Larentzakis: Gleiche Würde aller Menschen ist Basis für das Zusammenleben
Orthodoxer Theologe hielt Festvortrag bei 40-Jahr-Feier der Österreichisch-Griechischen Gesellschaft in Graz
Graz, 29.11.23 (poi) Die unverhandelbare gleiche Würde aller Menschen als Basis für das Zusammenleben von der lokalen bis zur globalen Ebene hat der orthodoxe Theologe Prof. Grigorios Larentzakis betont. Er hielt am vergangenen Wochenende bei der 40-Jahr-Feier der Österreichisch-Griechischen Gesellschaft in Graz den Festvortrag. Larentzakis würdigte den "offenen Geist" von Graz im politischen, kulturellen, kirchlichen, religiösen oder auch universitären Bereich. "Im Mittelpunkt stehen die Menschen als Menschen in ihrer unteilbaren und unantastbaren Würde als Basis und Ausgangspunkt, ohne jede Diskriminierung", so der Theologe wörtlich. Das sei seine grundsätzliche Erfahrung, "ohne damit alles idealisieren zu wollen".
Der orthodoxe Theologe - er ist u.a. auch stellvertretender Vorsitzender der Grazer PRO ORIENTE-Sektion - erinnerte u.a. an die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung im Juni 1997 in Graz, in der der Anstoß für die 2001 von den Kirchen in Europa unterzeichnete Charta Oecumenica gegeben wurde. Darin gehe es immer wieder um die große Bedeutung der "Würde der menschlichen Person". (Larentzakis hatte damals an der Erstellung des Textes mitgearbeitet)
Diese grundlegende Haltung werde auch in einem Dokument des Panorthodoxen Konzils aus dem Jahre 2016 auf Kreta ganz klar formuliert: "Die Orthodoxe Kirche bekennt, dass jeder Mensch unabhängig von Hautfarbe, Religion, Herkunft, Geschlecht, Nationalität oder Sprache nach dem Bild und zur Ähnlichkeit Gottes geschaffen wurde und gleiche Rechte in der Gesellschaft genießt", zitierte Larentzakis aus dem Dokument. Als Voraussetzung und Basis dafür werde im selben Dokument die Würde der menschlichen Person genannt.
Prof. Larentzakis: "Diese Feststellungen sprechen von einer unabdingbaren Voraussetzung für das Zusammenleben aller Menschen, aber sie zeigen auch, dass die religiösen Werte und überhaupt das religiöse Leben keine private Angelegenheit darstellen, sondern, dass sie eine eminent wichtige Rolle für die Gesellschaft und für das konkrete Leben der Menschen spielen." Die erwähnten Prinzipien seien zudem auch eine unerlässliche Voraussetzung für jeden interreligiösen Dialog. Er sei deshalb froh und dankbar, "dass auch unsere Stadt Graz diese Wirklichkeit sehr ernst nimmt und deshalb u.a. auch dem 'Interreligiösen Beirat'‘ eine große Bedeutung beimisst, an dem wir auch mitwirken dürfen".
Prof. Larentzakis ist Ehrenmitglied der Österreichisch-Griechischen Gesellschaft in Graz. Die Österreichisch-Griechische Gesellschaft bemühe sich seit 40 Jahren, eine Brücke "zwischen unseren Völkern und zwischen unseren Kulturen zu sein, in gegenseitiger Achtung und Respektierung der Würde aller Menschen, aber auch in einer gegenseitigen Bereicherung und in einer harmonischen, menschlichen und festlichen Gemeinschaft".