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Bosnien-Herzegowina: PRO ORIENTE-Tagung war wichtiger Beitrag auf dem Weg der Versöhnung

Positives Resümee der jüngsten PRO ORIENTE-Friedenskonferenz in Trebinje (Bosnien-Herzegowina)

POI 240611

Foto: Bohdan Mostovyi

Wien/Trebinje, 11.06.24 (poi) Die jüngste PRO-ORIENTE-Friedenskonferenz in Trebinje in Bosnien-Herzegowina könnte ein wichtiger Schritt für einen Versöhnungsprozess zwischen katholischen und orthodoxen Christinnen und Christen in der Region sein. Das hat PRO ORIENTE-Generalsekretär Bernd Mussinghoff betont. Er zog im Gespräch mit dem PRO ORIENTE-Informationsdienst ein sehr positives Resümee der Tagung.

Die Stiftung veranstaltete von 29. Mai bis 1. Juni einen hochkarätig besetzten Workshop in Trebinje. Die Tagung stand unter dem Motto "Die Kluft überwinden - Prozesse der Heilung verwundeter Erinnerungen im früheren Jugoslawien". Sie war Teil des PRO ORIENTE-Projekts "Healing of Wounded Memories" (Verletzte Erinnerungen heilen). Ein Video mit Einblicken von der Veranstaltung ist auf dem YouTube-Kanal von PRO ORIENTE abrufbar (https://www.youtube.com/@proor...).

Die Veranstaltung sei vor allem durch die vielen persönlichen Begegnungen unter den Teilnehmenden ein Anstoß für weitere versöhnende Vernetzungsarbeit, zeigte sich Mussinghoff überzeugt, und zwar "im akademischen, kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Bereich".

Besonders bewegend sei auch ein Ausflug nach Dubrovnik gewesen - an jenen Ort, wo in der katholischen Kathedrale im Rahmen eines ökumenischen Gebets 2012 der damalige orthodoxe und katholische Bischof einander erstmals öffentlich um Vergebung für das Leid und Unrecht gebeten hatten, dass von Gläubigen ihrer Kirche Gläubigen der jeweils anderen Kirche angetan worden war. Der orthodoxe Bischof Grigorije (Duric), der damals die Vergebungsbitte ausgesprochen hatte, gehörte zu den Konferenzteilnehmern. Er zitierte in der Kathedrale von Dubrovnik in Anwesenheit des katholischen Bischofs die wichtigsten Passagen aus seiner damaligen Rede. Ausschnitte davon sind in dem Video zu sehen.

Eröffnet wurde die Tagung vom orthodoxen Bischof von Zahumlje und Herzegowina, Dimitrije (Radenovic), und dem katholischen Bischof von Mostar-Duvno, Petar Palic. Die Teilnehmenden erörterten theologische und praktischen Aspekte von Reue, Versöhnung und Konflikttransformation in katholisch-orthodoxen Kontexten. Auch interreligiöse Initiativen zu diesen Themen wurden vorgestellt und diskutiert. Im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit 120 Besuchern sprachen der Mufti von Mostar, Salem ef. Dedovic, der heute für Deutschland zuständige serbisch-orthodoxe Bischof Grigorije (Duric) und der emeritierte katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar, über ökumenische und interreligiöse Beziehungen in den Ländern des früheren Jugoslawien.

Anhand praktischer Beispiel bzw. Initiativen wurde bei der Tagung deutlich, dass Versöhnung auch in der von Gewalt und Unrecht so stark gebeutelten Region möglich ist. Ein Schlüsselthema, das in diesem Kontext noch einer Vertiefung bedürfe, sei laut den Konferenzteilnehmenden zugleich das Verhältnis von Kirche und Staat bzw. Kirche und Nation.

Julija Naett Vidovic, Mitglied des Planungskomitees von PRO ORIENTE, kommentierte das Ergebnis der Konferenz als äußerst positiv. Sie stellte fest, dass die Atmosphäre sehr ansprechend war und dass der Wunsch, die Arbeit durch die Schaffung eines gemeinsamen Netzwerks auf verschiedenen Ebenen - akademisch, spirituell, pastoral, humanitär - fortzusetzen, etwas war, auf das die Organisatoren vor ihrer Ankunft in Trebinje gehofft hatten.

Gemeinsame Herausforderungen wie Migration oder die Verantwortung für die Schöpfung könnten bzw. sollten Anknüpfungspunkte sein, künftig verstärkt zusammenzuarbeiten, zeigten sich die Teilnehmenden überzeugt. Ebenso gab es Übereinstimmung, dass das Jubiläum "1.700 Jahre Konzil von Nizäa" im kommenden Jahr genützt werden sollte, um die ökumenischen Kontakte zu vertiefen. Deutlich wurde bei den Diskussionen zudem auch, dass die Notwendigkeit des Dialogs nicht nur zwischen den Kirchen besteht, sondern mitunter auch innerhalb der Kirchen.

Die Tagung wurde von der Kommission für den orthodox-katholischen Dialog der Stiftung PRO ORIENTE in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Philosophie und Theologie in Trebinje (CEFIT) organisiert. Tagungsort waren Räumlichkeiten der serbisch-orthodoxen Diözese Zahumlje und Herzegowina, die die Konferenz auch logistisch unterstützte. Ermöglicht wurde die Tagung durch die finanzielle Hilfe von Renovabis (Osteuropa-Hilfswerk der Katholischen Kirche in Deutschland), der Stiftung „Living together in Europe“, dem CEFIT und dem UNESCO-Lehrstuhl für interkulturellen und interreligiösen Dialog in Südosteuropa an der Universität Graz.

Das PRO ORIENTE-Projekt "Healing of Wounded Memories" hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz werden nun 2024 und 2025 in regionalen Workshops in diesen Regionen vertieft. Der nächste Workshop ist für Herbst 2024 im Nahen Osten geplant.