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Katholisch-orthodoxe Dialogkommission verabschiedet Konsensdokument

Theologinnen und Theologen der orthodoxen und katholischen Kirche tagten unter dem Vorsitz von Kurienkardinal Koch und Metropolit Job in Alexandrien und beschlossen Erklärung "Synodalität und Primat im zweiten Jahrtausend und heute"

POI 230615

Fotos: christianunity.va

Alexandrien, 15.06.23 (poi) Die Gemeinsame Internationale Kommission für den Theologischen Dialog zwischen der Römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche hat auf ihrer jüngsten Vollversammlung in Alexandrien das Dokument "Synodalität und Primat im zweiten Jahrtausend und heute" verabschiedet. Damit wurde ein weiterer wichtiger Schritt im theologischen Dialog zwischen katholischer und orthodoxer Kirche vollzogen. An dem Dokument wurde mehrere Jahre intensiv gearbeitet.

Die Vollversammlung fand vom 1. bis 7. Juni in der ägyptischen Küstenstadt Alexandrien statt. Unter dem Vorsitz von Kurienkardinal Kurt Koch und Metropolit Job (Getcha) nahmen Vertreter von insgesamt zehn orthodoxen Kirchen und 18 katholische Theologinnen und Theologen an der Vollversammlung teil. Vertreten waren auf orthodoxer Seite die Patriarchate von Konstantinopel, Alexandrien und Jerusalem sowie die Rumänisch- und Georgisch-orthodoxen Kirchen, weiters die orthodoxen Kirchen von Zypern, Griechenland, Polen, Albanien sowie der Tschechischen Länder und der Slowakei.

Der offizielle bilaterale katholisch-orthodoxe Dialog wurde 1980 aufgenommen. Inklusive Alexandrien haben bisher 15 Vollversammlungen der Dialogkommission stattgefunden, die je 30 katholische bzw. orthodoxe Mitglieder hat. Die letzte Vollversammlung vor Alexandrien fand 2016 im italienischen Chieti statt.

Den Vorsitz über die Dialogkommission teilen sich Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, und Erzbischof Job (Getcha) vom Ökumenischen Patriarchat. Zwischen den Vollversammlungen findet die Arbeit im Rahmen des Koordinierungsausschusses statt, der die Vollversammlungen inhaltlich vorbereitet.

Der Koordinierungsausschuss war zuletzt im November 2018 und November 2019 im Kloster Bose (Italien) und im Mai 2022 in Rethymno (Kreta) zusammengekommen, um an dem Textentwurf zu arbeiten. Dieser wurde nun in Alexandrien nochmals intensiv diskutiert, bestehende Missverständnisse wurden laut Kommuniqué ausgeräumt, Änderungen eingearbeitet und der finale Text schließlich angenommen. Allerdings heißt es im Kommuniqué auch, dass die orthodoxe Kirche von Georgien mit einigen Abschnitten nicht einverstanden ist.

Die Dialogkommission hält in dem Konsensdokument fest, dass die Kirche weder als Pyramide verstanden werden könne, in der ein Primas von der Spitze aus regiert, noch als eine Föderation autarker Kirchen. Die historische Untersuchung der Synodalität und des Primats im zweiten Jahrtausend habe gezeigt, "dass beide Ansichten unangemessen sind". Ebenso sei klar geworden, dass für römisch-katholische Christinnen und Christen Synodalität nicht ausschließlich im Sinne von Beratung zu verstehen sei, und für orthodoxe der Primat mehr sei als nur ein Ehrentitel.

Weiters wird in dem Dokument festgehalten, dass das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) neue Perspektiven eröffnet habe, indem es das Geheimnis der Kirche grundlegend als eines der Gemeinschaft interpretierte. Heute gebe es in der Römisch-katholischen Kirche zunehmende Bemühungen, die Synodalität auf allen Ebenen zu fördern. Es bestehe auch die Bereitschaft, das, was man als das patriarchale Amt des Papstes innerhalb der westlichen/lateinischen Kirche bezeichnen könnte, von seinem Dienst im Hinblick auf die Gemeinschaft aller Kirchen zu unterscheiden. Dies biete neue Möglichkeiten für die Zukunft.

In der orthodoxen Kirche würden zugleich Synodalität und Primat auf panorthodoxer Ebene gemäß der kanonischen Tradition durch die Abhaltung von Heiligen und Großen Konzilien ausgeübt, wie es in dem Dokument heißt.

Synodalität und Primat müssten aus theologischer Sicht jedenfalls als "miteinander verbundene, komplementäre und untrennbare Wirklichkeiten" gesehen werden. Rein historische Diskussionen reichten freilich nicht aus. Die Kirche sei tief im Geheimnis der Heiligen Dreifaltigkeit verwurzelt, und eine eucharistische Ekklesiologie der Gemeinschaft sei der Schlüssel zur Formulierung einer "soliden Theologie der Synodalität und des Primats".

Die gegenseitige Abhängigkeit von Synodalität und Primat sei ein grundlegendes Prinzip im Leben der Kirche. Es sei untrennbar mit dem Dienst an der Einheit der Kirche auf lokaler, regionaler und universaler Ebene verbunden. Das erste Jahrtausend biete wertvolle Anhaltspunkte für die Anwendung dieses grundsätzlichen Prinzips. Diese Grundsätze müssten freilich unter aktuellen Umständen entsprechend "neu und richtig" angewendet werden.

Sieben Konsensdokumente

Sieben Konsensdokumente konnten bisher von der Dialogkommission veröffentlicht werden: "Das Mysteriumder Kirche und der Eucharistie im Licht des Mysteriums der Heiligen Dreifaltigkeit" (München 1982), "Glaube, Sakramente und die Einheit der Kirche" (Bari 1987), "Das Weihesakrament in der sakramentalen Struktur der Kirche mit besonderer Berücksichtigung der Bedeutung der Apostolischen Sukzession" (Uusi Valamo 1988), "Der Uniatismus: Eine Methode der Vergangenheit und die gegenwärtige Suche nach voller Gemeinschaft" (Balamand 1993), "Kirchliche Gemeinschaft, Konziliarität und Autorität" (Ravenna 2007), "Synodalität und Primat im Ersten Jahrtausend" (Chieti 2016) sowie nun "Synodalität und Primat im zweiten Jahrtausend und heute" (Alexandrien 2023).