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Serbischer Patriarch Porfirije betont kirchliche Verbindung mit dem Kosovo

Kirche will sich in Kosovo-Frage nicht politisch instrumentalisieren lassen

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Die Serbisch-orthodoxe Kirche hält unvermindert an ihrer Verbindung zum Kosovo fest. Das hat einmal mehr der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije bekräftigt. Im Rahmen eines Gottesdienstes in Belgrad betonte der Patriarch in einer medial viel beachteten Rede, dass die Kirche in keinster Weise die heiligen Stätten im Kosovo und die Gläubigen in der Region im Stich gelassen habe. Nachsatz: Dazu brauche es keine Zurufe aus "bequemen Büros" oder "geräumigen Salons" und auch kein "hysterisches Geschrei".

Die Kirche sei sich zusammen mit den Gläubigen der besonderen Bedeutung des "serbischen Territoriums Kosovo und Metohija" bewusst. Zugleich wolle man sich von niemandem instrumentalisieren lassen, so der Patriarch. Er unterstrich zugleich, dass in der Fastenzeit in der Serbisch-orthodoxen Kirche in besonderer Weise für die Menschen im Kosovo gebetet werden soll.

Der Kosovo hat sich 2008 für unabhängig erklärt, Serbien reklamiert das Land aber weiterhin für sich. Diplomatische Bemühungen des Westens führten in den vergangenen Jahren zu keiner wesentlichen Normalisierung der Lage. Zuletzt waren die Spannungen erneut eskaliert: Es gab Straßenblockaden und Zwischenfälle, bei denen geschossen wurde. Vor wenigen Tagen kam es in Brüssel zu Gesprächen zwischen Spitzenpolitikern des Kosovo und Serbiens über eine Normalisierung der Beziehungen. Doch die Fronten blieben hart. Zugleich gab es in Belgrad heftige Proteste und Demonstrationen nationalistischer Kreise, die sich gegen jeden Kompromiss in der Kosovo-Frage aussprachen.

Der serbische Präsident Aleksandar Vucic hat auch die Umsetzung einzelner Punkte des von der EU entworfenen Friedensplans für die beiden Staaten zurückgewiesen, der in Brüssel besprochen wurde. Der kosovarische Regierungschef Albin Kurti warf Vucic daraufhin Wortbruch vor. Serbien wie auch der Kosovo streben einen EU-Beitritt an. Für den 18. März ist ein weiteres Treffen von Spitzenpolitikern aus dem Kosovo und aus Serbien unter EU-Aufsicht in Nordmazedonien geplant.

Kosovo-Metohija ist das Herzstück beziehungsweise Kernland der Serbisch-orthodoxen Kirche. Unter Metohija beziehungsweise Metochie versteht man das "Klosterland" im Westen des Kosovo. Traditionell wird jeder serbische Patriarch nicht nur in Belgrad, sondern zusätzlich auch im Kloster Pec inthronisiert, dem alten Patriarchensitz. Eine Aufgabe des Gebietes kommt für die Serbisch-orthodoxe Kirche nicht infrage. Eine Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien lehnte und lehnt die Kirche ab. Patriarch Porfirije hat sich zugleich aber immer wieder für Versöhnung zwischen Serben und Kosovo-Albanern ausgesprochen.

Nicht nur Serbien, sondern auch zahlreiche weitere Staaten, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika, aber auch die EU-Mitglieder Griechenland, Rumänien, die Slowakei, Spanien und Zypern, haben den Kosovo bisher nicht als unabhängigen Staat anerkannt. Dies gilt auch für den Heiligen Stuhl. Allerdings hat Papst Franziskus im Jahr 2018 die bisherige Apostolische Administratur Prizren in den Status einer Diözese (Bistum Prizren-Pristina) erhoben, was von manchen als Schritt in Richtung Anerkennung des Staates Kosovo verstanden worden ist.