Kosovo-Konflikt: Patriarch Porfirije ruft zum Frieden auf
Serbisch-orthodoxer Patriarch in Botschaft anlässlich der jüngsten gewalttätigen Auseinandersetzungen im Kosovo: Es braucht Sicherheit für alle Bewohner
Belgrad, 30.05.23 (poi) Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije hat sich Montagabend mit einem dringlichen Friedensaufruf an die Öffentlichkeit in Serbien und im Kosovo gewandt. Im Anschluss an einen Gottesdienst in der Belgrader Sava-Kathedrale hielt der Patriarch eine kurze Ansprache, die via Video vom Belgrader Patriarchat verbreitet wurde. Darin plädiert der Patriarch eindringlich für Frieden und Versöhnung im Kosovo. Er bitte und bete um Sicherheit für die Serben im Kosovo, genauso aber auch für alle anderen Menschen, die im Kosovo leben, so der Patriarch.
Kosovo-Metohija ist das Herzstück bzw. Kernland der Serbisch-orthodoxen Kirche. Eine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien lehnt die Kirche ab. Gleichwohl hat sich Patriarch Porfirije immer wieder für Versöhnung zwischen Serben und Kosovo-Albanern ausgesprochen.
Porfirije war bereits wenige Wochen nach seiner Wahl im Februar 2021 im Kloster Pec, wo er zu Frieden und Versöhnung in Kosovo-Metohija aufrief. An die serbische Minderheit im Kosovo appellierte der Patriarch, in ihrer Heimat zu bleiben und durchzuhalten. Zugleich betonte er, dass ein gemeinsames Leben von Serben und Kosovo-Albanern in Frieden im Kosovo nicht nur möglich, sondern auch unbedingt geboten sei. Serben und Kosovo-Albaner seien Brüder, zur Verständigung und zum gemeinsamen Leben gebe es keine Alternative.
Am Montag war es im Norden des Kosovo zu heftigen Zusammenstößen von Serben mit der Kosovo-Schutztruppe KFOR gekommen. Dabei wurden rund 30 KFOR-Soldaten und mehr als 50 Serben verletzt. Der aktuelle Hintergrund: Im April fanden im mehrheitlich serbisch bewohnten Norden des Kosovo Bürgermeisterwahlen statt, die von der serbischen Bevölkerung aber boykottiert wurden, weshalb die gewählten Bürgermeister nur aus der albanischen Volksgruppe kommen. Aufgebrachte Serben wollten die neuen Bürgermeister nun in einigen Orten daran hindern, in die Gemeindeämter zu gelangen.
Serbien hatte bereits am vergangenen Freitag nach ersten Zusammenstößen seine Streitkräfte in "höchste Alarmbereitschaft" versetzt. Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti und der serbische Präsident Aleksandar Vucic beschuldigten einander am Montagabend wechselseitig wegen der Zusammenstöße.