Jordanien: Kirchen betonen Loyalität zum Königshaus
Ausgedehnte Feiern zum 76. Tag der Unabhängigkeit Jordaniens
Anlässlich der Feierlichkeiten zum 76. Jahrestag der Unabhängigkeit Jordaniens haben führende Kirchenvertreter ihre Loyalität zum haschemitischen Königshaus bekundet. Wie das in der jordanischen Hauptstadt Amman ansässige christliche Internetportal "abouna.org" berichtete, betonten die Kirchenvertreter, dass das Land, "trotz begrenzter natürlicher Ressourcen und der Unüberschaubarkeit des Territoriums in der Lage war, die Grenzen der Geografie, die Dilemmata der Kriege, Katastrophen und Rückschläge zu überwinden" und so eine gemeinsame Heimat für Christen und Muslime wurde. Zudem würdigten die Kirchenvertreter die Rolle des Königshauses als Hüter der christlichen und muslimischen Heiligen Stätten in Jerusalem.
Unter anderem bat der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., in seiner Botschaft um Gottes Schutz "über Jordanien, seine Regierung und sein Volk", während Erzbischof Yasser Ayyash, melkitischer Patriarchalvikar von Jerusalem, im Namen seiner Kirche Loyalität, Treue und Zuneigung zu unserem "haschemitischen Königshaus" bekräftigte. Man bete dafür, dass die jordanische Regierung stets "vor den Krisen und allen Verschwörungen, denen sie ständig ausgesetzt ist", bewahrt werde.
Weihbischof William Shomali, Patriarchalvikar des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem, bekräftigte seinerseits seine Wertschätzung "für die Bemühungen der Haschemiten um die Verteidigung der islamischen und christlichen Heiligen Stätten in Jerusalem". Der Weihbischof fügte hinzu: "Wir, die Palästinenser, die Muslime und die Christen beten zu Gott, dass er Seine Majestät und die Haschemitische Familie beschützt, damit Jordanien ein leuchtendes Leuchtfeuer und ein sicherer Hafen für sein Volk und für alle, die sich ihm nähern, bleibt."
Die von Mittwoch bis Freitag andauernden dreitägigen Feierlichkeiten waren heuer besonders umfangreich: In allen Gouvernements des Königreichs wurden militärische Paraden, künstlerische Veranstaltungen und Feuerwerke abgehalten. In den vergangenen beiden Jahren waren die Veranstaltungen pandemiebedingt ausgefallen.
Hintergrund der Loyalitätsbekundungen der Kirchenvertreter sind unter anderem auch Spannungen innerhalb des Königshauses, die in den vergangenen Tagen wieder deutlich wurden. Am 21. Mai erließ König Abdullah II. ein Dekret, das die Bewegungsfreiheit von Hamzah bin al-Hussein, dem Halbbruder des Monarchen, stark einschränkte. Zwei Tage zuvor hatte der König in einem Brief, der in jordanischen Zeitungen veröffentlicht wurde, die Gründe für die strengen Maßnahmen gegen seinen Halbbruder erläutert. "Ich bin zu dem enttäuschenden Schluss gekommen, dass er sich nicht ändern wird", erklärte Abdullah. Hamza lebe in seiner "eigenen Realität", ignoriere alle Fakten und versuche, Unruhe zu stiften. Das jordanische Königshaus hatte schon im April 2021 nach eigenen Angaben ein Komplott aufgedeckt. Im Zentrum soll Prinz Hamzah gestanden haben. Berichten zufolge kam es zwischen den Brüdern dabei zu einem offenen Streit. Prinz Hamzah wurde schon damals für einige Zeit unter Hausarrest gestellt, bekräftigte danach aber öffentlich seine Loyalität zu Abdullah.
Christen sind akzeptiert
Jordanien sticht im Nahen Osten hinsichtlich des guten Zusammenlebens zwischen muslimischer Mehrheit und christlicher Minderheit heraus. Ca. 95 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, maximal drei Prozent sind Christen. Ethnisch sind aber so gut wie alle Jordanier Araber, was das Zusammenleben erleichtern dürfte. Die Christen sind in die jordanische Gesellschaft gut integriert. Der Islam ist in Jordanien Staatsreligion. Andersgläubige dürfen ihre Religion laut Verfassung allerdings frei ausleben und auch Institutionen wie Bildungseinrichtungen oder Krankenhäuser unterhalten. Für die Christen im Land sind zum Beispiel Palmsonntag und Ostern Feiertage. Eine der ersten Amtshandlungen des aktuellen Königs Abdullah II. war es, Weihnachten zum Feiertag für alle Jordanier zu erklären. Von den 110 Sitzen im jordanischen Parlament sind 9 für Christinnen und Christen bestimmt.
Rund die Hälfte der jordanischen Christen (ca. 100.000) sind griechisch-orthodox und gehört zum Orthodoxen Patriarchat von Jerusalem. Bis zu 65.000 Gläubige gehören der römisch-katholischen Kirche (Lateinisches Patriarchat von Jerusalem) an, 20.000 sind griechisch-katholisch (Melkiten).
Mit jeweils maximal 1.000 bis 2.000 Gläubigen sind die koptisch-orthodoxe, syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische, armenisch-apostolische und armenisch-katholische Kirche sowie die Lutherische und Anglikanische Kirche im Land vertreten. Dazu kommen noch einige Freikirchen mit wenige Hundert Mitgliedern