PRO ORIENTE schaffte Raum der Begegnung in Osteuropa
Dritter Regionalworkshop des Projekts "Healing of Wounded Memories" fand Ende März in litauischer Hauptstadt Vilnius statt und brachte Theologinnen und Theologen aus ganz Osteuropa zusammen

Der Stiftung PRO ORIENTE ist es gelungen, Theologinnen und Theologen aus ganz Osteuropa an einen Tisch zu bringen. Zum jüngsten Workshop der Stiftung Ende März in der litauischen Hauptstadt Vilnius konnte PRO ORIENTE u.a. Teilnehmende aus der Ukraine, Russland, Belarus, Estland, Litauen, Georgien, Rumänien und Tschechien begrüßen. Der Workshop war Teil des PRO ORIENTE-Projekts "Healing of Wounded Memories" und in diesem Zusammenhang bereits der dritte Regional-Workshop. Ein Kurzvideo mit Impressionen des Workshops ist aktuell erschienen und auf dem YouTube-Kanal von PRO ORIENTE abrufbar unter: https://youtu.be/yyhqGDyN_74?si=-QW_UWe6ARWrLlYA
Das Projekt "Healing of Wounded Memories" (Verletzte Erinnerungen heilen) hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz wurden bislang in regionalen Workshops in Bosnien-Herzegowina (Mai 2024) und auf Zypern (Oktober 2024) vertieft. Auch einige Teilnehmende dieser früheren Workshops waren nach Vilnius gekommen.
Der Workshop in Vilnius stand unter dem Motto "Ökumenische Herausforderungen in der digitalen Ära – Kontext, Erfahrungen und Anwendungen". Neben Theologinnen und Theologen waren auch Social Media-Expertinnen und -Experten geladen. Der Workshop befasste sich mit drängenden ökumenischen Herausforderungen in der digitalen Ära, insbesondere in Zeiten von Krieg und Konflikten. Die Teilnehmenden diskutierten etwa die Frage, wie man Hassreden in digitalen Räumen wirksam begegnen könne. Inwiefern digitale Kommunikationsformen zur Überwindung von Traumata oder gar zur Versöhnung beitragen könnten, wurde ebenfalls intensiv erörtert.
Der Workshop zielte darauf ab, Begegnungsräume jenseits der offiziellen Dialoge zu eröffnen, denn diese Räume seien für das friedliche Miteinander entscheidend, so die deutsche Theologin Regina Elsner, die gemeinsam mit Viola Raheb von PRO ORIENTE den Workshop konzipierte und moderierte. Nachsatz: "Solche Räume braucht es ganz dringend." Hier seien die Kirchen gefordert, mehr Aufmerksamkeit und Engagement an den Tag zu legen und Projekte wie jenes von PRO ORIENTE stärker ideell, aber auch finanziell zu fördern, "damit diese Versöhnungsinitiativen nachhaltig wirken können", so Elsner.
Der Workshop in Vilnius begann mit einer Stadtführung und dem Besuch der Hauptkirchen der verschiedenen Konfessionen. Anschließend fand eine Begegnung mit Kirchenoberhäuptern der Kirchen vor Ort statt. In seiner Begrüßung betonte PRO ORIENTE-Präsident Clemens Koja, dass die Stiftung die Begegnung mit den lokalen Kirchen an den Anfang des Workshops setze, da man betonen wolle, als pilgernde Geschwister zu den christlichen Schwestern und Brüdern nach Litauen gekommen zu sein.
Ein Tenor des Workshops war, dass Heilung in einem ersten Schritt bedeute, dass man die Wunden des anderen überhaupt wahrnimmt. Wunden würden auch nicht einfach verschwinden, aber sie könnten verheilen. Und aus verheilten Wunden könne Kraft für die Zukunft wachsen. Der offene Austausch im Workshop über diese Wunden sei ein erster Schritt in diese Richtung gewesen, bilanzierte Viola Raheb: "PRO ORIENTE war es natürlich bewusst, dass wir uns derzeit, wo täglich neue Wunden hinzukommen, noch nicht mit dem Verheilen befassen können. Aber gerade deshalb war auch dieser Workshop zum jetzigen Zeitpunkt so wichtig, um einen Anfang zu setzen und offene Räume zu ermöglichen."
Bei dem Workshop wurden aber auch künftige mögliche Schritte angesprochen. Einig waren sich demnach die Teilnehmenden über die Notwendigkeit, die unterschiedlichen Narrative zuzulassen und anzuhören. Das sei etwas anderes, als ein wohl nicht mögliches einheitliches Narrativ zu erarbeiten. Gewünscht wurden auch Workshops für junge Menschen und zivilgesellschatliche Initiativen. Eine Vernetzung unter den Teilnehmenden aus den drei Regionalworkshops mit dem Ziel, voneinander lernen zu können, wurde ebenfalls angeregt.