Patriarch Bartholomaios: Drastischer Appell zum Einsatz gegen den Klimawandel
Botschaft des Ehrenoberhaupts der Weltorthodoxie an die Delegierten der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe
Die größte Bedrohung für die Welt ist nicht das Coronavirus, sondern der Klimawandel. Das hat der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe betont. Die Zahl der Todesfälle infolge des Klimawandels werde die Zahl der Toten durch alle Infektionskrankheiten zusammen weit in den Schatten stellen, warnte der Patriarch.
"Wenn wir unsere Prioritäten und unseren Lebensstil ändern wollen, müssen wir dies gemeinsam tun - als Kirchen und Gemeinschaften, als Gesellschaften und Nationen", so der Appell des Patriarchen. Er erinnerte daran, dass sogar das Weltwirtschaftsforum (schon 2020) einen "großen Neustart" des Kapitalismus gefordert hatte und betonte, dass Nachhaltigkeit nur durch drastische Änderungen des Lebensstils erreicht werden könne.
"Kosmische Reue" und "kosmische Auferstehung" seien notwendig, so der Patriarch weiter und er beschrieb dies als "radikale Umkehrung unserer Perspektiven und Praktiken". Es gebe einen grundlegenden Unterschied zwischen der säkularen und einer spirituellen Weltanschauung. Eine Person mit säkularer Mentalität fühle sich als Zentrum des Universums. Im Gegensatz dazu betrachte eine Person mit spiritueller Mentalität "das Zentrum des Universums anderswo und in anderen". Eine spirituelle Weltanschauung sei eine erweiterte Weltanschauung, "die in Christus als dem Herzen des Universums zentriert und ausbalanciert ist".
Und der Patriarch fuhr fort: "Indem wir die Welt durch diese Linse der kosmischen Verklärung und Transformation wahrnehmen, sind wir in der Lage, uns - als Individuen und als Gesellschaft - daranzumachen, das zerstörte Bild der Schöpfung wiederherzustellen."
Die ÖRK-Vollversammlung mit rund 4.000 Delegierten und Experten, die aus mehr als 100 Staaten kommen und rund 350 Kirchen vertreten, ist noch bis 8. September anberaumt.
Ukrainekrieg hat auch für Klima verheerende Folgen
Auch in seinem Umwelthirtenbrief von Anfang September hatte Bartholomaios mit deutlichen Worten zur ökologischen Umkehr aufgerufen. Die Menschheit benehme sich wie ein "Narr und Wahnsinniger". Sie habe immer noch nichts gelernt aus dem Klimawandel und gebe sich weiterhin den Illusionen über die angeborene Fähigkeit der Natur hin, sich selbst zu schützen und die vom Menschen verursachten Schäden zu verkraften. Und das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie fügte hinzu: "Wir haben nur dann eine Zukunft, wenn wir verstehen, dass der Schutz der Schöpfung nicht nur kein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung ist, sondern ein Mittel für tatsächlichen Fortschritt darstellt."
Scharf ging der Patriarch auch mit dem Ukrainekrieg ins Gericht. Die fortgesetzte Gewalt verursache nicht nur den Tod tausender Menschen und die Vergiftung der natürlichen Umwelt, sondern zwinge Staaten und Völker dazu, zu umweltfeindlichen Formen der Energiegewinnung zurückzukehren. "Auf diese Weise begibt sich die Menschheit von Neuem in einen Teufelskreis katastrophaler Aussichtslosigkeit", warnte Bartholomaios.