Kosovo: Patriarch Porfirije ruft zum Schutz des kirchlichen Erbes auf
Oberhaupt der Serbisch-orthodoxen Kirche besuchte alten Patriarchatssitz in Pec und Kloster Visoki Decani
Zum Schutz des spirituellen und kulturellen Erbes der Serbisch-orthodoxen Kirche im Kosovo hat der serbische Patriarch Porfirije aufgerufen. Das Oberhaupt der Kirche besuchte dieser Tage das Patriarchat von Pec und das Kloster Decani im Kosovo. Kosovo-Metohija wird von der Serbisch-orthodoxen Kirche als eine Art "Herzstück" betrachtet. Unter Metohija beziehungsweise Metochie versteht man das "Klosterland" im Westen des Kosovo. Kosovo und Metohija seien nicht nur geografische Begriffe, sondern vielmehr auch spirituelle, betonte der Patriarch.
Als spirituelle Heiligtümer seien die Kirchen und Klöster freilich niemals auf Personen oder Nationen beschränkt, so Patriarch Porfirije weiter. Sie hätten vielmehr für die gesamte Menschheit Bedeutung. Der Patriarch begrüßte es in diesem Zusammenhang auch, dass Kirchen und Klöster unter dem Schutz der UNESCO stehen, wie das Belgrader Patriarchat auf seiner Website mitteilte.
Im vergangenen Jahr hatte es massive Auseinandersetzungen um Klöster und Kirchen gegeben, die trotz der Proteste der kosovarischen Behörden auf der UNESCO-Liste des gefährdeten Welterbes verblieben sind: die Klöster Visoki Decani, Gracanica und das Patriarchat von Pec sowie die Kathedrale der Muttergottes von Ljevis. Die UNESCO erkennt auch bis auf Weiteres die Verantwortung Serbiens für die Objekte an. Der Kosovo hatte hingegen an die Weltkulturorganisation appelliert, die vier Stätten von der Liste der gefährdeten Stätten zu streichen und sie nicht mehr als "serbisch", sondern als "kosovarisch" zu bezeichnen. Die Klöster sowie die Kathedrale von Ljevis sind seit 2004 UNESCO-Welterbestätten und stehen seit 2006 auf der Liste des gefährdeten Erbes.
Am Mittwoch stand der Patriarch einer feierlichen Liturgie in der Patriarchatskirche von Pec vor. Im Anschluss fand im Patriarchat eine Sitzung des ständigen Synods der Serbisch-orthodoxen Kirche statt. Traditionell wird jeder serbische Patriarch nicht nur in Belgrad, sondern danach nochmals im Kloster Pec inthronisiert. Wann diese Inthronisation im Fall von Porfirije stattfinden wird, steht derzeit aber noch nicht fest.
Von Pec reiste der Patriarch weiter ins Kloster Visoki Decani, wo er Abt Sava und der Klostergemeinschaft Mut zusprach. Das Kloster wird seit 1999 von KFOR-Truppen geschützt. Die Klostergemeinschaft befindet sich oftmals in rechtlichen Auseinandersetzungen mit den Behörden.
Erst vor Kurzem hatte der Patriarch im Gespräch mit österreichischen Journalisten betont, dass die Kosovo-Frage eine „schmerzliche Frage“ für die Serbisch-orthodoxe Kirche sei. Die Identität des serbischen Volkes sei auf das Engste mit dem Kosovo verbunden. Zugleich sagte Porfirije, dass seine Sorge allen Menschen gelte, die im Kosovo leben, "ganz gleich, welcher Kirche oder Religion sie angehören". Immer wieder hat sich Porfirije seit seiner Wahl zum Patriarchen mit Versöhnungsbotschaften an die Kosovo-Albaner gewandt.
Die mehrheitlich albanisch besiedelte frühere serbische Provinz Kosovo war nach dem Krieg von 1998/99 und Jahren der UNO-Verwaltung 2008 unabhängig geworden. Serbien erkennt Kosovo als Staat nicht an - wie u.a. auch der Heilige Stuhl. Die Serbisch-orthodoxe Kirche lehnt eine direkte oder indirekte Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo durch Serbien kategorisch ab.