Gaza: Reste einer byzantinischen Kirche für Öffentlichkeit zugänglich gemacht
Kirche im Flüchtlingslager Jabaliya geht auf das 5. Jahrhundert zurück – Region von Gaza gehörte zu den Zentren des frühen Christentums.
In Gaza wurden Ende Jänner die Reste einer byzantinischen Kirche aus dem 5. Jahrhundert für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Kirche bzw. das über den Kirchenruinen errichtete Museum befindet sich im Flüchtlingslager Jabaliya im Norden Gazas. Die Kirchenruinen wurden Ende der 1990er-Jahre bei Straßenarbeiten zufällig entdeckt. Auf dem freigelegten und untersuchten Gelände befanden sich drei Gebäude: die Kirche, eine Kapelle und ein Baptisterium, die sich insgesamt über eine Fläche von 800 Quadratmetern erstreckten.
Laut dem Ministerium für Tourismus und Altertümer im Gazastreifen wurde die Kirche über mehrere Epochen hinweg mehrmals erweitert und renoviert. Die Böden der Kirche sind mit Mosaiken geschmückt, die Szenen aus der Natur darstellen, die von griechischen und römischen Mythen inspiriert sind, u.a. mit Früchten, Vögeln und weiteren Tieren. Die Kirche befand sich an einer alten Handelsroute, die Gaza mit weiteren Städten der Levante verband, und war auch eine Raststätte für christliche Pilgerinnen und Pilger auf dem Weg ins Heilige Land.
Teile der Kirche wurden laut dem Ministerium in den letzten Jahren durch die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas in Mitleidenschaft gezogen. Mit Hilfe internationaler Partner wurde schließlich in den vergangenen drei Jahren das nun eröffnete Museum eingerichtet. Vor allem von Seiten israelischer Medien wurde allerdings auch kritisiert, dass die im Gazastreifen herrschende Hamas die Eröffnung des Museums zu Propagandazwecken missbrauche.
Kulturerbe-Stätten im Gazastreifen
Ein internationaler Partner des Ministeriums in Gaza ist die französische Organisation Premiere Urgence Internationale. Die Restaurierung der Kirche ist Teil des Programms Intiqal 2030, das 2017 von der Organisation ins Leben gerufen wurde. Das Programm zielt darauf ab, Kulturerbe-Stätten im Gazastreifen zu erhalten. Neben der byzantinischen Kirche in Jabaliya betrifft dies vor allem auch das Hilarionkloster. Letzteres steht auf der vorläufigen Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.
Bei der Einweihung des Museums wies der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Tiberias, Alexios, auf die weit zurückreichende Geschichte des Christentums in der Region von Gaza hin. Die ersten Klöster wurden Ende des 3. Jahrhunderts gegründet.
Gegenwärtig bilden die Christinnen und Christen im Gazastreifen allerdings nur mehr eine verschwindend kleine Gruppe innerhalb der rund 2 Millionen Einwohner. Vor rund 15 Jahren gab es in Gaza noch 3.500 Christinnen und Christen, davon gut 200, die zur katholischen Kirche gehören. Inzwischen ist ihre Zahl auf ca. 1.070 zurückgegangen, davon rund 130 katholische Christinnen und Christen. Die übrigen gehören fast ausschließlich der Griechisch-orthodoxen Kirche an. Die bedeutendste Kirche von Gaza ist die orthodoxe Porphyriuskathedrale. Das Grab des Heiligen Porphyrius, Bischof von Gaza im 5. Jahrhundert, ist im Inneren der Kathedrale zu finden.