Koptische Kirche: Patriarch Tawadros II. wird 70
Oberhaupt der Koptischen Kirche wurde genau vor zehn Jahren an seinem 60. Geburtstag koptischer Patriarch - Patriarch Tawadros gilt als ökumenisch aufgeschlossen und pflegt gute Kontakte zu Österreich
Kairo/Wien, 02.11.22 (poi) Patriarch Tawadros II., Oberhaupt der Koptisch-orthodoxen Kirche, feiert am 4. November seinen 70. Geburtstag. Er wurde vor zehn Jahren, exakt an seinem 60. Geburtstag, zum koptischen Patriarchen gewählt. Patriarch Tawadros gilt als ökumenisch aufgeschlossen und pflegt auch gute Kontakte zu Österreich.
Die Koptische Kirche zählt weltweit bis zu elf Millionen Gläubige. Die überwiegende Mehrheit lebt in ihrer angestammten Heimat Ägypten, bis zu 1,5 Millionen verteilen sich aber auch über die ganze Welt. In Österreich gibt es rund 10.000 Kopten. Die meisten leben im Großraum Wien. Koptisch-orthodoxe Gemeinden gibt es neben Wien u.a. auch in Graz, Bruck an der Mur, Klagenfurt und Linz.
Seit seiner Inthronisation vor zehn Jahren hat Patriarch Tawadros mehrmals Österreich besucht, zahlreiche kirchliche Delegationen aus Österreich waren auch in Ägypten Gäste des koptischen Kirchenoberhaupts. Zuletzt hatte Patriarch Tawadros die Teilnehmenden eines von PRO ORIENTE mitveranstalteten ökumenischen Workshops für junge Christinnen und Christen verschiedener Kirchen aus Ägypten in das Logos-Zentrum seiner Kirche ins Wadi Natrun eingeladen.
Im letzten Sommer absolvierte der Patriarch einen Pastoralbesuch in Österreich. Neben zahlreichen Begegnungen mit den Gläubigen und dem Klerus der Koptischen Kirche weihte der Patriarch die Makarios-Kirche im St. Antoniuskloster im niederösterreichischen Obersiebenbrunn. Das Kloster im Marchfeld ist der Sitz des für Österreich zuständigen Bischofs Anba Gabriel und somit das jurisdiktionelle und spirituelle Zentrum der Koptischen Kirche in Österreich. Der Patriarch nahm zudem auch an einem internationalen koptischen Jugendtreffen in Obersiebenbrunn teil. Tawadros II. traf bei seinem letzten Österreich-Besuch auch mit PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss zusammen.
Der koptische Patriarch pflegt sehr intensive Beziehungen zur Stiftung PRO ORIENTE. PRO ORIENTE-Präsident Kloss gratulierte im Namen der Stiftung dem Patriarchen sehr herzlich zum runden Geburtstag und würdigte dessen vielfältiges Engagement - im Rahmen der Koptischen Kirche, aber auch weit darüber hinaus: "Die Koptische Kirche ist eine der ältesten Kirchen der Welt, mit einem großen Erbe, das für das ganze Christentum eine besondere Kostbarkeit ist. Ich bin sehr dankbar, dass unsere Stiftung mit der von Patriarch Tawadros II. geleiteten Koptischen Kirche einen so intensiven ökumenischen Austausch pflegt", so Kloss.
Ein weiteres Beispiel für die guten Beziehungen des Patriarchen zu Österreich: Im Oktober 2016 besuchte Kardinal Christoph Schönborn, Vorsitzender des PRO ORIENTE-Kuratoriums, gemeinsam mit einer PRO ORIENTE-Delegation Ägypten und war im Wüstenkloster Anba Bischoi Gast des Patriarchen. In Anba Bischoi konnte Schönborn mit seiner kleinen Delegation in der dortigen Privatkapelle des Patriarchen einen Gottesdienst feiern. Es war dies die historisch erste römisch-katholische Liturgie in der Privatkapelle eines koptischen Kirchenoberhaupts. Patriarch Tawadros unterstrich damals, dass er sich um gute Beziehungen zu allen christlichen Kirchen bemühe. Ziel müsse die Kircheneinheit sein. Der Besuch von Kardinal Schönborn, mit dem ihn eine persönliche Freundschaft verbinde, sei "ein kleiner Schritt auf dem langen Weg" dorthin.
Schon bei der Amtseinführung von Tawadros II. im November 2012 war die österreichische Kirche durch den Wiener Weihbischof Franz Scharl und den damaligen PRO ORIENTE-Präsidenten Hans Marte vertreten.
Tawadros II. wurde am 4. November 1952 im oberägyptischen Mansoura geboren. Sein Geburtsname lautet Wajih Sobhi Baki Solayman. Er studierte in Alexandria Pharmazie und war Geschäftsführer der Staatlichen Pharmazeutischen Werke Damanhour. 1986 trat er in das Kloster Anba Bischoi ein, wo er 1988 die Ewigen Gelübde ablegte und die Mönchsweihe erhielt. 1989 wurde er Priester, 1997 empfing er von Papst Schenuda III. die Bischofweihe. Als Generalbischof (Weihbischof) in Damanhour-Beheira im Nildelta stand Tawadros Metropolit Pachomios zur Seite und war vor allem für die Jugendarbeit zuständig.
Nach dem Tod von Patriarch Schenuda III. am 17. März 2012 gehörte Tawadros zum Mitarbeiterstab des Interims-Kirchenleiters Pachomios, bevor er am 4. November 2012 zum 118. Nachfolger des Heiligen Markus gewählt wurde – wobei die Bezeichnung "Wahl" nicht ganz stimmt. In der Koptischen Kirche werden zuerst von einer sehr großen Wahlversammlung von mehr als 2.400 Geistlichen und Laien drei Kandidaten gewählt, deren Namen auf Lose geschrieben werden. Dann zieht ein Kind mit verbundenen Augen eines der Lose, und der Name des neuen Patriarchen wird verlesen.