Irak: Patriarch Sako besucht die Ninive-Ebene
Lokalaugenschein des chaldäischen Kirchenoberhaupts in den Städten Mossul, Karakosch und Karamles
Erbil, 22.08.23 (poi) Der chaldäische Patriarch Kardinal Louis Raphael Sako hat dieser Tage die Städte Mossul, Karakosch und Karamles in der nordirakischen Ninive-Ebene besucht. Empfangen wurde der Patriarch vom örtlichen chaldäischen Erzbischof Michael Najeeb Moussa. Moussa informierte den Patriarchen in Karamles und Mossul über die Bemühungen, das christliche Leben nach der Schreckensherrschaft des IS wieder zu intensivieren. In Karakosch wurde Sako vom syrisch-katholischen Erzbischof Kusai Mubarak Younan Hano empfangen.
Alle 35 Kirchen Mossuls wurden vom IS zumindest teilweise zerstört bzw. bei der Rückeroberung durch das irakische Militär und schiitische Milizen beschädigt. Einige wenige Kirchen wurden inzwischen wieder hergestellt. Seit der Rückeroberung der Stadt vor rund sechs Jahren ist aber erst eine geringe Zahl von Christinnen und Christen zurückgekehrt. Laut Erzbischof Moussa sind es rund 50 Familien, nur ein Bruchteil der früheren christlichen Bevölkerung der Stadt. Viele weitere Christinnen und Christen hätten derzeit keine Chance zur Rückkehr, weil ihre Häuser und Wohnungen zerstört seien und sie auch keine Arbeit vor Ort hätten.
In Mossul besuchte Patriarch Sako u.a. die vom IS verwüstete Immaculata-Kirche. Die Kirche aus dem 7. Jahrhundert wurde von den IS-Terroristen als Werkstatt zum Bombenbauen missbraucht und wird derzeit wieder aufgebaut. In einer anderen syrisch-katholischen Kirche hatte der IS einen Strafgerichtshof eingerichtet, Menschen abgeurteilt und gefoltert.
Karamles ist eine Kleinstadt in der Ninive-Ebene, die hauptsächlich von chaldäischen Christinnen und Christen bewohnt wird. Laut Auskunft von Erzbischof Moussa sind bisher rund 350 Familien zurückgekehrt. In Karamles betete Patriarch Sako vor dem Grab des Märtyrerpriesters Pater Ragheed Aziz Ganni , der schon einige Jahre vor der IS-Terrorherrschaft von Islamisten ermordet wurde.
In Karakosch lebten vor der Eroberung durch den IS 2014 bis zu 50.000 Christinnen und Christen. Nur rund die Hälfte ist wieder zurückgekehrt. Die Mehrheit der christlichen Bevölkerung von Karakosch ist syrisch-katholisch, es gibt aber auch zahlreiche chaldäische und syrisch-orthodoxe Gläubige.
Nach seinem Besuch in der Ninive-Ebene reiste der Patriarch zurück nach Ankawa, der kleinen Schwesterstadt der kurdischen Metropole Erbil, wo Sako derzeit seinen Hauptsitz hat. Der chaldäische Patriarch sieht sich derzeit massiven politischen Anfeindungen im Irak ausgesetzt und führt deshalb seine Amtsgeschäfte von der Autonomen Region Kurdistan aus.