deutsche Fundamentaltheologe Prof. Peter Knauer, die in Dresden lehrende Kirchengeschichtlerin Prof. Andrea Riedl und der Salzburger Ökumene-Experte Prof. Dietmar Winkler.

Die Stiftung PRO ORIENTE sowie die Herausgeberin und die Herausgeber der Festschrift laden am Montag, 19. Dezember, zu einem Festakt für Frau Prof. Hainthaler in das Kloster St. Michael (Habsburgergasse 12, 1010 Wien). Bei diesem Festakt wird u.a. die Festschrift präsentiert. Den Festvortrag hält der Metropolit und Patriarchalvikar der syrisch-orthodoxen Diözese der Niederlande, Mor Polycarpus Augin Aydin. Er hat das Thema: "The Exegesis of Syriac Church Fathers and Modern Exegesis: Challenges and Mutual Learning Opportunities" (Die Exegese der syrischen Kirchenväter und moderne Exegese: Herausforderungen und Gelegenheiten zum wechselseitigen Lernen). Theresia Hainthaler ist seit Jahrzehnten auf vielfältige Weise eng mit der Stiftung PRO ORIENTE verbunden, u.a. als Konsultorin und als Ehrenmitglied des Kuratoriums

Als Titel für die Festschrift haben die Herausgebenden zwei Pole gewählt, die das wissenschaftliche und kirchliche Wirken Theresia Hainthalers ausmachen: "Patrologie und Ökumene". Als international renommierte Patrologin sowie Christologie- und Dogmenhistorikerin bringe Hainthaler stets verantwortungsbewusst und mit Engagement ihre hohe fachliche Expertise in die inoffiziellen und offiziellen ökumenischen Dialoge ein, heißt es im Vorwort. Grußworte der Kardinäle Kurt Koch, Walter Kasper und Christoph Schönborn, von Bischof Gerhard Feige sowie von Katholikos-Patriarch Mar Awa III. und Metropolit Job von Pisidien führen in den Band ein.

Kardinal Christoph Schönborn würdigt Theresia Hainthaler in seinem Vorwort als "profunde Kennerin der Patristik, geschickte Vermittlerin der Theologie der Kirchenväter in die Gegenwart und eine wahrhaft ökumenische Theologin". Ökumene könne nur gelingen, "wo es fruchtbare persönliche Begegnungen gibt". Die freundschaftlichen Beziehungen seien ebenso wichtige Voraussetzung wie gute theologische Diskurse. Dazu trage Theresia Hainthaler bei, indem sie Theologinnen und Theologen der verschiedenen Kirchen und Traditionen zusammenbringt und ihnen die Räume für fachliche Gespräche eröffnet, schreibt Kardinal Schönborn.

Ähnlich äußert sich auch Patriarch Mar Awa III., Oberhaupt der Assyrischen Kirche des Ostens, in seinem Vorwort: Was Prof. Hainthaler besonders auszeichne, sei neben ihrem soliden theologischen Fundament und Verständnis ihr" demütiger und echter christlicher Geist". Sie habe verstanden, dass ökumenische Beziehungen nicht darin bestehen könnten, die eigenen theologischen partikulären Positionen für apologetische Ziele zu vertreten und den anderen zu überzeugen zu versuchen. Vielmehr baue Prof. Hainthaler echte menschliche Beziehungen zu ihren Kolleginnen und Kollegen in der Ökumene auf, würdigt der Patriarch die Theologin. Ebenso zeichne sie sich durch eine wahrhaftige Wertschätzung für die vielen Kirchen und kirchlichen Traditionen aus.

Die Zukunft der Kirche vorbereitet

Prof. Hainthaler habe mit ihrer Arbeit die Zukunft der Kirche vorbereitet, so Kardinal Koch, "weil der Ökumene die Zukunft gehört". Dass Patrologie und Ökumene gleichsam theologische Zwillingsschwestern sind, habe seinen tiefsten Grund wohl darin, "dass die Väter in jener Zeit gelebt und gewirkt haben, die nicht nur der Apostolischen Zeit noch recht nahe gestanden hat und in der wir die erste Antwort der Kirche auf das Wort des Evangeliums vorfinden, sondern in der die Christenheit noch nicht von den vielen späteren Trennungen und Spaltungen verwundet gewesen ist", so Koch: "Die Väter können deshalb mit Recht als die theologischen Lehrer der weithin noch ungeteilten Kirche gewürdigt werden; und ihre Theologie verdient es, als 'ökumenische Theologie' im ursprünglichen und deshalb auch besten Sinn bezeichnet zu werden."

"Nicht die eine Kirche, aber doch die eine Christenheit"

Kardinal Walter Kasper, emeritierter Präsident des (früheren) Päpstlichen Rates für die Förderung der Einheit der Christen, würdigt in seinem Vorwort ebenfalls mit vielen persönlichen Beispielen das ökumenische und theologische Lebenswerk Prof. Hainthalers. Er betont, dass die jüngsten Krisen und Umbrüche in der Ökumene nicht vergessen lassen dürften, "welche enormen Fortschritte in den letzten Jahrzehnten aufgrund der historischen Forschung und der theologischen Diskussion in den zwischenkirchlichen Dialogen erreicht wurden". Auch wenn man die ersehnte volle Einheit noch nicht erreicht habe, "so ist doch neu ins Bewusstsein getreten, dass wir zwar nicht die eine Kirche, aber doch die eine Christenheit sind". Theresia Hainthaler gebühre Anerkennung und Dank, "dass sie dazu in mühseliger wissenschaftlicher Detailarbeit und in vielen Gesprächen einen wichtigen Beitrag geleistet hat, auf dem nun eine neue Generation von Theologen auf- und weiterbauen kann".

Der orthodoxe Metropolit Job (Getcha), Ko-Vorsitzender der offiziellen katholisch-orthodoxen Dialogkommission, betont, dass ihm an Theresia Hainthaler neben ihrer großen Gelehrsamkeit und Kompetenz stets ihre Einfachheit und Bescheidenheit aufgefallen sei. Ökumene und theologischer Dialog bräuchten manchmal nicht viele Worte und lange Reden: "Sich zu sehen genügt", so der Metropolit.

Dank der deutschen Bischofskonferenz

Bischof Gerhard Feige, Vorsitzender der Ökumene-Kommission der deutschen Bischofskonferenz, dankt in seinem Grußwort im Namen der deutschen Bischöfe für das Wirken von Prof. Hainthaler. Und er fügt hinzu, dass die Rückbesinnung auf das gemeinsame Erbe der Alten Kirche das Potenzial in sich berge, "die Kirchen und Konfessionen, die ökumenisch miteinander unterwegs sind, einander theologisch und geistlich näher zu bringen". Freilich sei auch die Kirche der ersten Jahrhunderte nicht frei von Konflikten gewesen. "Wie damals Lösungen gesucht und gefunden wurden, kann für uns bis heute lehrreich sein. Ebenso können wir sogar aus dem Scheitern von Bemühungen zur Konfliktbewältigung lernen, wenn wir die Gründe dafür offenlegen, zu tieferen Einsichten gelangen und daraus für heute Konsequenzen ziehen", so Bischof Feige.

Mathematikerin und Theologin

Theresia Hainthaler wurde am 19. November 1947 in München geboren. Von 1972 bis 1975 war sie wissenschaftliche Assistentin am mathematischen Institut der Universität München. Von 1975 bis 1979 arbeitete sie als wissenschaftliche Assistentin am Fachbereich Mathematik an der Freien Universität Berlin.

An der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen war sie von 1984 bis 1985 wissenschaftliche Assistentin bei Ludwig Bertsch. Anschließend (von 1986 bis 1994) arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Dogmen- und Konziliengeschichte bei Alois Grillmeier. 1994 übernahm sie von Grillmeier die Verantwortung für das Forschungsprojekt "Jesus der Christus im Glauben der Kirche". Von 2007 bis 2016 lehrte sie als Honorarprofessorin dieser Hochschule Christologie der Alten Kirche und Theologie des Christlichen Ostens.

Hainthaler ist Mitglied mehrerer ökumenischer Kommissionen für den Dialog der Römisch-Katholischen Kirche mit verschiedenen Ostkirchen. In Anerkennung ihres wissenschaftlichen Engagements für die Ökumene erhielt sie im Jahr 2013 die Ehrendoktorwürde der Universität Freiburg (Schweiz).

Um Zusage für die Teilnahme am Festakt am 19. Dezember in Wien wird gebeten bis 12. Dezember 2022 an das PRO ORIENTE Generalsekretariat unter office@pro-oriente.at.