Ostkirchen-Expertinnen und -Experten verurteilen russischen Angriff auf die Ukraine
"Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens": Invasion Russlands in die Ukraine ist massive Verletzung des Völkerrechts - Brücken zwischen Wissenschaftlern in den verschiedenen Nationen und Kirchen aber nicht gänzlich abbrechen, sondern diese als Grundlage zur Wiederherstellung des Friedens begreifen
"Erschüttert, schockiert und fassungslos" über die russische Aggression hat sich die "Gesellschaft zum Studium des Christlichen Ostens" (GSCO) gezeigt. In einer Aussendung wird die Invasion Russlands in die Ukraine auf das Schärfste als massive Verletzung des Völkerrechts verurteilt. Zugleich wird dafür plädiert, auf wissenschaftlicher Ebene, für die die GSCO spricht, Kommunikationskanäle zur russischen Seite offenzuhalten – "um des Friedens willen".
Die GSCO vereint als Arbeitsgemeinschaft mehr als 100 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im deutschen Sprachraum, die sich mit dem Christlichen Osten befassen. In ihrer internationalen und ökumenischen Ausrichtung verbindet sie Angehörige aller am Konflikt beteiligten Nationen sowie der verschiedenen orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen weltweit. Zahlreiche Mitglieder der GSCO gehören in unterschiedlichen Funktionen auch zum PRO ORIENTE-Netzwerk von Expertinnen und Experten über den christlichen Osten.
Die GSCO verweist auf die mahnenden Worte von Metropolit Onufrij, Oberhaupt der Ukrainischen Orthodoxen Kirche, die in Gemeinschaft mit dem Moskauer Patriarchat steht, wonach der Krieg zwischen dem russischen und dem ukrainischen Volk weder vor Gott noch vor den Menschen zu rechtfertigen sei.
In der Aussendung wird davor gewarnt, dass der nun bereits entstandene Riss, der Europa und die Welt entzweit, zur unüberwindlichen Kluft wird. Mit großer Besorgnis beobachte man, wie über Jahrzehnte hinweg mühsam aufgebaute Kooperationen und Partnerschaften mit einem Mal beendet werden. Als wissenschaftliche Vereinigung plädiere man deshalb dafür, "selbst angesichts dieser dramatischen Situation, die bestehenden Brücken zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den verschiedenen Nationen und Kirchen nicht gänzlich abzubrechen, sondern sie vielmehr als Grundlage zur Wiederherstellung des Friedens zu begreifen".
Die gegenseitige, tiefgreifende Kenntnis und die innere Wertschätzung des Reichtums der unterschiedlichen Kulturen könnten Wege zu einer nachhaltigen Verständigung über Fragen der Zukunft weisen, so die GSCO: "Wir stehen daher dezidiert ein für die Freiheit der Wissenschaft, für offene Kommunikationskanäle und für den Dialog um der Versöhnung und des Friedens willen."
In der jetzigen Situation gelte freilich zuallererst die Anteilnahme der GSCO "den Menschen, die unschuldige Opfer eines aggressiven Angriffskrieges geworden sind und deren Menschenwürde massiv verletzt wird. Wir alle haben Kolleginnen und Kollegen und viele gute Freunde, die in diesen Tagen bitteres Leid erdulden müssen. Wir rufen dazu auf, all diesen Menschen durch humanitäre Hilfe und Gebete zu helfen und nicht müde zu werden, für den Frieden einzustehen!"