Pro Oriente
News / Orthodoxe Kirche Nordmazedoniens: Belgrad und Skopje lösen letzte offene Frage

Orthodoxe Kirche Nordmazedoniens: Belgrad und Skopje lösen letzte offene Frage

Vier bislang serbisch-orthodoxe Bischöfe mit Sitz in Nordmazedonien wechseln in die Orthodoxe Kirche Nordmazedoniens

POI 230523

Foto: Dragan S.Tanasijevic/spc.rs

Belgrad, 23.05.23 (poi) Der Hl. Synod der Serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) hat auf seiner jüngsten Sitzung in Belgrad die aus Sicht der serbischen Kirche letzte offene Frage im Blick auf die Kirche Nordmazedoniens gelöst. Die SOK hatte im vergangenen Jahr die Orthodoxe Kirche Nordmazedoniens in die Unabhängigkeit (Autokephalie) entlassen, einige Fragen mussten aber noch gelöst werden, denn die SOK hatte in der jahrzehntelangen Zeit des Schismas mit Mazedonien eigene Bischöfe im Land eingesetzt. Vier serbisch-orthodoxe Bischöfe residieren aktuell mit eigenem Jurisdiktionsgebiet in Nordmazedonien. Für sie wurde nun eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung gefunden, wie einer Erklärung des Patriarchats in Belgrad zu entnehmen ist.

Der Heilige Synod der nordmazedonischen Kirche hatte im April dafür gestimmt, diese vier Bischöfe in die eigene Kirche aufzunehmen und zu integrieren. Dieser Beschluss des Synods der nordmazedonischen Kirche wurde nun vom Synod der SOK bestätigt. An der Bischofsversammlung in Belgrad nahm u.a. auch der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) teil.

Die serbisch-orthodoxen Bischöfe drückten bei ihrer Versammlung auch nochmals den Opfern und Angehörigen der Opfer der jüngsten Schießereien in Serbien ihr Mitgefühl aus. Zugleich bekräftigten sie einmal mehr, dass für die SOK der Kosovo stets Teil Serbiens bleiben werde. Die Bischöfe riefen zudem einmal mehr die internationale Staatengemeinschaft auf, gegen die "Verfolgung" der Ukrainisch-orthodoxen Kirche durch die staatlichen ukrainischen Behörden einzuschreiten.

Die Anerkennung der völligen Unabhängigkeit der nordmazedonischen Kirche durch die Serbisch-orthodoxe Kirche 2022 beendet einen 55 Jahre langen Konflikt, denn nachdem sich die Kirche der südlichsten jugoslawische Teilrepublik 1967 einseitig vom Belgrader Patriarchat getrennt hatte, galt sie in der Gesamtorthodoxie als "schismatisch".

Auch die Rückkehr in die Orthodoxie gestaltete sich aber nicht konfliktfrei. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hatte zuerst Anfang Mai 2022 die eucharistische Gemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche wiederhergestellt. Es räumte zudem der SOK das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien zu regeln. Die serbische Kirchenleitung billigte schließlich einstimmig die kirchliche Unabhängigkeit Nordmazedoniens. Und noch im Mai 2022 verlieh der serbische Patriarch Porfirije der Orthodoxen Kirche Nordmazedoniens mit einem Tomos die Autokephalie. Allerdings sehr zum Missfallen Konstantinopels. Denn dieser letzte Schritt ist nach Auffassung Konstantinopels allein dem Ökumenischen Patriarchen vorbehalten.

Der Tomos der Serbischen Kirche wurde inzwischen allerdings von den orthodoxen Kirchen von Russland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainisch-orthodoxe Kirche) sowie der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei anerkannt.

Das Ökumenische Patriarchat sieht in diesen Anerkennungen eine Verletzung der kirchlichen Ordnung. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt die Autokephalie der nordmazedonischen Orthodoxie aus dem gleichen Grund ebenfalls (noch) ab. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche auf. Auch die Georgisch-orthodoxe Kirche hat inzwischen die Eucharistiegemeinschaft aufgenommen, allerdings noch nicht die Autokephalie anerkannt, ebenso die Orthodoxe Kirche Albaniens.

Konfliktträchtig ist auch die Bezeichnung der nordmazedonischen Orthodoxie. Von der Serbisch-orthodoxen Kirche wurde sie als "Mazedonische Orthodoxe Kirche - Erzbistum Ohrid" in die Unabhängigkeit entlassen, was aber nicht nur auf Gegenliebe stößt. Die Orthodoxe Kirche in Griechenland und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel stoßen sich an der Bezeichnung "mazedonisch", da sie den Namen exklusiv für die griechische Region Mazedonien beanspruchen. Die Bulgarisch-orthodoxe Kirche wiederum lehnt die Bezeichnung "Ohrid" ab, weil sie sich selbst in der Nachfolge des antiken Erzbistums von Ohrid sieht.