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Plädoyers für Kircheneinheit zum Auftakt der Plenartagung der CEE-Kommission von PRO ORIENTE

Kommission für ökumenische Begegnung zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen tagt bis Donnerstag in Wien - PRO ORIENTE-Präsident Kloss: "Nur wenn wir mehr voneinander wissen und wirklich gemeinsam als Christen handeln, werden wir den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sein"

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Foto: PRO ORIENTE

In Wien hat Dienstagvormittag die PRO ORIENTE-Kommission für ökumenische Begegnung zwischen der katholischen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen ihre inhaltlichen Beratungen aufgenommen. Bis einschließlich Donnerstag diskutieren Vertreterinnen und Vertreter der katholischen Kirche und der orientalisch-orthodoxen Kirchen über die Rezeption der Ergebnisse des offiziellen Dialogs zwischen ihren Kirchen. Es ist die zweite Plenartagung des 2015 von der Stiftung PRO ORIENTE gegründeten Gremiums.

"Nur wenn wir mehr voneinander wissen und wirklich gemeinsam als Christen handeln, werden wir den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sein", betonte PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss in seinem Grußwort. Die Ökumene gehe alle Mitglieder der Kirche an, nicht nur hochrangige Kirchenführer und renommierte Theologen. Alle Teile des Volkes Gottes sollten einbezogen werden, so Kloss. In besonderer Weise zeigte sich der PRO ORIENTE-Präsident auch über die an der Tagung teilnehmenden jungen Theologinnen und Theologen erfreut.

Die orientalisch-orthodoxen Kirchen könnten aktuell mit ihren Traditionen und Strukturen der Synodalität sehr viel zum ökumenischen Dialog beitragen, so Kloss weiter. PRO ORIENTE bemühe sich, die Katholische Kirche in ihrem Bestreben zu unterstützen, "von unseren Schwesterkirchen in Bezug auf ihr Synodalitätszeugnis zu lernen".

Kardinal Christoph Schönborn hat in einem Grußwort an die Teilnehmenden betont, dass in der gegenwärtigen Zeit mit Krieg, Flüchtlingsleid und vielfachen Sorgen dem Dialog im allgemeinen und dem ökumenischen Dialog im Besonderen noch mehr Bedeutung zukomme. "Der Dialog hat eine besondere Dringlichkeit", so Schönborn wörtlich in seinem Grußwort, das von PRO ORIENTE-Präsident Kloss verlesen wurde. Der Wiener Erzbischof und Vorsitzende des Kuratoriums von PRO ORIENTE zeigte sich zuversichtlich, dass die Tagung ein weiterer Schritt hin zur Annäherung an die volle Gemeinschaft der Kirchen sein werde.

Schönborn gedachte in seinem Grußwort auch des koptischen Abtbischofs Epiphanios, der bis zu seiner Ermordung 2018 die Koptisch-orthodoxe Kirche in der Kommission vertreten hatte. Der Kardinal war auf seiner Ägyptenreise im Oktober 2016 gemeinsam mit einer PRO ORIENTE-Delegation u.a. auch im Makarios-Kloster im Wadi Natrun zu Besuch, wo er von Abt Epiphanios herzlich empfangen wurde.

Ökumene ist Sache des gesamten Volkes Gottes

P. Hyacinthe Destivelle vom Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen überbracht Grüße von Einheitsratspräsident Kardinal Kurt Koch. Destivelle erinnerte u.a. an das Ökumene-Schreiben "Ut unum sint" von Papst Johannes Paul II., in dem dieser schon betont habe, dass die Ökumene das gesamte Volk Gottes angehe. Der Heilige Stuhl sei der Stiftung PRO ORIENTE für ihre ökumenischen Initiativen zutiefst dankbar.

Diesem Dank schloss sich auch der syrisch-orthodoxe Patriarch Ingatius Afrem II. an. Seine Grüße überbrachte Metropolit Mor Polycarpus Aydin. Die Arbeit von PRO ORIENTE habe die Kirchen einander bereits näher gebracht und er hoffe auf eine weitere reiche ökumenische Ernte. Er erinnerte auch an den syrisch-orthodoxen Metropoliten von Aleppo, Mor Gregorios Youhanna Ibrahim, der 2013 gemeinsam mit seinem griechisch-orthodoxen Amtsbruder Metropolit Boulos Yazigi entführt wurde. Von den beiden fehlt bis heute jede Spur.

Seine besten Wünsche für die Tagung bestellte auch der koptische Papst-Patriarch Tawadros II. Die Grüße des koptisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts wurde von Bischof Anba Angelos übermittelt. Er erinnerte auch an die Freundschaft zwischen Papst Franziskus und Patriarch Tawadros. Die beiden Kirchenoberhäupter hätten einander u.a. versprochen, täglich füreinander zu beten.

Inoffizieller und offizieller Dialog

Die "Commission for Ecumenical Encounter between the Catholic Church and the Oriental Orthodox Churches" (CEE) von PRO ORIENTE wurde im November 2015 begründet, um dem inoffiziellen Dialog zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen neuen Auftrieb zu geben. Wissenschaftlicher Leiter der Kommission ist der Grazer Ostkirchen- und Ökumene-Experte Prof. Pablo Argarate. Da dieser krankheitsbedingt nicht vor Ort sein kann, hat der Salzburger Ostkirchenexperte Prof. Dietmar Winkler die Leitung der Tagung übernommen. Winkler betonte in seinen einleitenden Worten die komplexen Vorgänge der Rezeption kirchlicher Übereinkünfte und Ergebnisse theologischer Beratungen. Es reiche jedenfalls nicht aus, einfach zu beklagen, dass nichts darüber bekannt ist. Hier sei jede und jeder aufgerufen, auf unterschiedlichen Ebenen zu handeln.

Die bloße Verkündung und Annahme einer lehrmäßigen oder kanonischen Entscheidung durch die kirchliche Autorität oder eines gemeinsamen Dokuments durch eine offizielle Dialogkommission sei nur ein Teil der Rezeption und nicht ausreichend, so Winkler. Der Rezeptionsprozess sei auch ein Prozess der Prüfung, Aneignung und Einarbeitung von Entscheidungen und Ergebnissen in das Leben der Kirche und der Gläubigen. Die Genehmigung und Veröffentlichung eines Dokuments sei demnach nur der Ausgangspunkt des Rezeptionsprozesses.