PRO ORIENTE-Appell an Kirchen: Ostern immer gemeinsam feiern
Bischof Scheuer und Linzer PRO ORIENTE-Obmann Pühringer: Das entscheidende Fest der Christenheit gemeinsam feiern, wäre das stärkste Signal, das die Kirchen derzeit geben können - Linzer PRO ORIENTE-Delegation kommende Woche zu Gast bei Patriarch Bartholomaios in Istanbul

Ein eindringlicher Aufruf an alle Kirche, künftig immer gemeinsam Ostern zu feiern, kommt vom Linzer Bischof Manfred Scheuer und vom Obmann der Linzer PRO ORIENTE-Sektion, Josef Pühringer. Heuer feiern zwar West- und Ostkirche zum selben Datum Ostern, allerdings nur aus einem kalendarischen Zufall heraus. Ein dauerhafter, gemeinsamer Ostertermin wäre hingegen ein starkes ökumenisches Zeichen. "Das entscheidende Fest der Christenheit gemeinsam zu feiern, wäre wohl das stärkste Signal, das in der derzeitigen Situation die christlichen Kirchen geben könnten", hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Linzer PRO ORIENTE-Sektion.
"Es schmerzt, dass das wichtigste Fest der Christenheit bislang zu unterschiedlichen Terminen gefeiert wird - das muss sich ändern", so Bischof Scheuer wörtlich, der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Ökumene-Agenden zuständig ist. Obmann Pühringer verweist auf Papst Franziskus, der der Orthodoxen Kirche signalisiert habe, "dass die Katholische Kirche offen ist für sämtliche Vorschläge zu einem gemeinsamen Osterdatum". Auch Patriarch Bartholomaios I., Oberhaupt der Weltorthodoxie, sei ein starker Verfechter eines gemeinsamen Ostertermins, so Pühringer.
Ein gemeinsamer Termin würde den Kirchen nicht nur ermöglichen, wieder vereint das wichtigste Fest des Jahres zu feiern, sondern würde auch ein starkes Symbol für die Heilung historischer Verwundungen setzen, so der Liturgiewissenschaftler und Generalsekretär von PRO ORIENTE-Linz, Florian Wegscheider.
Gespräche in Istanbul
Bischof Scheuer und Obmann Pühringer werden in der kommenden Woche eine Linzer PO ORIENTE-Delegation anführen, die in Istanbul mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. und dem armenisch-apostolischen Patriarchen Sahag II. Mashalian zusammentreffen wird. Anlass des Besuchs ist das 1.700-Jahr-Jubiläum des Konzils von Nicäa.
In Nicäa, dem heutigen Iznik in der Türkei, wurde im Jahr 325 das erste für alle Christinnen und Christen verbindliche Glaubensbekenntnis formuliert. Zudem wurde auch die einheitliche Berechnung des Osterdatums festgelegt, die bis ins 16. Jahrhundert hielt. Die PRO ORIENTE-Delegation wird auch die historische Stätte des Konzils von 325 besuchen, ebenso die Hagia Sophia von Nicäa/Iznik, in der 787 das zweite Konzil von Nicäa stattfand. Diese Kirche ist seit 2011 eine Moschee, nachdem sie zuvor viele Jahre als Museum diente.
Das Konzilsjubiläum sollte Anlass sein, alle Anstrengungen für ein dauerhaftes, gemeinsames Osterfest zu starten, hieß es in der PRO ORIENTE-Aussendung abschließend.
2025 feiern alle Kirchen zum gleichen Datum (20. April) Ostern, was eher selten der Fall ist. Der unterschiedliche Ostertermin in Ost- und Westkirche geht auf verschiedene Berechnungsarten zurück. So bestimmen die Ostkirchen den Ostertermin nach dem Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen, die die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts vollzogen. Die Ostertermine können deshalb im Extremfall bis zu fünf Wochen auseinander fallen; oder auch zusammenfallen. Die letzten gemeinsamen Osterfeste waren 2014 und 2017, nach 2025 wird das nächste gemeinsame Osterfest 2028 sein.