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PRO ORIENTE-Jugendworkshops starten in "Saison 2025"

Erster ökumenischer Workshop im heurigen Jahr fand in irakischer Hauptstadt Bagdad statt

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Die 2022 begonnenen Nahost-Jugendworkshops der Stiftung PRO ORIENTE gehen auch 2025 weiter. Der erste ökumenische Workshop im heurigen Jahr fand von 30. Jänner bis 1. Februar in der irakischen Hauptstadt Bagdad statt. Die in verschiedenen Kirchen beheimateten jungen Menschen reflektierten im Rahmen der Workshops die politische, ökonomische, gesellschaftliche und kirchliche Situation in ihren Heimatländern und erarbeiteten Zukunftsszenarien für Kirche und Gesellschaft. Die Workshops finden in Kooperation mit der Gruppe "We Choose Abundant Life" statt.

Die jungen Erwachsenen - die meisten kamen aus Bagdad, einige aber auch aus dem Nordirak - setzten sich u.a. mit Fragen der Stärkung des christlichen Zeugnisses im Irak auseinander. Ein Schwerpunkt lag zudem auf dem Umgang mit Traumata und auf spiritueller Beratung und Begleitung.

Viola Raheb, Projektverantwortliche von Seiten der Stiftung PRO ORIENTE, bilanzierte äußerst positiv: "Dieser Workshop war einer der intensivsten und bewegendsten bisher. Die jungen Leute, die schon in jungen Jahren Erfahrungen der Gewalt und des Krieges durchgemacht haben und viele Narben mit sich tragen, konnten nun zum ersten Mal über diese Erfahrungen sprechen und durch Gemeinschaft, spirituelle Begleitung und Gebet gestärkt werden."

Die jungen Erwachsenen seien Gegenwart und Zukunft des christlichen Lebens und Engagements im Irak. "Wir sind aufgerufen, sie auf ihrem Glaubens- und Lebensweg zu begleiten und zu stärken", so Raheb. Diesen Weg wolle PRO ORIENTE auch in Zukunft weitergehen. Nachsatz: "Wir hoffen sehr, dass wir dabei auch weiterhin von anderen unterstützt werden."

Insgesamt nahmen 25 junge Leute aus 10 verschiedenen Kirchen am Workshop teil. Für die überwiegende Mehrheit sei es die erste ökumenische Begegnung gewesen, wie Raheb betonte. Eine Teilnehmende hielt fest: "In diesen drei Tagen hatten Trauer und Freude, Gebet und Meditation ihren Platz. Wir lernten voneinander und sahen, dass Ökumene nicht nur eine Idee ist, sondern ein in Liebe und Einheit gelebtes Leben."

In dem Workshop sei es der Zielsetzung entsprechend gelungen, die christliche Jugend einander näherzubringen, so ein anderer Teilnehmer, "historische Barrieren wurden überwunden". Die geteilten Erfahrungen seien von großem Wert und würden wesentlich zur Einheit unter den Jugendlichen beitragen, sagte eine dritte Teilnehmerin: "Unsere Wege mögen sich trennen, aber der Geist, der uns zusammengeführt hat, bleibt, und die Erinnerung lässt uns sehnsüchtig auf ein Wiedersehen warten."

Neben Viola Raheb wurden die Workshops vom libanesischen Priester und Theologen Prof. Gabriel Hachem, dem maronitischen Priester und Direktor der Päpstlichen Missionsgesellschaften im Libanon, Rouphael Zgheib, sowie der libanesischen Ordensfrau Sr. Emiline Tannous vom Nahost-Kirchenrat geleitet. Alle drei sind Mitglieder der "We Choose Abundant Life"-Gruppe. Außerdem gehörte zum Leitungsteam der irakische Dominikanerpater Amir Jaje, in dessen Kloster in Bagdad der Workshop auch stattfand. Für die erwiesene Gastfreundschaft und die großartige inhaltliche und logistische Unterstützung zeigte sich Viola Raheb sehr dankbar.

Vor Beginn des Workshops besuchte das Leitungsteam gemeinsam mit Raheb in Bagdad einige Bischöfe der Lateinischen, Syrisch-katholischen, Syrisch-orthodoxen und Assyrischen Kirche des Ostens. Besonders in Erinnerung bleiben werde dabei die Begegnung mit Bischof Mor Severius Jamil Hawa, so Raheb. Dieser habe sich noch sehr gut an seinen Besuch in Wien vor rund 30 Jahren bei PRO ORIENTE und seine damalige Begegnung mit Kardinal Franz König erinnern können. Das schon damals gewonnene Vertrauen in die Arbeit von PRO ORIENTE sei auch der Grund dafür gewesen, dass der Bischof die jungen Leute seiner Kirche motiviert hatte, am Workshop teilzunehmen.

Tief bewegend sei auch der Besuch der syrisch-katholischen Sayidat-al-Nejat-Kathedrale in Bagdad gewesen, die das Team gemeinsam mit den Jugendlichen besuchte. IS-Terroristen hatten am 31. Oktober 2010 in dieser Kirche 47 Menschen ermordet.

Am Rande des Workshops hielt Prof. Hachem in der dominikanischen Academy for Human Sciences in Bagdad einen Vortrag zum Thema "Die Christen im Nahen Osten angesichts großer Veränderungen". Mehr als 100 Interessierte waren gekommen, christliche wie muslimische.

Am letzten Tag des Workshops besuchte eine Delegation der Deutschen Bischofskonferenz unter Leitung des Paderborner Erzbischofs Udo Bentz, der sich im Rahmen eines Solidaritätsbesuchs einige Tage lang in Bagdad aufhielt, den Workshop. In einem auf Facebook geteilten Video sagte Bentz: "Ein Wort ist mir sehr hängen geblieben: Die beste Art und Weise, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu gestalten. Dieser Schwung und dieser Mut der jungen Leute hat mich beeindruckt." - Erzbischof Bentz und dessen frühere Diözese Mainz haben die PRO ORIENTE-Initiative in den vergangenen Jahren wie auch heuer finanziell unterstützt, wofür die Stiftung sehr dankbar ist.