Große Vielfalt der Orientalisch-orthodoxen Kirchen in Österreich
Stiftung PRO ORIENTE lud zu ökumenischem Empfang – Begegnung zeigte Reichtum des orientalischen Christentums in Österreich auf
Die praktische Seelsorge und das kirchliche Leben auf der einen Seite und der ökumenische Dialog und die theologische Reflexion auf der anderen Seite sind aufeinander verwiesen und brauchen einander. Das war der Tenor eines Empfangs, zu dem die Stiftung PRO ORIENTE am Mittwochabend in Wien eingeladen hatte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung der PRO ORIENTE-Kommission für ökumenische Begegnung zwischen der Katholischen Kirche und den Orientalisch-orthodoxen Kirchen trafen im Salvatorianerkloster St. Michael im ersten Bezirk mit Vertreterinnen und Vertretern der in Österreich beheimateten Orientalisch-orthodoxen Kirchen zusammen.
PRO ORIENTE Präsident Alfons Kloss konnte unter anderem den Syrisch-orthodoxen Metropoliten von Österreich und der Schweiz, Mor Dionysios İsa Gürbüz, den Syrisch-orthodoxen Metropoliten der Niederlande, Mor Polycarpus Aydin und den Koptisch-orthodoxen Bischof von Nord-Shoubra nahe Kairo, Anba Angelos, begrüßen; weiters auch den Wiener Weihbischof Franz Scharl, den Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, Domdekan Prof. Rudolf Prokschi, und den Generalvikar des Ordinariats der katholischen Ostkirchen, Yuriy Kolasa.
Weihbischof Scharl überbrachte die Grüße von Kardinal Christoph Schönborn und fügte hinzu, dass die Welt gerade in Zeiten wie diesen das gemeinsame authentische Zeugnis der Christinnen und Christen brauche. Präsident Kloss betonte in seiner Ansprache, dass die mittlerweile zahlreichen in Österreich beheimateten orientalischen Kirchen zudem Zeugnis von der unglaublichen Vielfalt und dem spirituellen Reichtum des Christentums geben.
Zum Empfang gekommen waren Vertreterinnen und Vertreter der Koptisch-orthodoxen, Syrisch-orthodoxen, Malankara-Orthodoxen, Äthiopisch-orthodoxen und Eritreisch-orthodoxen Kirche. Vom Armenisch-apostolischen Patriarchaldelegaten von Mitteleuropa und Skandinavien, Bischof Tiran Petrosyan, wurden Grüße seiner Kirche übermittelt, die aufgrund zeitgleich stattfindender Wahlen zum Kirchengemeinderat nicht vertreten sein konnte. Als Gäste aus der Ökumene waren u.a. Vertreter des Ökumenischen Patriarchats, des Rum-orthodoxen Patriarchats von Antiochien, des Patriarchats von Serbien und der Assyrischen Kirche des Ostens gekommen.
Manche Kirchen sind mit zahlreichen Gemeinden in Österreich vertreten, allen voran die Koptische Kirche mit bis zu 10.000 Gläubigen im Land, während die Eritreische Kirche kaum 200 Mitglieder zählt. Manche orientalischen Kirchen verfügen bereits über mehrere eigene Gotteshäuser, andere sind noch in der Regel in katholischen Gemeinden zu Gast. Vielfach wurde von den Kirchenvertretern Dankbarkeit für die katholische Gastfreundschaft geäußert.
Neben den Orientalisch-orthodoxen Kirchen gibt es in Österreich auch zahlreiche Orientalisch-katholische Kirchen. Diese wurden beim Empfang an erster Stelle vom Generalvikar des Ordinariats für die Gläubigen der katholischen Ostkirchen, Yuriy Kolasa, repräsentiert. Im Ostkirchen-Ordinariat würden Priester der byzantinischen und orientalischen Traditionen zusammenwirken, so Kolasa. Er hob ebenfalls den großen Reichtum der orientalischen Liturgien hervor und würdigte die Vielfalt und den darin zum Ausdruck kommenden Reichtum des Christentums. Zum Empfang gekommen waren u.a. Vertreter der Äthiopisch-katholischen und der Eritreisch-katholischen Gemeinde in Wien.
Der stellvertretende Leiter des Kultusamtes, Stephan Leitner, bezeichnete die orientalischen Christinnen und Christen in Österreich als aktiven Teil der Gesellschaft. Er unterstrich die Bedeutung der Trennung von Kirche und Staat in Österreich bei gleichzeitiger Kooperation. Der Staat wie auch die Kirchen würden zum Wohl der gleichen Menschen arbeiten, so Leitner.
Der Empfang fand im Rahmen der ökumenischen Konferenz der "PRO ORIENTE-Commission for Ecumenical Encounter between the Catholic Church and the Oriental Orthodox Churches" statt, die am Donnerstag zu Ende ging. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der katholischen Kirche und den orientalisch-orthodoxen Kirchen berieten dabei über die Rezeption der Ergebnisse des offiziellen Dialogs zwischen ihren Kirchen.