Serbien: Jubiläumsfeier "100 Jahre Wiederherstellung des Belgrader Patriarchats"
Nach dem Ersten Weltkrieg gewann die Serbisch-orthodoxe Kirche 1920 ihre Unabhängigkeit zurück - Das Jubiläum wird coronabedingt nun nachgefeiert
Mit zwei Jahren coronabedingter Verspätung begeht die Serbisch-orthodoxe Kirche am Wochenende die Feiern zum hundertjährigen Jubiläum der Wiederherstellung des Patriarchats. Die Feiern finden in Sremski Karlovci, einem der drei serbischen Patriarchatssitze (neben Belgrad und Pec) statt. Patriarch Porfirije wird am Samstag einem Gottesdienst in der Kathedrale von Sremski Karlovci vorstehen. Anschließend wird er in der Patriarchalresidenz die Ausstellung "Ein Jahrhundert seit der Wiedererrichtung des serbischen Patriarchats 1920-2020" eröffnen. Am Sonntag stehen ein weiterer Festgottesdienst in der Kathedrale und ein Fest auf dem Stadtplatz vor der Patriarchalresidenz auf dem Programm.
Zu den Feierlichkeiten werden die serbisch-orthodoxen Bischöfe aus aller Welt erwartet. Aus Österreich wird Bischof Andrej (Cilerdzic) teilnehmen.
Die Geschichte der Serbisch-orthodoxen Kirche ist komplex, erstmals unabhängig wurde sie im 13. Jahrhundert. Diese Unabhängigkeit ging aber mehrmals wieder verloren bzw. wurde wieder gewonnen. Viele Serben siedelten sich ab 1690 auf habsburgischem Gebiet in Südungarn an, da sie nicht mehr unter osmanischer Herrschaft stehen wollten. Die auf habsburgischem Gebiet liegende Metropolie von Sremski Karlovci erlangte in der Folgezeit immer mehr an Bedeutung und wurde schließlich 1848 von den österreichischen Behörden als eigenständiges Patriarchat anerkannt.
Nach der Wiedererlangung der staatlichen Souveränität Serbiens im Zuge der Balkankriege und der nationalen Befreiungsbewegung 1877/78 und der Wiedererrichtung des Königreichs Serbien, in dem der Erzbischof von Pec zum Oberhaupt der Serbischen Staatskirche wurde, kam es zeitweise zu einer Doppelhierarchie der Serbischen Orthodoxen Kirche: Der außerhalb der serbischen Stammlande residierende Patriarch von Sremski Karlovci stand dem Erzbischof von Pec gegenüber.
Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu einer Wiedervereinigung aller serbischen Metropolien, und das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel erkannte 1920 die Wiederherstellung des Serbischen Patriarchats an, das seither seinen Sitz in Belgrad hat. In seinen Titeln "Erzbischof von Pec, Metropolit von Belgrad und Karlovci und Patriarch von Serbien" vereinigt das Oberhaupt der Serbischen Orthodoxen Kirche bis heute alle drei Patriarchatssitze in seiner Person. Zum ersten Patriarchen der wiedervereinigten Kirche wurde am 31. Oktober 1920 Dimitrije Pavlovic gekrönt.