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Theologe betont Vorrangstellung Konstantinopels in der Weltorthodoxie

Prof. Larentzakis erläutert in Sonderausgabe der "Herder Korrespondenz" gesamtorthodoxe Aufgaben und Rechte des Ökumenischen Patriarchats

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Foto: Kathpress / Henning Klingen

Graz/Freiburg, 15.11.24 (poi) Die Vorrangstellung des Ökumenischen Patriarchats innerhalb der Weltorthodoxie hat der Grazer orthodoxe Theologe Prof. Grigorios Larentzakis betont. Die Stellung des Ökumenischen Patriarchen als "primus inter pares" nur als Ehrenprimat ohne jegliche gesamtorthodoxe Aufgaben und Rechte zu bezeichnen, "entspricht weder den Entscheidungen der Konzilien noch der jahrhundertealten diachronen Praxis". Das betont Larentzakis in einem ausführlichen Beitrag im neuen Themenhaft "Orthodoxie" der "Herder Korrespondenz".

Der orthodoxe Theologe erläutert die Vorrangstellung des Patriarchats von Konstantinopel: "Der Ökumenische Patriarch handelt synodal in Verbindung mit der gemeinsamen Synode und einvernehmlich mit den orthodoxen Schwesterkirchen, auch durch die Einberufung von Panorthodoxen Konferenzen und von erweiterten Sondersynoden." Schließlich könne das Ökumenische Patriarchat auch Panorthodoxe Synoden einberufen, wie im Juni 2016 auf Kreta. "Diese gesamtorthodoxen Möglichkeiten und Rechte können von keiner anderen orthodoxen autokephalen Kirche wahrgenommen werden", so der orthodoxe Theologe. Nachsatz: "Die historischen Fakten sprechen für sich."

Es habe viele Entscheidungen des Bischofs von Konstantinopel und des Ökumenischen Patriarchates im ersten und im zweiten Jahrtausend sowohl innerhalb als auch außerhalb der strengen jurisdiktionellen Grenzen gegeben, "wenn diese erforderlich waren und von den anderen Kirchen gewünscht wurden".

So könnten Ortskirchen und kirchliche Personen an den Bischof von Konstantinopel ein Ersuchen richten (Appellation), wenn sie sich innerhalb der eigenen Kirchen benachteiligt fühlen oder ihr Recht nicht bekommen haben, so Prof. Larentzakis. Er verweist in dieser Hinsicht auf die Kanones 9 und 17 des vierten Ökumenischen Konzils von Chalcedon (451).

Auch die Patriarchen besetzter Gebiete im Osten hätten immer wieder Zuflucht in Konstantinopel gesucht, "in dem sie zeitweise lebten und von wo aus sie ihre Kirchen regierten, teilweise mit Unterstützung des Ökumenischen Patriarchen". Historisches Faktum sei auch, "dass im zweiten Jahrtausend das Ökumenische Patriarchat aufgrund seiner Stellung allen orthodoxen autokephalen Kirchen die Autokephalie gewährte".

Die meisten der heutigen orthodoxen Schwesterkirchen hätten, bevor sie autokephal wurden, unter der Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchates gestanden, "das ihre Selbstständigkeit und Autokephalie kirchenrechtlich gewähren und bestätigen musste". Zugleich sei damit das Jurisdiktionsgebiet des Ökumenischen Patriarchats immer kleiner geworden.

Larentzakis: "Aus ursprünglichen 'Tochterkirchen' entstanden durch die 'Mutterkirche' gleichwertige 'Schwesterkirchen' in einer kirchlichen und sakramentalen Communio, ohne dass die Notwendigkeit einer panorthodoxen synodalen Genehmigung oder Bestätigung von anderen Kirchen bestand."

Der orthodoxe Theologe führt diese Schwesterkirchen an: die Patriarchate von Moskau, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Georgien, die Kirche von Griechenland, die Kirche Polens, die Kirche von Albanien, die Kirche von Tschechien und der Slowakei sowie die autokephale Kirche in der Ukraine.

Prof. Larentzakis gehört dem Ökumenischen Patriarchat an. Er war vor inzwischen mehr als 50 Jahren der erste orthodoxe Christ, der an einer Katholisch-Theologischen Fakultät in Österreich - in Innsbruck - ein Theologie-Doktorat erlangte. Schließlich war er ab 1987 bis zu seiner Emeritierung Universitätsprofessor für orthodoxe Theologie an der Universität Graz. Seit vielen Jahren ist Larentzakis auch stellvertretender Vorsitzender der Grazer PRO ORIENTE-Sektion.