Katholischer Erzbischof von Izmir: Zu Weihnachten besondere Hilfe für Erdbebenopfer
Erzbischof Kmetec in "Fides"-Interview über Weihnachtsfeiern der wenigen Katholiken im Land und die nach wie vor große Not der Millionen Erdbebenopfer, die im Februar 2023 obdachlos wurden
Ankara, 19.12.23 (poi) Weihnachten ist für die kleine katholische Gemeinschaft in der Türkei ein stilles und freudvolles Fest zugleich. Die besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den vielen Menschen in Not im Land. Das hat der katholische Erzbischof von Izmir, Martin Kmetec, in einem aktuellen Interview mit dem vatikanischen Nachrichtendienst "Fides" betont.
"Wir befinden uns in der Vorweihnachtszeit, wir sind eine kleine Glaubensgemeinschaft, als Katholiken sind wir ein Tropfen im Ozean, aber wir wollen eine lebendige Kirche sein, die mit Christus, dem Herrn, verbunden ist!", so der Erzbischof wörtlich. In diesem Geiste "werden wir Weihnachten vor allem auf spiritueller Ebene feiern, im Glauben an Gott, der die Nächstenliebe, die Offenheit und das Wohlwollen gegenüber jedem Menschen hervorbringt".
Die Gedanken der Gläubigen würden in dieser Zeit vor allem dem Vikariat Anatolien gelten, so der Erzbischof, "einem riesigen Gebiet, das die Hälfte der Türkei umfasst. Es gibt dort immer noch viele Vertriebene, etwa 3 Millionen, und viele von ihnen leben in Zelten und Containern unter prekären Bedingungen." Dabei handle es sich um die Familien, die von dem Erdbeben im Februar betroffen waren.
Zu Weihnachten wird es in den katholischen Gemeinden in der Türkei neben Gebeten auch konkrete Hilfsinitiativen für die Erdbebenopfer geben, christliche und nicht-christliche. "Wir wollen denen, die Not leiden, nahe sein, Trost spenden und konkrete Zeichen der Solidarität setzen. Die Caritas, an der wir alle beteiligt sind, gibt hier ein starkes Zeugnis und wird sehr geschätzt", so der Erzbischof: "Wir versuchen, ihnen wieder etwas Hoffnung zu geben, wir sind dabei, ihr ganzes Leben wieder neu aufzubauen." Der Wiederaufbau sei auch ein Zeichen für die Erneuerung des Lebens: "Wir fangen neu an und der Herr ist uns nahe und hilft uns".
Der Erzbischof sprach im Interview zudem auch über die Restaurierung der vielen durch das Erdbeben vom Februar 2023 beschädigten Kirchen: "In Izmir arbeiten wir an der Restaurierung der Kirche des Heiligen Polykarp, die gleichen Arbeiten werden in Antiochia durchgeführt, während in Iskenderun die Kathedrale eingestürzt ist und wieder aufgebaut werden muss, das wird länger dauern".
Der Wiederaufbau von Kirchengebäuden sei wichtig, "weil das Gebäude selbst für uns ein wertvolles Zeichen für die Präsenz der christlichen Gemeinschaft in der Türkei ist". Die katholische Kirche genieße keine rechtliche Anerkennung durch den Staat, so dass sie weder staatliche Unterstützung für den Wiederaufbau noch Genehmigungen für neue Gebäude erhalte.
Kmetec: "Wir müssen aus eigener Kraft handeln und deshalb brauchen wir auch Hilfe von außen." Der Status der christlichen Gemeinschaften in der Türkei sei an das Vorhandensein historischer Gebäude gebunden. "Kirchen sind ein sichtbares Zeichen unserer Präsenz, aber sie sind vor allem ein lebendiger Ort, der Ort der Gemeinschaft, Treffpunkte für Gottesdienste, für die Seelsorge, für geschwisterliche Beziehungen, für die Nächstenliebe", so der Erzbischof.
Abschließend erinnerte Erzbischof Kmetec auch an das Heilige Land, das "uns am Herzen liegt und genauso im Mittelpunkt unserer Weihnachtsfeiern stehen wird. Wir bitten den Herrn vertrauensvoll um die Gabe des Friedens in dem Land, in dem Jesus gewandelt ist."
Kmetec ist Slowene und wurde Ende 2020 auf den Bischofsstuhl in der Millionenmetropole Izmir berufen. Seine Erzdiözese umfasst weite Teile der westlichen Türkei und erstreckt sich auf rund 100.000 Quadratkilometer. Die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in seiner Diözese schätzt der Erzbischof auf etwa 5.000, "wenn man Migranten und Flüchtlinge dazuzählt, sind es vielleicht noch einige mehr".