Irak: Patriarch Sako spricht Christen in Mosul Mut zu
Oberhaupt der chaldäischen Kirche feiert Gottesdienst in Pauluskirche in Mosul und besucht Kleinstädte Karakosch und Karamles in der Ninive-Ebene
Der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako hat den wenigen in die nordirakische Stadt Mosul zurückgekehrten Christen Mut zugesprochen. Sako war am Sonntag in die Millionenstadt am Tigris gereist und hatte in der Pauluskirche im Zentrum einen Gottesdienst gefeiert. Mit dem Patriarchen stand auch der chaldäische Erzbischof von Mosul, Najeeb Michael Moussa, dem Gottesdienst vor. Den rund 50 Gläubigen, die zur Messe gekommen waren, sagte der Patriarch zu, alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, um sie zu unterstützen. 2014 mussten alle Christinnen und Christen vor den IS-Terroristen aus Mosul fliehen. Nur wenige sind seither in ihre Heimatstadt zurückgekehrt.
Terrorismus, Fanatismus und Zerstörung würden nicht das letzte Wort haben, so Patriarch Sako in seiner Predigt. Die Christen ermutigte er, "Sauerteig der Gesellschaft" und mit ihrer Aufrichtigkeit Vorbild für andere zu sein.
Sako erinnerte auch an die Märtyrer von Mosul; u.a. an Erzbischof Boulos Faraj Rahho und Pater Ragheed Aziz Ganni , die von Islamisten ermordet worden waren. Das Blut dieser und vieler weiterer Märtyrer sei der Same des Glaubens in der Diözese von Mosul, so der Patriarch.
Im Anschluss an den Gottesdienst besuchte Sako das wiederbelebte Kloster der kleinen Schwestern Jesu in Mosul, bevor er weiter in die Kleinstädte Karakosch und Karamles in der Ninive-Ebene reiste. Auch dort sprach er den zurückgekehrten Christinnen und Christen Mut zu. In der christlichen Kleinstadt Ankawa bei Erbil in der Autonomen Region Kurdistan weihte der Patriarch schließlich eine neue chaldäische Kirche in.
"Die Christen sind das Volk dieses Landes"
Erst Anfang Juni hatte Patriarch Sako mit einer ausführlichen Botschaft für Aufsehen gesorgt, in der er schonungslos die derzeitige Situation des Irak analysierte und grundlegende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System einmahnte. Im Blick auf die Christinnen und Christen hielt der Patriarch fest, dass diese irakische Staatsbürger seien und nicht als Minderheit bezeichnet werden sollten. Das gesellschaftliche Konzept, das die verschiedenen Glaubensgemeinschaften als getrennte "Komponenten" der irakischen Gesellschaft definiert, müsse dringend überwunden werden. Statt "Stammesdenken" und "sektiererische Identitäten" hochzuhalten, müsse ein moderner Nationalstaat aufgebaut werden, basierend auf den Grundsätzen von Staatsbürgerschaft und Gleichberechtigung. "Die Christen", so Patriarch Sako, "sind gebürtige Iraker und keine Gemeinschaft aus einem anderen Land. Sie sind das Volk dieses Landes."
Der Irak stecke in einer politischen Sackgasse. Das Land habe "seit dem Sturz des früheren Regimes im April 2003 kein normales politisches Leben erlebt", schrieb Patriarch Sako. Die seit dem Sturz Saddam Husseins aufeinanderfolgenden Regierungen hätten es nicht geschafft, Frieden und Stabilität zu schaffen, wichtige Reformen durchzuführen sowie eine echte Demokratie, Gerechtigkeit, Gleichheit und Wohlstand zu errichten, die die Bürger erhofft hatten. Stattdessen habe sich die Situation durch Korruption und Krisen weiter verschlechtert. Sako rief dazu auf, die Pluralität im Irak und damit das gemeinsame Erbe zu bewahren. Die muslimische Mehrheit im Land trage die Verantwortung für die Präsenz der Christinnen und Christen und die Verteidigung ihrer Rechte.