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Rumänische Kirche verstärkt Engagement in Republik Moldau

Abkommen des Bukarester Patriarchats mit dem rumänischen Außenministerium soll Mittel freimachen, um "spirituelle, kulturelle und nationale Identität" der rumänisch-orthodoxen Gläubigen in Moldau zu stärken

POI 230718

Foto: basilica.ro

Bukarest, 18.07.23 (poi) Die Rumänisch-orthodoxe Kirche und das rumänische Außenministerium (Abteilung für Beziehungen zur Republik Moldau) haben dieser Tage ein Kooperationsabkommen unterzeichnet. Das teilte das Patriarchat in Bukarest mit. Ziel ist es, die Rumänisch-orthodoxe Kirche in Moldau auf vielfältige Weise zu unterstützen. Die Vereinbarung wurde von Patriarch Daniel und Außenminister Adrian Dupu unterzeichnet. Anwesend war bei der Unterzeichnung auch Metropolit Petru (Paduraru) von Bessarabien, der jenen Teil der Rumänisch-orthodoxen Kirche leitet, der sich in Moldau befindet. Wie es im Abkommen heißt, gehe es darum, die "spirituelle, kulturelle und nationale Identität der bessarabischen Rumänen" zu stärken.

Konkret soll es etwa darum gehen, den Bau, die Reparatur, den Erhalt und die Ausstattung von rumänisch-orthodoxen Kirchen in der Republik Moldau zu verstärken, sowie Museen, Gedenkhäuser, historische Denkmäler oder auch rumänische Friedhöfe zu renovieren und zu erhalten sowie ganz generell um den Schutz und die Wiederbelebung rumänischer Traditionen und Bräuche.

Weiters sollen Bildungsprojekte für die rumänisch-orthodoxen Gemeinden in der Republik Moldau angeboten und die Einrichtung bzw. Instandhaltung und Ausstattung von Bibliotheken in rumänisch-orthodoxen Gemeinden vorangetrieben werden. Ebenso soll es Unterstützung für kulturelle Veranstaltungen geben.

Ein weiterer wesentlicher Punkt: Im Rahmen von "Sonntagsschulen" soll Religionsunterricht angeboten werden, mit dem Ziel, "Kinder mit dem orthodoxen Glauben, der Verbindung zwischen dem rumänischen Volk und dem Christentum und der Achtung der Religionsfreiheit vertraut zu machen", wie es in dem Abkommen wörtlich heißt.

Hintergrund der Vereinbarung ist die komplexe historische, kirchliche und politische Situation in Moldau. Das historische Bessarabien deckt sich in weiten Teilen mit dem heutigen Staatsgebiet von Moldau (westlich des Dnjestr). In vorsowjetischer Zeit gehörte das Gebiet zum Patriarchat von Bukarest. Zu Sowjetzeiten war die Kirche Teil des Moskauer Patriarchats. So gibt es heute wieder zwei orthodoxe Kirchen in der Republik Moldau.

Moskau betrachtet nach wie vor die seit 1991 von Russland unabhängige Republik als Teil seines kanonischen Territoriums. Die Moldauische Orthodoxe Kirche ist eine Metropolie des Moskauer Patriarchats unter Führung von Metropolit Vladimir (Cantarian).

Die Rumänisch-orthodoxe Kirche hat allerdings vor gut 30 Jahren wieder eine eigene bessarabische Metropolie mit Sitz in der moldawischen Hauptstadt Chisinau errichtet, die seither von Metropolit Petru (Paduraru) geleitet wird. Zur Metropolie von Bessarabien gehören laut Schätzungen rund 15 Prozent aller orthodoxen Gläubigen im Land. Metropolit Petru fährt einen betont pro-westlichen Kirchenkurs.

Metropolit Vladimir hat zwar auch von Anfang an den Krieg Russlands gegen die Ukraine verurteilt, will aber zugleich an der Verbindung mit dem Moskauer Patriarchat festhalten. Die Kirche steht in Moldau unter der aktuellen pro-westlichen Regierung stark unter Druck. Es gibt auch Vorwürfe von verschiedenen Seiten, die Kirche unterstütze Russland. Aufforderungen, sich der rumänisch-orthodoxen Metropolie Bessarabien anzuschließen, wies Metropolit Vladimir stets entschieden zurück.