Irak: Chaldäisch-katholische Bischöfe rufen Gläubige zur Einheit auf
Synode der Kirche tagte in Bagdad - Patriarch Sako: Spaltung unter Bischöfen und Gläubigen bringt niemandem Vorteile
Bagdad, 19.07.24 (poi) Die Bischöfe der Chaldäisch-katholischen Kirche haben in einer Botschaft, die sie bei ihrer Synode in der irakischen Hauptstadt Bagdad verabschiedeten, ihre Gläubigen weltweit zu "Einheit und Zusammengehörigkeit" aufgerufen, wie das chaldäische Patriarchat mitteilte. Die Synode geht an diesem Freitag zu Ende.
In ihrer Botschaft ermutigten die Bischöfe die Mitglieder ihrer Kirche, trotz der schweren Prüfungen, die sie in den letzten Jahren erlebt haben, fest im Glauben zu bleiben. Die Bischöfe spielen damit vor allem auf die dramatischen Entwicklungen im Irak in den vergangenen gut 20 Jahren an, die eine große Zahl der Christinnen und Christen zum Verlassen des Landes zwang. "Schart euch wie immer um eure Hirten", so der Appell der Bischöfe. Einheit und Zusammengehörigkeit führten zum Heil, Spaltung und Zerstreuung hingegen ins Verderben.
Die Bischöfe versichern in ihrer Botschaft den Christinnen und Christen, "dass wir an eurer Seite stehen und alles für euch tun, was wir können, und eure vollen Rechte einfordern".
Die chaldäischen Bischöfe tagten unter dem Vorsitz des Kirchenoberhaupts Patriarch Kardinal Louis Sako. Im August 2023 hatte sich Patriarch Sako nach Erbil in die Autonome Region Kurdistan zurückgezogen, nachdem ein Streit zwischen Iraks Präsidenten Abdul Latif Raschid und der Chaldäischen Kirche eskaliert war. Raschid hatte unter Einfluss der "Babylon-Brigaden", der einzigen christlichen Miliz im Irak, ein Dekret seines Vorgängers aufgehoben, das dem Patriarchen weitreichende Befugnisse zur Verwaltung chaldäischer Stiftungsangelegenheiten einräumte. Erst im April, nach acht Monaten Konflikt, kehrte Sako an seinen Amtssitz Bagdad zurück, nachdem er dazu vom irakischen Ministerpräsidenten Mohammed Schia Al-Sudani eingeladen wurde. Inzwischen hat der Patriarch auch wieder alle früheren rechtlichen Befugnisse zugestanden bekommen. Am Donnerstag waren die Bischöfe in Bagdad mit Ministerpräsident Al-Sudani zusammengetroffen.
In seiner Eröffnungsrede am 15. Juli dankte Sako den Bischöfen für ihre Unterstützung im vergangenen schwierigen Jahr. Und er rief auch die Bischöfe zur Einigkeit auf. Jede Spaltung sei zerstörerisch, schaffe Zweifel unter den Gläubigen und bringe letztlich niemandem Vorteile, so der Patriarch. Indirekt sprach der Patriarch auch jene Bischöfe an, die der Einladung zur Synode nicht gefolgt waren. Probleme sollten immer in einem verantwortungsvollen und ehrlichen Dialog angegangen werden, anstatt zu boykottieren, so der Patriarch, der am 4. Juli seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte.
Im Rahmen der Synode diskutierten die Bischöfe u.a. über die Herausforderungen im Blick auf geistliche Berufungen. Außerdem wurden auch einige Personalentscheidungen getroffen. Die Synode verlängerte etwa die Amtszeit von Bischof Antoine Audo. Er leitet seit 1992 die chaldäisch-katholische Diözese von Aleppo in Syrien und ist bereits 78 Jahre alt. Zum neuen Generalsekretär der Synode wurde Bischof Felix Dawood Al Shabi, Leiter der chaldäisch-katholischen Diözese von Zakho im Norden des Irak ernannt.
Zudem schickten die Synodenväter auch einen Brief an Papst Franziskus, in dem sie ihm für seine Unterstützung für die Christinenn und Christen im Irak dankten und an seinen historischen Besuch im Irak im Jahr 2021 erinnerten. "Wir wissen, dass Sie die christliche Präsenz im Nahen Osten nachdrücklich verteidigen, und deshalb bitten wir Sie, für uns zu beten und uns und alle unsere wachsenden Gemeinschaften in der Diaspora zu segnen", so die Bischöfe wörtlich.
Die Chaldäisch-katholische Kirche ist im 16. Jahrhundert aus der Assyrischen Kirche des Ostens hervorgegangen. Sie ist heute zahlenmäßig größer als diese, zu ihr gehören weltweit rund 650.000 Gläubige. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in Bagdad (Irak), ein großer Teil der Gläubigen lebt aber in den USA, Westeuropa und Australien. Im Nahen Osten gibt es bedeutende chaldäische Gemeinden im Irak, in Syrien, dem Libanon und im Iran.