Linzer PRO ORIENTE-Vorsitzender Pühringer: Konzil bleibt Messlatte für die Kirche
OÖ-Altlandeshauptmann in "Oberösterreichischem Volksblatt": Kein Zurück mehr hinter das Zweite Vatikanische Konzil - PRO ORIENTE eine Frucht des Konzils
Linz, 11.1022 (poi) Das Zweite Vatikanische Konzil, das am 11. Oktober vor 60 Jahren eröffnet wurde, ist bis heute "eine entscheidende Messlatte für die Kirche in der Gegenwart". Das betonte der OÖ-Altlandeshauptmann und Vorsitzende der Linzer PRO ORIENTE-Sektion, Josef Pühringer, in einem Gastkommentar im "Oberösterreichischen Volksblatt" (Dienstag-Ausgabe).
Pühringer hob u.a. das Konzilsdekret über den Ökumenismus ("Unitatis redintegratio") hervor: "Damit wurde nach Jahrhunderten endlich das Gemeinsame der christlichen Religionen stärker in den Vordergrund gestellt, der Dialog ernsthaft begonnen, was heute zu einem guten Miteinander der christlichen Religionen, vor allem an der Basis, in der Ortskirche geführt hat." Auch die neue Ordnung des Verhältnisses zum Judentum, bzw. die Öffnung der Kirche hin zum Dialog mit den nichtchristlichen Religionen sei eine "Jahrhunderttat" gewesen, so der Linzer Pro Oriente-Vorsitzende.
Auch wenn die katholische Kirche speziell in den letzten 30 Jahren an der Umsetzung der "Konzilsbeschlüsse" im Sprung gehemmt war, wie es der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl treffend formuliert habe, "so ist das Zweite Vatikanum auch heute eine entscheidende Messlatte für die Kirche in der Gegenwart", so Pühringer. Daran lasse auch Papst Franziskus keinen Zweifel.
Pühringer erinnerte daran, dass der Papst erst am 30. Jänner dieses Jahres klargestellt habe: "Wer dem Konzil nicht folgt, steht nicht in der Kirche!" Damit habe Franziskus in ungewohnter Klarheit, ja Schärfe, deutlich gemacht, "es gibt kein 'hin und her fackeln' mehr". Das Zweite Vatikanum sei die Messlatte für das Lehramt der Kirche und der Maßstab für den rechten Glauben. Über das Konzil werde nicht verhandelt, seine Aussagen gelten. Es gebe kein Zurück mehr hinter das Konzil.
Freilich, so Pühringer: "Es muss Weiterentwicklungen geben, denn sonst würde Franziskus die Kirche nicht auf einen synodalen Weg schicken, damit sie ihren Auftrag in der Jetztzeit neu überdenken kann."
Als das Ökumenismus-Dekret des Konzils die Türen zu den anderen christlichen Konfessionen weit öffnete, nutzte der damalige Wiener Erzbischof Kardinal Franz König (1905-2004) die Gunst der Stunde. Schon kurz vor der Verabschiedung des Dekrets rief er am 4. November 1964 in Wien die kirchliche Stiftung PRO ORIENTE ins Leben. (Das Dekret wurde am 21. November 1964 von Papst Paul VI. promulgiert.)
Vordringliches Anliegen Kardinal Königs war es damals, das historische Erbe Wiens zu nützen und trotz des Eisernen Vorhangs auf inoffizieller Ebene Verbindungen zu den östlichen Kirchen zu schaffen. PRO ORIENTE hat den Auftrag, den inoffiziellen Dialog und die Zusammenarbeit zwischen der katholischen Kirche und den orthodoxen bzw. orientalisch-orthodoxen Kirchen zu pflegen und zu vertiefen, im Vorfeld bzw. zur Unterstützung des offiziellen Dialogs. Die geografische, historische und kulturelle Tradition Wiens und Österreichs erleichtert dabei bis heute die Umsetzung dieses Auftrags. Der Sitz des Generalsekretariats der Stiftung ist in Wien, es gibt regionale Sektionen in Salzburg, Graz und Linz.