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Salzburger PRO ORIENTE-Delegation in Albanien und Nordmazedonien

Reise dient der Pflege der ökumenischen Beziehungen zu den orthodoxen Schwesterkirchen

POI 241015

Tirana, 15.10.24 (poi) Eine Delegation der Salzburger PRO ORIENTE-Sektion und des Katholischen Akademikerverbandes (KAVÖ) hält sich derzeit in Albanien und Nordmazedonien auf, um ökumenische Gespräche und Begegnungen zu pflegen. Die Gespräche mit den Vertretern der Schwesterkirchen zeigten, wie wichtig es sei, einander immer besser kennenzulernen, so die beiden Delegationsleiter Robert Luckmann (PRO ORIENTE) und Magda Krön (KAVÖ) gegenüber dem PRO ORIENTE-Informationsdienst. Das bisher in der Ökumene Erreichte müsse zudem noch viel intensiver rezipiert werden, um weitere Schritte hin zur vollständigen Wiederbelebung der kirchlichen Einheit in Vielfalt zu gehen, so die beiden Delegationsleiter.

In Shokra im Norden Albaniens traf die Gruppe mit dem katholischen Erzbischof Angelo Massafra zusammen. Der Großteil der Katholiken Albaniens lebt im Norden des Landes. Im Mittelpunkt der Begegnung stand ein Rückblick auf das kirchliche Leben während der Zeit des Religionsverbots zur Zeit der Envar-Hoxher-Diktatur und die Wiederbelebung des kirchlichen Lebens nach der Wende von 1991.

In Tirana war die Delegation bei Bischof Asti (Bakallbashi) zu Gast, der die Gruppe in Vertretung von Erzbischof Anastasios (Yannoulatos), Oberhaupt der Albanisch-orthodoxen Kirche, empfing. Bischof Asti erwähnte die gute Gesprächsbasis mit der Katholischen Kirche in Albanien und das freundschaftliche Verhältnis zwischen den Priestern der beiden Kirchen.

Der orthodoxe Bischof antwortete offen auf die vorgebrachten ökumenischen Fragen. Zu der orthodoxen Diakoninnen-Weihe im ersten Halbjahr 2024 in Zimbabwe meint Bischof Asti beispielsweise, für die Albanisch-orthodoxe Kirche sei die Zeit dafür noch nicht gekommen. Hinsichtlich des Wunsches nach einem gemeinsamen Ostertermin für die Ost- und Westkirche ließ der Bischof durchblicken, dass hier noch nicht alle orthodoxen Kirchen mit gleicher Geschwindigkeit unterwegs seien.

Selbiges gelte auch im Blick auf die Stellung des Papstes. Auch wenn der Ökumenische Patriarch Athenagoras bereits vor mehr als 50 Jahren Papst Paul VI. bei dessen Besuch in Konstantinopel mit "Bischof von Rom, dem ersten von uns" begrüßte, mahnte Bischof Asti ein, dass hier noch nicht alle Fragen geklärt seien und daher der Primat des Papstes derzeit noch ein Hindernis auf dem Weg zur vollen Einheit darstelle. Der Wunsch, die volle Einheit in Vielfalt zu erreichen, wurde allerdings von allen Beteiligten bekräftigt.

In Tirana besuchte die Delegation u.a. auch das Welthauptquartier des islamischen Bektashi-Ordens, in dessen Eingangsbereich ein Bild der Begegnung einiger Repräsentanten des Ordens mit Papst Franziskus zu sehen ist, bevor es nach Nordmazedonien ging. In der Kirche des Hl. Kliment und des Hl. Panteleimon in Ohrid wurde die Delegation vom Athos-Mönchspriester P. Nikodim in die Geschichte der Mazedonisch-orthodoxen Kirche eingeführt, deren Status innerhalb der Weltorthodoxie noch nicht final geklärt ist.

Die Anerkennung der völligen Unabhängigkeit (Autokephalie) der nordmazedonischen Kirche durch die Serbisch-orthodoxe Kirche (SOK) beendete 2022 einen mehr als 50 Jahre währenden Konflikt. Historischer Hintergrund ist, dass sich die Kirche 1967 einseitig von der Serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) trennte, danach aber von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt wurde, sondern in der Gesamtorthodoxie als "schismatisch" galt.

Anfang Mai 2022 stellte das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel dann aber die eucharistische Gemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche wieder her. Es räumte zudem der SOK das Recht ein, die Verwaltungsfragen zwischen ihr und der Kirche in Nordmazedonien zu regeln. Die serbische Kirchenleitung billigte einstimmig die kirchliche Unabhängigkeit Nordmazedoniens, und noch im Mai 2022 verlieh der serbische Patriarch Porfirije der Orthodoxen Kirche Nordmazedoniens mit einem so genannten Tomos die Autokephalie - allerdings sehr zum Missfallen Konstantinopels. Denn dieser letzte Schritt ist nach Auffassung Konstantinopels allein dem Ökumenischen Patriarchen vorbehalten.

Der Tomos der SOK wurde inzwischen allerdings von den orthodoxen Kirchen von Russland, Rumänien, Bulgarien, Polen, Antiochien und der Ukraine (Ukrainisch-orthodoxe Kirche) sowie der Orthodoxen Kirche der Tschechischen Länder und der Slowakei anerkannt.

Das Ökumenische Patriarchat sieht in diesen Anerkennungen nach wie vor eine Verletzung der kirchlichen Ordnung. Die Orthodoxe Kirche Griechenlands lehnt die Autokephalie der nordmazedonischen Orthodoxie ebenfalls ab. Entsprechend der Entscheidung des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios nahm sie aber ebenfalls die Kirchengemeinschaft mit der nordmazedonischen Kirche auf. Auch die Georgisch-orthodoxe Kirche hat inzwischen die Eucharistiegemeinschaft aufgenommen, allerdings noch nicht die Autokephalie anerkannt, ebenso die Orthodoxe Kirche Albaniens.