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Orthodoxer Theologe: Theologie muss sich kritisch mit Machtstrukturen auseinandersetzen

Aus Bosnien stammender und in Schweden lehrender Theologe Davor Dzalto betont in PRO ORIENTE-Blog Einsatz für die Freiheit und Würde des Menschen - Auftakt zu Serie von Blog-Beiträgen über jüngste PRO ORIENTE-Konferenz in Bosnien-Herzegowina

POI 240808

Foto: Ivana Todorović

Wien, 08.08.24 (poi) Aufgabe der Theologie ist es immer auch, sich kritisch mit Machtstrukturen und Unterdrückung, in welcher Form auch immer, auseinanderzusetzen und für die Freiheit und Würde des Menschen einzutreten. Das betont der bosnische Theologe und Philosoph Prof. Davor Dzalto in einem aktuellen Beitrag des PRO ORIENTE-Blogs (https://www.pro-oriente.at/blog/)

Theologie - verstanden als "kritischer Diskurs" - bedeute, "dass wir wachsam bleiben und uns aktiv und kreativ für die Entlarvung, Delegitimierung und Hinterfragung von Machtmissbrauch und gegen unrechtmäßige Machtausübung einsetzen sollten". Ausdrücklich spricht der Theologe dabei auch - aber natürlich bei Weitem nicht nur - Formen der Unterdrückung im Namen des Christentums an.

Aus christlicher Sicht geschehe dieser kritische Einsatz freilich nicht im Namen eines abstrakten Humanismus, sondern sei Ausdruck des Glaubens, "dass jeder Mensch ein Abbild des lebendigen Gottes ist und Freiheit und Liebe der eigentliche 'Stoff' sind, aus dem unsere eschatologische Existenz besteht", so Dzalto. Er lehrt u.a. am University College Stockholm.

Die Stiftung PRO ORIENTE hat dieser Tage eine neue Serie von Blog-Einträgen gestartet, in der Teilnehmende der jüngsten PRO ORIENTE-Konferenz in Trebinje (Bosnien-Herzegowina) zu Wort kommen und (im Wochenrhythmus) die zentralen Anliegen ihrer Vorträge und Beiträge bei der Tagung auf den Punkt bringen. Prof. Dzalto macht den Anfang.

Die Tagung vom 29. Mai bis 1. Juni stand unter dem Motto "Die Kluft überwinden - Prozesse der Heilung verwundeter Erinnerungen im früheren Jugoslawien". Sie war Teil des PRO ORIENTE-Projekts "Healing of Wounded Memories" (Verletzte Erinnerungen heilen). Ein Video mit Einblicken von der Veranstaltung ist auf dem YouTube-Kanal von PRO ORIENTE abrufbar (https://www.youtube.com/@prooriente5059/videos).

Die Tagung wurde von der Kommission für den orthodox-katholischen Dialog der Stiftung PRO ORIENTE in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Philosophie und Theologie in Trebinje (CEFIT) organisiert. Tagungsort waren Räumlichkeiten der serbisch-orthodoxen Diözese Zahumlje und Herzegowina, die die Konferenz auch logistisch unterstützte. Ermöglicht wurde die Tagung durch die finanzielle Hilfe von Renovabis (Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland), der Stiftung "Living together in Europe", dem CEFIT und dem UNESCO-Lehrstuhl für interkulturellen und interreligiösen Dialog in Südosteuropa an der Universität Graz.

Das PRO ORIENTE-Projekt "Healing of Wounded Memories" hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz werden nun 2024 und 2025 in regionalen Workshops in diesen Regionen vertieft. Der nächste Workshop ist für Herbst 2024 im Nahen Osten geplant.