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Bischof Scheuer und PRO ORIENTE-Präsident Koja betonen Friedenspotenzial der Religionen

Linzer PRO ORIENTE-Sektion lud zur jährlichen Komitee-Sitzung, die heuer u.a. im Zeichen der Synodalität stand - Öffentliche Vorträge von PRO ORIENTE-Präsident Koja und Generalsekretär Mussinghoff

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Das Friedenspotenzial, das in den Religionen steckt, haben der Linzer Bischof Manfred Scheuer und PRO ORIENTE-Präsident Clemens Koja betont. Sie äußerten sich am Dienstag bei der jährlichen Komitee-Sitzung (Jahreshauptversammlung) der Linzer PRO ORIENTE-Sektion. Im Mittelpunkt des Treffens stand die Bedeutung von Synodalität für das Miteinander der Kirchen. Im Rahmen der Veranstaltung fanden auch zwei öffentliche Vorträge von Präsident Koja und PRO ORIENTE-Generalsekretär Bernd Mussinghoff statt. Gastgeber waren die Elisabethinen in Linz.

Bischof Scheuer ging in seinem Eröffnungsstatement der Frage nach, ob in den Religionen Kriegspotential steckt oder ob sie Nährboden für den Frieden sind. Alle Kirchen und Religionen, ebenso aber auch alle Aufklärungs-Bewegungen, laizistischen Ideen und sonstigen Ideologien hätten ihre Blutspuren hinterlassen. Es sei aber nicht die Zeit, mit dem Finger aufeinander zu zeigen, so Scheuer, "sondern auf das Friedenspotential zu schauen, das in den Religionen steckt".

Der Linzer Bischof sprach von der "Ökumene als Friedensbewegung der Kirchen" und fügte hinzu: "Ökumene als Friedensbewegung setzt die Haltung der Synodalität voraus, des Hörens und der Wertschätzung. Es gibt keinen Weg hinter die Synodalität zurück." PRO ORIENTE trage dazu bei, dass Menschen und Kirchen einander besser verstehen. Ökumene bedeute in diesem Zusammenhang auch "Freude am Wachsen des anderen", so Bischof Scheuer.

Josef Pühringer, Landeshauptmann a. D. und Vorsitzender der Linzer PRO ORIENTE-Sektion, wies auf das gute ökumenische Klima in Oberösterreich hin. Im Blick auf den Mitgliederverlust der Kirchen erklärte er, "dass Ökumene das Gebot der Stunde ist". Durch gemeinsames Auftreten könne man dem Relevanzverlust der Kirchen in der Gesellschaft entgegentreten.

Befürchtungen, Ökumene habe negative Auswirkungen auf die jeweils eigene kirchliche Identität, ließ Pühringer nicht gelten. Das Gegenteil sei der Fall: "Ökumene macht jeden Einzelnen stärker, und gemeinsam sind wir stärker, weil wir mehr gehört werden", betonte Pühringer. Er wies auch auf drei strukturelle Ebenen hin, auf denen die Beziehungen zwischen den Kirchen gepflegt werden: auf die Ökumene der Hierarchie, der Theologie und der Basis. Die Linzer PRO ORIENTE-Sektion sei besonders auf der Ebene der Basis aktiv. U.a. besucht man zwei Mal jährlich orthodoxe Gemeinden in Oberösterreich.

Politik – Kultur – Ökumene – Synodalität

Zum Thema "Politik – Kultur – Ökumene – Synodalität. Ein Blick auf aktuelle Entwicklungen und Zusammenhänge" sprachen im öffentlichen Teil der Veranstaltung PRO ORIENTE-Präsident Koja und Generalsekretär Mussinghoff. Botschafter Koja, der im österreichischen Außenministerium die Abteilung für multilaterale Kulturpolitik leitet, beschrieb das Netzwerk der österreichischen Auslandskulturabteilung, durch das weltweite Kontakte geschaffen werden. Interkulturelle und interreligiöse Dialoge seien eine effektive Methode der österreichischen Außenpolitik. Durch den Abbau von Stereotypen und Vorurteilen trage der Dialog maßgeblich zur internationalen Vertrauensbildung, Konfliktlösung und Friedenssicherung bei.

Die Einbindung der Zivilgesellschaft inklusive Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft, Religionsgemeinschaften und NGOs sei ein zentraler Bestandteil, um den Dialog mit religiös bzw. weltanschaulich divergent ausgerichteten politischen Strömungen auf- bzw. auszubauen. Wie Koja weiter betonte, setze der Dialog aber die Achtung von Religionsfreiheit voraus, um nicht von Gesprächspartnern missbräuchlich eingesetzt zu werden.

Synodalität und Ökumene

„Die Synodalität wird die katholische Kirche den orthodoxen und reformatorischen Kirchen ähnlicher machen“, zeigte sich Generalsekretär Mussinghoff in seinen Ausführungen überzeugt. Einen wichtigen Aspekt von Synodalität könne man vor allem im Blick auf die Ostkirchen erkennen: Synodalität sei keine moderne Erfindung, kein Produkt der Reformation oder der Aufklärung. Es sei vielmehr ein wichtiges altkirchliches Prinzip, das gerade und insbesondere in den östlichen Kirchen bewahrt wurde, "zugespitzt formuliert: weil sie so konservativ sind", so Mussinghoff.

Historisch zeige sich, dass bereits Ende des 2. Jahrhunderts die ersten Bischofsversammlungen bzw. Synoden oder Konzilien stattfanden. Vorbild dabei war das Jerusalemer Apostelkonzil, von dem die Apostelgeschichte berichtet.

Der Blick auf die Synodalität in den Ostkirchen könne den derzeit laufenden Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche beflügeln und befruchten, betonte Mussinghoff. Genauso gelte aber auch umgekehrt: "Der Synodale Prozess kann auch einen großen Schritt nach vorne in der ökumenischen Verständigung bringen, gerade auch mit den Ostkirchen". Mussinghoff sprach von einer "Aufeinander-Bezogenheit von Synodalität und Ökumene".

Beispiele aus Ostkirchen zeigten aber auch, so der PRO ORIENTE-Generalsekretär, dass synodale Strukturen alleine nicht ausreichen, um eine tatsächlich synodale Kirche zu schaffen. Es brauche eine von Bischöfen, Klerikern und dem gesamten Volk Gottes gemeinsam gelebte Kultur der Synodalität, so Mussinghoff.