PRO ORIENTE "Summer Course" will neue ökumenische Impulse setzen
Bis Donnerstag beraten in Wien Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie ausgewiesene Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Ländern und Konfessionen zum Thema "Liturgie und Ökumene"
In der Hoffnung auf neue Impulse für die Ökumene wurde am Montagabend in Wien der diesjährige PRO ORIENTE "Summer Course" eröffnet. Die Veranstaltung steht heuer unter dem Generalthema "Liturgie und Ökumene". Bis Donnerstag beraten 18 Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sowie ausgewiesene Theologinnen und Theologen aus verschiedenen Ländern und Konfessionen über unterschiedliche Aspekte des Themas.
PRO ORIENTE bietet mit dem "Summer Course" wieder eine Plattform für Vernetzung und Austausch. Den "Summer Course" gibt es seit 2015. Er findet im Wiener Kardinal-König-Haus statt. Geleitet wird er von Prof. Andrea Riedl, die u.a. auch Vorstandsmitglied der Stiftung PRO ORIENTE ist.
PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss betonte in seinen Begrüßungsworten, dass es zur Ökumene keine Alternative gebe. Die Welt brauche das gemeinsame christliche Zeugnis. "Betonen wir das, was uns eint, und nicht das, was uns noch trennt", so Kloss. Nachsatz: "Lernen wir voneinander." So erhoffe er sich auch von den Beratungen des "Summer Course" neue Perspektiven für die Zusammenarbeit der Kirchen.
Ähnlich äußerte sich auch der altkatholische Bischof Heinz Lederleitner. Die Kirchen dürften nicht bei den Konflikten der Vergangenheit stehen bleiben. Es gelte, den Blick nach vorne zu richten. Die Kircheneinheit sei der ausdrückliche Wunsch Jesu. Und so erhoffe er sich auch von der aktuellen Veranstaltung, dass sie zu mehr Einheit unter den Kirchen beitrage.
"Ökumene ist etwas, das uns alle betrifft"
Für den griechisch-orthodoxen Metropoliten Arsenios (Kardamakis) kann die intensive Beschäftigung mit der Liturgie als "lebendiger Quelle des kirchlichen Lebens" der Ökumene ebenfalls neue Impulse geben und bisher ungeahnte Perspektiven eröffnen, wie er in einem von PRO ORIENTE-Präsident Kloss verlesenen Grußwort betonte. "Die Liturgie eröffnet uns neue Erfahrungsräume, sie lässt uns eintreten in den Erfahrungsraum Gottes", so der Metropolit wörtlich.
Doch zugleich bedeute das nicht, "dass wir uns in eine fremdartige und abstrakte Welt der Liturgie flüchten dürfen". Man missverstehe die liturgische Erfahrung gründlich, wenn man meine, die Welt hinter sich lassen zu können. "Die Wandlung von Brot und Wein allein ist nicht das Ziel der Liturgie, vielmehr geht es darum, selbst offen zu werden für das Wirken der Gnade Gottes, des Heiligen Geistes, und dass wir zulassen, dass wir und durch uns die ganze Schöpfung verwandelt wird", so der Metropolit.
Der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz in Österreich bekräftigte auch einmal mehr seine Unterstützung aller ökumenischer Bemühungen: "Ökumene ist etwas, das uns alle betrifft." Der Metropolit nahm u.a. Bezug auf die Pandemie mit ihren schmerzhaften Einschränkungen des gottesdienstlichen Lebens und auch auf den gegenwärtigen schrecklichen Krieg in der Ukraine. "Viele, wenn nicht alle Menschen waren und sind davon betroffen, auch die Kirchen. Aus diesem Grund ist jede einzelne Anstrengung zu begrüßen, die dazu beitragen kann, dass die Kirchen wieder mit einer Stimme sprechen und mit vereinten Kräften ihren Auftrag erfüllen können - den Aufbau des Himmelreichs Gottes und die Verwandlung der ganzen Welt."
"Zusammenspiel von Liturgie und Ökumene"
Den Eröffnungsvortrag am Montagabend hielt der Grazer Liturgie- und Ökumene-Experte Prof. Basilius Groen über die faszinierende Dialektik von Liturgie und Ökumene. Heute präge eine große Vielfalt sowohl die ökumenische als auch die rituell-liturgische Landschaft, "und diese Vielfalt wächst", so Groen. Er sprach in seinem Vortrag u.a. einige Herausforderungen der Gegenwart an, so etwa die zunehmenden digitalen Möglichkeiten und die damit einhergehende Verlagerung von Liturgie und Ritualen auch ins Internet. Ebenso dringlich sei die Geschlechterfrage, weiters etwa auch die Zunahme multireligiöser Gottesdienste und zugleich das Phänomen, dass in den west- und mitteleuropäischen Gesellschaften die Kirchen immer mehr zu Minderheiten gegenüber einer kirchlich indifferenten Mehrheit werden.
Das Studium der Liturgie und Ökumene sei wesentlich mehr als eine Reflexion über die bestehenden Meinungsverschiedenheiten zwischen den Kirchen, so Groen: "Im Idealfall gehen Anbetung und interkirchlicher Dialog über das hinaus, was wir sind, und werfen uns nach vorne. Sie zeigen uns den Weg und weisen uns auf das Eschaton und die Vision hin, dass alles, was atmet, den Ewigen lobpreist, und dass Gott alles in allem sei."
Referierende beim Summer Course sind neben Groen unter anderem die an der Yale University lehrende deutsche Liturgiewissenschaftlerin Prof. Teresa Berger, die Wiener Theologin und evangelische Pfarrerin Dr. Dorothea Haspelmath-Finatti, der Linzer Liturgiewissenschaftler Prof. Predrag Bukovec, der am römischen Pontifico Istituto Orientale (PIO) lehrende Prof. Daniel Galadza und die Wiener Theologin und Religionswissenschaftlerin Dr. Anna Hager.