Offizieller katholisch-orthodoxer Dialog nimmt wieder etwas Fahrt auf
Textentwurf "Primat und Synodalität im zweiten Jahrtausend und heute" wurde vom Koordinierungsausschuss der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche fertiggestellt
Nach einer pandemiebedingten rund zweijährigen Unterbrechung nimmt der offizielle katholisch-orthodoxe Dialog nun wieder etwas Fahrt auf. Der Koordinierungsausschuss der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der Römisch-katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche tagte vom 16. bis 20. Mai in Rethymno (Kreta). Im abschließenden Kommuniqué, das vom Päpstlichen Einheitsrat veröffentlicht wurde, wurde mitgeteilt, dass die Arbeiten des Ausschusses am Textentwurf mit dem Titel "Primat und Synodalität im zweiten Jahrtausend und heute" abgeschlossen sind. Der Text soll nun voraussichtlich im Jahr 2023 der nächsten Vollversammlung der Kommission vorgelegt werden soll.
Der Koordinierungsausschuss war zuvor jeweils im November 2018 und 2019 im Kloster Bose (Italien) zusammengekommen, um an dem Textentwurf zu arbeiten. (Zwischenzeitlich waren dafür auch Unterkommissionen gebildet worden.) Die Teilnehmenden äußerten in dem Kommuniqué auch ihre tiefe Sorge über den tragischen Krieg in der Ukraine und die vielen Opfer und Flüchtlinge.
Der offizielle bilaterale katholisch-orthodoxe Dialog wurde 1980 aufgenommen. Bisher haben 14 Vollversammlungen der Dialogkommission stattgefunden, die je 30 katholische bzw. orthodoxe Mitglieder hat. Die bislang letzte Vollversammlung fand 2016 im italienischen Chieti statt.
Zwischen den Vollversammlungen findet die Arbeit im Rahmen des Koordinierungsausschusses statt, der die Vollversammlungen inhaltlich vorbereitet. Der Dialog war zuletzt durch innerorthodoxe Dispute erschwert worden. Den Vorsitz über die Dialogkommission teilen sich Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Einheitsrates, und Erzbischof Job (Getcha) vom Ökumenischen Patriarchat.
Sechs Konsensdokumente konnten bisher schon veröffentlicht werden: "Das Mysterium der Kirche und der Eucharistie im Licht des Mysteriums der Heiligen Dreifaltigkeit" (München 1982), "Glaube, Sakramente und die Einheit der Kirche" (Bari 1987), "Das Weihesakrament in der sakramentalen Struktur der Kirche mit besonderer Berücksichtigung der Bedeutung der Apostolischen Sukzession" (Uusi Valamo 1988), "Der Uniatismus: Eine Methode der Vergangenheit und die gegenwärtige Suche nach voller Gemeinschaft" (Balamand 1993), "Kirchliche Gemeinschaft, Konziliarität und Autorität" (Ravenna 2007) und "Synodalität und Primat im Ersten Jahrtausend" (Chieti 2016).
Wiewohl die Stiftung PRO ORIENTE vor allem im inoffiziellen Dialog engagiert ist, gibt es doch auch regelmäßigen Informationsaustausch und auch gemeinsame Veranstaltungen mit den Zuständigen für den offiziellen bilateralen Dialog. So lud die Stiftung im April 2018 zu einer ersten Begegnung von Repräsentantinnen und Repräsentanten der offiziellen Kommission und Angehörigen verschiedener regionaler Kommissionen und Initiativen für den inoffiziellen Dialog aus dem europäischen und nordamerikanischen Bereich. Die Begegnung unter dem Titel "Crossroads of Theological Dialogues" fand in der Orthodoxen Akademie von Kreta in Kolymbari statt. Organisiert wurde das Treffen neben PRO ORIENTE auch vom Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in Paderborn und der Orthodoxen Akademie von Kreta.