Linz: Bischof Scheuer und PRO ORIENTE luden zum Ökumenischen Empfang
Linzer PRO ORIENTE-Obmann Pühringer: Ausgezeichnete Beziehungen der christlichen Kirchen in Oberösterreich – PRO ORIENTE-Präsident Kloss: Unterschiede zwischen den Kirchen als Vielfalt und Reichtum sehen
Linz, 14.06.23 (poi) Zum gemeinsamen Zeugnis der Kirchen in der Gesellschaft gibt es für den Linzer Bischof Manfred Scheuer keine Alternative. Gemeinsam mit der Linzer PRO ORIENTE-Sektion lud Scheuer am Dienstagabend zum traditionellen Ökumenischen Empfang ins Linzer Bischofshaus. Auftakt war ein ökumenisches Abendlob in der Kapelle des Bischofshofes. Im Anschluss dankte der frühere OÖ-Landeshauptmann und nunmehrige Linzer PRO ORIENTE-Vorsitzende Josef Pühringer den Kirchen im Land für ihr ökumenisches Engagement. Pühringer hob die ausgezeichneten Beziehungen der christlichen Kirchen in Oberösterreich hervor und bat zugleich, sich weiterhin in der Ökumene zu engagieren, auch wenn man sich manchmal ein höheres Tempo in der Lösung kirchenrechtlicher Fragen wünschen würde.
Wie Bischof Scheuer sagte, müssten die Kirchen sich mit drängenden Fragen des Klimaschutzes, der Nachwirkungen der Covid-Pandemie und des Rückgangs des Personals beschäftigen, auf die es keine raschen Antworten und einfachen Patentrezepte gebe.
Der Linzer Bischof erinnerte auch an die jüngste Einweihung einer orthodoxen Gedenkkapelle durch den serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije auf dem Gelände des Soldatenfriedhofs in Mauthausen. Und er hob weiters hervor, dass viele Christinnen und Christen während der beiden Weltkriege ein Zeugnis ihres Glaubens gegeben hätten. Namentlich hob Scheuer den lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer und den katholischen Jesuiten P. Alfred Delp hervor, die beide in Konzentrationslagern bzw. Gefängnissen wegen ihres Glaubens ums Leben kamen. Am Ende seiner Begrüßung wandte sich Scheuer nochmals an die Anwesenden und bedankte sich: "Danke für euer Zeugnis für den gekreuzigten und auferstandenen Herrn."
Im Rahmen des Empfangs gaben die Neuapostolische, die Koptisch-orthodoxe und die Evangelische Kirche sowie die Stiftung PRO ORIENTE Einblicke in ihre Arbeit im vergangenen Jahr. PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss betonte in seinem Statement, dass in Oberösterreich die Kirchen in regem Austausch stünden und das Bundesland als Vorbild betrachtet werden könne. Bei allen Unterschieden solle das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden; die Unterschiede sollten als Vielfalt, und Reichtum gesehen werden, den es zu pflegen gelte. Kloss erinnerte u.a. auch daran, dass die Stiftung im vergangenen Jahr drei internationale Konferenzen in Rom veranstaltet hatte, in deren Rahmen die synodalen Erfahrungen der orthodoxen und orientalischen Kirchen für den Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche fruchtbar gemacht werden sollten. Bezüglich kirchlicher Synodalität könne die Katholische Kirche im Vorfeld der Weltsynode unter Papst Franziskus einiges von ihren Schwesterkirchen lernen, zeigte sich Kloss überzeugt.
Hans-Jürgen Brunner als Vertreter der Neuapostolischen Kirche, die erstmals beim Ökumene-Empfang vertreten war, stellte seine Gemeinschaft vor und sprach von der in seiner Kirche in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewachsenen Erkenntnis der Bedeutung der Ökumene. Der koptisch-orthodoxe Vertreter Antonius Abusif erläuterte auf die Frage, was das Spezifikum der Koptisch-orthodoxen Kirche sei, dass sie einerseits eine Kirche der Märtyrer sei, andererseits unter anderem aber auch eine Kirche der Hymnen, der Lobgesänge auf Gott, deren Melodie bis in die Tradition der Pharaonen zurückreiche.
Superintendent Gerold Lehner von der Evangelischen Kirche ließ das Arbeitsjahr Revue passieren und zeigte auf, dass sich seine Kirche in einer ähnlichen Situation wie die katholische Schwesterkirche befinde. Es gebe auch in der Evangelischen Kirche in Oberösterreich Personalsorgen, und ebenso sei die Strukturdebatte angelaufen; nun müsse über neue Modelle der Gemeindeleitung nachgedacht werden. Doch bei allen anstehenden Herausforderungen sah Lehner Zukunftspotenzial. Mit Blick auf die Ökumene sei nun die Zeit der kleinen Schritte der Arbeit an der Basis – in der Hoffnung, dass so der Boden bereitet werde für kommende größere Bewegungen und Veränderungen.
Die Linzer Pastoraltheologin Klara-Antonia Csiszar analysierte in ihrem Vortrag die Situation der Kirchen in ihrem Herkunftsland Rumänien. Nach vier Jahrzehnten des Kommunismus stünden die Kirchen nun vor der Entscheidung, ob sie in Zukunft verstärkt in praktisch orientierten Feldern zusammenarbeiten (Sozial- und Bildungsbereich, Gefängnisseelsorge etc.) oder ob sie sich weiterhin auf ihre Identitätsfindung durch Abgrenzung fixieren wollten. Csiszar plädierte mit Blick auf Rumänien für eine stärkere Orthopraxie, eine Zusammenarbeit im Sinne der christlichen Spiritualität, welche in Oberösterreich ihrer Wahrnehmung nach bereits sehr gut funktioniere. Die Theologin rief dazu auf, bei allen Trennungen zwischen den Kirchen das nicht zu übersehen, was man bereits gemeinsam erreicht habe: "Und das sind gesellschaftlich engagierte Kirchen, die vereint sind in der Ökumene."