Rom: Weiterer Schritt im Dialog mit Orientalisch-Orthodoxen Kirchen
Vollversammlung der "Internationalen Gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialogs der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen" tagte in Rom - Salzburger PRO ORIENTE-Vorsitzender Prof. Winkler: "Äußerst substanzielles Abschlussdokument zu den Sakramenten verabschiedet" - Papst ermutigt Kirchen zu pastoralen ökumenischen Vereinbarungen
In Rom tagte vergangene Woche die Vollversammlung der "Internationalen Gemeinsamen Kommission für den theologischen Dialogs der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen" unter dem Vorsitz von Kurienkardinal Kurt Koch und dem koptisch-orthodoxen Bischof Kyrillos. Aus Österreich gehören der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan und der Salzburger Ostkirchenexperte und Vorsitzende der Salzburger PRO ORIENTE-Kommission, Prof. Dietmar Winkler, dem Gremium an. Winkler zog ein grundsätzlich positives Resümee der Tagung. Freilich seien nicht alle orientalisch-orthodoxen Kirchen mit gleicher "ökumenischer Geschwindigkeit" unterwegs, räumte er ein.
In Rom sei bereits die dritte Phase des Dialogs beendet worden, so Winkler. Die erste Phase des Dialogs von 2003 bis 2009 widmete sich dem Thema Ekklesiologie und führte zu einem gemeinsamen Text mit dem Titel "Wesen, Verfassung und Sendung der Kirche" (Nature, Constitution an Mission of the Church). Eine neue Phase begann 2010 und führte zu einem zweiten, für ihn sehr bemerkenswerten Dokument mit dem Titel: "Die Verwirklichung der Communio im Leben der Alten Kirche und ihre Bedeutung für unsere Suche der Einheit heute" (The Exercise of Communion in the Life of the Early Church and its Implications for Our Search for Communion Today). Es wurde von den Kommissionsmitgliedern 2015 in Rom angenommen.
Seitdem habe sich die Kommission eingehend mit den Sakramenten befasst und konnte nun wiederum ein "äußerst substanzielles Abschlussdokument verabschieden", wie der Salzburger Ostkirchenexperte betonte. Dieses wurde vergangene Woche auch bereits Papst Franziskus überreicht.
In seiner Ansprache hob der Papst die Bedeutung des Dokuments als weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg der Einheit hervor. Er verwies besonders auf drei wichtige Punkte des Dialogs: die Taufe, die pastorale Dimension und lokale Realitäten. In der Taufe finde man "die Grundlage der Gemeinschaft der Christen und unserer Sehnsucht nach vollständig sichtbarer Einheit", sagte Papst Franziskus.
Ökumene habe zudem immer auch einen "pastoralen Charakter". Unter Bezugnahme auf bestehende pastorale Vereinbarungen ermutigte der Papst dazu, "eine umfassendere pastorale Ökumene zu entwickeln". Er wünsche sich eine Ausweitung bereits bestehender pastoraler Vereinbarungen, "vor allem in Situationen, in denen unsere Gläubigen eine Minderheit sind, sowie in der Diaspora."
Abschließend betonte Papst Franziskus, dass "die Ökumene bereits als lokale Realität existiert". Er erinnerte daran, dass die Gläubigen "die Ökumene des Lebens bereits erleben". Die theologische Ökumene dürfe daher nicht nur über die dogmatischen Differenzen nachdenken, die in der Vergangenheit entstanden sind, sondern müsse auch "über die gegenwärtige Erfahrung unserer Gläubigen reflektieren".
Winkler dazu: "Vor allem die Hinweise des Papstes auf die pastorale und lokale Dimension erscheinen mir wichtig. Sie zeigen, dass Papst Franziskus Theologie und konkretes Leben miteinander verbinden möchte." Es müssten unbedingt ökumenische pastorale Übereinkünfte auf lokaler Ebene erreicht werden, "damit die Kirchen auch den Bedürfnissen der Gläubigen gerecht werden können", mahnte Winkler ein. Das decke sich im Übrigen auch mit den Erfahrungen der PRO ORIENTE-Kommission für ökumenische Begegnung zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen.
Während es zwischen der Katholischen Kirche und der Syrisch-Orthodoxen Kirche bereits mehrere sehr hilfreiche Pastoralabkommen gibt und auch die Zusammenarbeit mit der Armenisch-Apostolischen Kirche "fast überall problemlos verläuft", sei dies "nicht in allen geografischen Kontexten gleichermaßen einfach", so Winkler.
Maria im Fokus
Die Kommission hat in Rom auch bereits ein Thema für die Fortsetzung des theologischen Dialogs festgelegt: "Die Heilige Jungfrau Maria in der Lehre und im Leben der Kirche". Das nächste Treffen der Kommission wird dieses Thema von 31. Jänner bis 4. Februar 2023 im Kloster "Anba Bishoy" im Wadi Natrun in Ägypten weiter behandeln.
Die 2003 gegründete Internationale Gemeinsame Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-Orthodoxen Kirchen umfasst Vertreter der Katholischen Kirche, der Koptisch-Orthodoxen Kirche, der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der Armenisch-Apostolischen Kirche, der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche und der Malankara-Orthodoxen Syrischen Kirche.