Patriarch Sako: Aufruf zu Kriegsende im Nahen Osten und in der Ukraine
Oberhaupt der Chaldäischen Kirche in Fastenhirtenbrief: Kirche muss Verbrechen gegen Menschlichkeit beim Namen nennen
Erbil, 09.02.24 (poi) Patriarch Kardinal Louis Sako, Oberhaupt der Chaldäisch-katholischen Kirche, hat in seinem Fastenhirtenbrief zum Frieden im Nahen Osten und in der Ukraine aufgerufen. Die Welt sei gegenwärtig vielfach geprägt von Gewalt, Krieg, Terror, Mord, Zerstörung, Korruption und der Verletzung der Menschenrechte. Die Kirche dürfe sich in solchen Situationen nicht mit leiser oder diplomatischer Rede zufriedengeben, sondern müsse lauthals ihre Stimme erheben und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit beim Namen nennen.
Die Fastenzeit sei eine Zeit der Bekehrung und der Zuwendung zu Gott, so der Patriarch, der zur mutigen Verbreitung einer "Kultur des Lebens, der Geschwisterlichkeit, des Friedens und des harmonischen Zusammenlebens" aufrief. Die Welt brauche mehr Respekt für die Würde und Freiheit des Menschen.
In der Chaldäisch-katholischen Kirche beginnt die Fastenzeit bereits am kommenden Montag. Die Chaldäische Kirche ist im 16. Jahrhundert aus der Assyrischen Kirche des Ostens hervorgegangen. Sie ist heute in etwa gleich groß wie diese, zählt weltweit also bis zu 500.000 Gläubige. Der Sitz des Patriarchen befindet sich in Bagdad (Irak). Sako übt seine Geschäfte derzeit allerdings aufgrund heftiger politischer Konflikte mit der irakischen Regierung von Erbil im Nordirak aus. Ein großer Teil der chaldäischen Gläubigen lebt in den USA, Westeuropa und Australien. Im Nahen und Mittleren Osten gibt es bedeutende chaldäische Gemeinden im Irak, Syrien, dem Libanon und im Iran.
In Deutschland zählt die Chaldäische Kirche rund 10.000 Gläubige in mehreren Gemeinden. Für die Schweiz gibt die Chaldäische Kirche rund 1.000 Gläubige an. In Österreich gibt es eine große Gemeinde in Wien. Genaue Zahlen sind nicht bekannt.
In der Chaldäischen Kirche wird (wie auch in der Assyrischen Kirche) der ostsyrische Ritus verwendet. Liturgiesprache ist grundsätzlich Syrisch (Aramäisch), der Lebensrealität der Gläubigen entsprechend oft aber auch in Kombination mit Arabisch. Aufgrund der Union mit der Römisch-katholischen Kirche haben in den vergangenen Jahrhunderten auch lateinische Elemente Eingang in die Liturgie gefunden.