Linz: PRO ORIENTE und die ICO laden zu Buchpräsentation über den Tur Abdin
Orient-Experte Prof. Hans Hollerweger stellt sein neuestes Buch "Erlebtes im Tur Abdin" vor - Bischof Scheuer und Linzer PRO ORIENTE-Obmann Josef Pühringer mit dabei
Linz, 26.01.24 (poi) Die Linzer PRO ORIENTE-Sektion und die "Initiative Christlicher Orient" laden am Donnerstag, 8. Februar, um 18 Uhr zur Präsentation des neuen Buches "Erlebtes im Tur Abdin" von Prof. Hans Hollerweger. Der Gründer und Ehrenobmann der ICO hat mit seinen 93 Jahren nochmals ein Buch über jene Gegend in der Südosttürkei verfasst, in der nur noch wenige der dort beheimateten syrisch-orthodoxen Christinnen und Christen leben und das mit einer faszinierenden kulturellen und christlichen Geschichte aufwartet. Mit dabei sind am 8. Februar im Linzer Priesterseminar (Harrachstraße 7) neben dem Autor u.a. der Linzer Bischof Manfred Scheuer, der Obmann der Linzer Sektion der Stiftung PRO ORIENTE, Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer, und Bischofsvikar und ICO-Obmann Slawomir Dadas.
Der Tur Abdin ist das einstige Kerngebiet der Syrisch-orthodoxen Kirche. Es beherbergt Klöster und Kirchen, die bis in die ersten christlichen Jahrhunderte zurückreichen. Um 1900 gab es in der Region noch 200.000 Christinnen und Christen, aktuell sind es nur mehr rund 2.500.
Im Tur Abdin haben die Aktivitäten der ICO Mitte/Ende der 1980er Jahre ihren Anfang genommen. Hollerweger schildet in seinem neuen Buch neben einigen bereits bekannten Episoden auch bislang noch nicht veröffentlichte Ereignisse und Erlebnisse bei seinen zahlreichen Besuchen im Tur Abdin. Er berichtet von verbotenen Besuchen in Miden und im Kloster Mor Yakob, Begegnungen mit der Polizei und dem Geheimdienst, über den misstrauischen Abt des Klosters Mor Malke, über österliches Brauchtum, Nächte im "1.000-Sterne-Hotel", unersetzliche Großmütter, Jugendliturgien oder auch seinen Ärger über zu viel westlichen Einfluss in den syrisch-orthodoxen Kirchen.
Wie immer bei Hollerweger-Büchern tragen die vielen Fotos, die der Autor alle selbst geschossen hat, ganz wesentlich zum Lesevergnügen bei. Nicht wenige davon hat der Autor hier erstmals veröffentlicht.
Syrisch-orthodoxer Erzbischof schreibt Vorwort
Timotheos Samuel Aktas, Abt des syrisch-orthodoxen Klosters Mor Gabriel und Erzbischof des Tur Abdin, hat das Vorwort verfasst. Hollerwegers Besuche hätten die letzten Christen des Tur Abdin bestärkten, in ihrer Heimat zu bleiben, schreibt der Erzbischof. Die Besuche hätten auch dazu beigetragen, das Gebiet bekannt zu machen und die verbliebenen Christen einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Der Autor seinerseits erinnert eingangs des Buches an die Anfänge seines Engagements im Tur Abdin. Es war bei seinem vierten Besuch vor Ort im Jahr 1989, als ihm - laut eigenem Bekunden - so richtig die Augen aufgegangen seien. "Beim Gang durch die Dörfer kam es zu Begegnungen und Gesprächen über Schwierigkeiten mit der Gendarmerie und der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK), über die vielen Christen, die aus den Dörfern ausgewandert waren, und die Unsicherheit, in der man lebt", berichtet Hollerweger. Bürgermeister Aziz Üstün von Miden, dem größten Dorf des Tur Abdin, der einige Jahre in Deutschland arbeitete und gut deutsch sprach, schilderte die Not: "Viele Christen verlassen den Tur Abdin, niemand besucht uns, niemand hilft uns, viele Kämpfe zwischen Gendarmerie und PKK, überall Unsicherheit. Haben wir hier eine Zukunft?" Dieses Gespräch mit dem Bürgermeister habe ihn tief beeindruckt und weithin den Anstoß für die künftige Hilfe gegeben.
Im September 1989 gründete er den Verein "Freunde des Tur Abdin", die Vorgängerorganisation der ICO. Die ICO und die Stiftung PRO ORIENTE arbeiten seit Jahrzehnten eng zusammen. So veranstalten die ICO und die Salzburger PRO ORIENTE-Sektion beispielsweise jedes Jahr eine hochkarätige Nahost-Tagung im Salzburger Bildungshaus St. Virgil.
Buchtipp: Hans Hollerweger: Erlebtes im Tur Abdin. Mit einem Vorwort von Erzbischof Timotheos Samuel Aktas. Initiative Christlicher Orient, Linz 2023.