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PRO ORIENTE trauert um Ostkirchenexperten Prof. Martin Tamcke

Prof. Tamcke starb am 2. November nach langer schwerer Krankheit - Tamcke war einer der weltweit ausgewiesenen Experten für den christlichen Orient und den interreligiösen Dialog

POI 241106

Foto: CCES Sibiu Hermannstadt

Göttingen/Wien, 06.11.24 (poi) Die Stiftung PRO ORIENTE trauert um den deutschen Ostkirchenexperten Prof. Martin Tamcke, der am 2. November nach langer schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren verstorben ist. Tamcke war seit 2006 Konsultor der Stiftung.

Im Fokus der Forschungen von Prof. Tamcke standen die christlichen Kulturen des Vorderen Orients sowie des Mittleren Ostens unter der besonderen Berücksichtigung der interreligiösen Beziehungen in den betreffenden Regionen. Regelmäßig lehrte er an orthodoxen und islamischen Fakultäten im Ausland. Zusätzlich war er Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Gesellschaften und engagierte sich in unterschiedlichen Funktionen in der Evangelische Kirche in Deutschland.

Tamcke (Jahrgang 1955) studierte evangelische Theologie, Philosophie und Orientalistik in Göttingen und war danach sowohl wissenschaftlich tätig als auch im Dienst der evangelischen Landeskirche Hannovers. Seit Mitte der 1980er Jahre hatte er unversitäre Lehraufträge inne, 1999 wurde er Professor für Ökumenische Theologie und Orientalische Kirchen- und Missionsgeschichte an der Universität Göttingen. Ehrendoktorate von Universitäten in Finnland, Rumänien und Indien zeugen von seiner wissenschaftlichen Expertise und seinem fast weltweiten Netzwerk. Er gehörte vielen internationalen wissenschaftlichen Gremien an und war Autor sowie Herausgeber zahlreicher einschlägiger Publikationen.

Kloss: "Ausgewiesener Kenner der Ostkirchen"

"Mit Prof. Tamcke verliert die Stiftung PRO ORIENTE einen langjährigen und hoch geschätzten Konsultor, der nicht nur ein weltweit ausgewiesener Kenner der Ostkirchen, vor allem des Christentums im Nahen und Mittleren Osten war, sondern auch ein wahrer Freund der dort beheimateten Kirchen, der sich mit großer Hingabe für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen in diesen Regionen einsetzte", so PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss anlässlich der Nachricht vom Tod Prof. Tamckes: "Er wird uns, aber vor allem auch den Menschen dort sehr fehlen."

Wie sehr Prof. Tamcke auch in den orientalischen Schwesterkirchen geschätzt wurde, zeigt exemplarisch der Nachruf von Mor Philoxenus Mattias Nayis, Erzbischof und Patriarchalvikar der syrisch-orthodoxen Erzdiözese von Deutschland: Mit Martin Tamcke verliere der christliche Orient eine seiner wichtigsten Persönlichkeiten. "Er galt gleichzeitig als Brückenbauer zwischen den vielen Religionen und brachte diesen gegenüber große Wertschätzung entgegen", so der Erzbischof. Neben seinen wichtigen Leistungen im interreligiösen Dialog habe Tamcke gleichzeitig im Dialog und der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Konfessionen des Christentums grundlegende Akzente gelegt, "wodurch er in der Ökumene einen besonderen Ruf erlangte".

Der Erzbischof würdigt Tamckes wissenschaftliche Arbeiten und seine intensive Dialogarbeit im gesamten Orient bis nach Russland, und nicht zuletzt auch seinen intensiven Einsatz für die Anerkennung des Völkermords an den Christinnen und Christen verschiedener Kirchen im Osmanischen Reich ab 1915.

"Er liebte den Orient mit all seiner Vielfalt, so dass die Orientalische Orthodoxie in seinem Herzen wie eine stille Flamme brannte", so der Erzbischof. Mit Prof. Tamckes Ableben gehe "eine Ära zu Ende".