Gmunden: Serbisch-orthodoxe Gläubige wünschen sich eigene Kirche
Serbisch-orthodoxe Gemeinde besteht seit 2017 – Pfarrer Pantic: Gute Beziehungen zur katholischen Pfarre und Gastfreundschaft in katholischer Kirche, aber Wunsch nach eigener Kirche, "die dem Aussehen und den liturgischen Gebräuchen der Orthodoxie entspricht"
Gmunden/Wien, 31.05.23 (poi) Die Serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde Gmunden-Vöcklabruck wurde im Jahr 2017 gegründet. Bisher feiern die orthodoxen Gläubigen ihre Gottesdienste in der Filialkirche Gmunden-Ort der örtlichen katholischen Pfarre. Wie Gemeindepfarrer Nikola Pantic in der aktuellen Ausgabe des PRO ORIENTE-Magazins schreibt, sei man der katholischen Pfarre für die Gastfreundschaft überaus dankbar, zugleich sei es der größte Wunsch der serbischen Gemeinde, im Pfarrgebiet eine eigene Kirche zu haben, „die dem Aussehen und den liturgischen Gebräuchen der Orthodoxie entspricht“. Er hoffe sehr, so Pantic, „dass dieses Ziel bald erreicht sein wird und die Stadt Gmunden ihre erste orthodoxe Kirche bekommt.“
Vor der Gründung der Gemeinde 2017 versammelten sich die Gläubigen regelmäßig in der Schulkapelle in Stadl-Paura. Auf Wunsch der Gläubigen habe Bischof Andrej (Cilerdzic) dann aber den Sitz der Gemeinde nach Gmunden verlegt, da viele in Laakirchen und Gmunden wohnen und die Stadt sich daher geografisch in der Mitte der Pfarre befindet. Gemeinsam mit dem katholischen Pfarrer Franz Trinkfaß und dem Pfarrgemeinderat von Gmunden wurde demnach vereinbart, dass in Gmunden-Ort die Göttliche Liturgie unmittelbar im Anschluss an die katholische Messfeier stattfinden soll, „damit die Gläubigen beider Gemeinden zwischen den beiden Gottesdiensten die Gelegenheit bekommen, einander besser kennenzulernen, Erfahrungen auszutauschen und miteinander ins Gespräch zu kommen“, so Pantic. Pfarrer Trinkfaß habe betont, dass beide Gemeinden in der Kirche ihren Platz haben sollen.
Bei der ersten Weihnachtsfeier in der neuen Kirche hätten sich insgesamt 600 Gläubige versammelt, „um das Fest der Geburt Christi zu feiern und mit den schönen serbischen Traditionen die Sehnsucht nach ihrer Heimat zu stillen“, berichtet der orthodoxe Geistliche.
Ein wichtiger Teil des Gemeindelebens sei die Agape im Anschluss an die Gottesdienste. „Das ist nicht nur eine Chance, sich besser kennenzulernen, sondern dient auch der Stärkung des Glaubens der Gemeinde“, so Pfarrer Pantic: „Neben der Diskussion pfarrlicher Probleme werden Erfahrungen ausgetauscht, Pläne für die Zukunft gemacht sowie den Bedürftigen geholfen.“
Die Göttliche Liturgie werde normalerweise in serbischer Sprache gefeiert, wobei auch Teile auf Deutsch oder Griechisch gelesen werden. Das „Vater unser“ werde überhaupt in zahlreichen Sprachen gesprochen: Rumänisch, Englisch und Russisch, da nicht nur Serbinnen und Serben, sondern auch Menschen anderer Nationalitäten und Sprachen an der Liturgie teilnehmen.
Wie Pfarrer Pantic berichtet, hätten viele serbische Gläubige, die sich im letzten Jahrhundert in Österreich angesiedelt haben, große Schwierigkeiten bei der Integration gehabt, wobei oft die deutsche Sprache das größte Hindernis darstellte. Die folgenden Generationen hätten dieses Problem nicht mehr und verstünden sich „als ein selbstverständlicher Teil der österreichischen Gesellschaft“. In den letzten Jahren sei vielmehr zu beobachten, dass serbische Kinder zunehmend Probleme mit ihrer Muttersprache und der kyrillischen Schrift hätten.
Pantic: „Die Serbisch-orthodoxe Kirche spielt im Ausland immer eine bedeutende Rolle im Erhalten und Pflegen der nationalen Identität und der serbischen Tradition. Deswegen wird in der Kirche, nach der Göttlichen Liturgie, die serbische Sprache, Geschichte und Kultur unterrichtet, wofür in unserer Gemeinde insgesamt drei Lehrer verantwortlich sind.“
Für den orthodoxen Religionsunterricht, der in den letzten Jahren wieder wichtiger geworden sei, ist Pfarrer Pantic im Gebiet der Kirchengemeinde Gmunden-Vöcklabruck gemeinsam mit zwei Religionslehrern zuständig.
Serbisch-orthodoxe Kirche
Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist die zahlenmäßig größte orthodoxe Kirche in Österreich. Sie zählt bis zu 350.000 Gläubige. Die rund 25 Pfarrgemeinden verteilen sich über das ganze Land. Bischof Andrej (Cilerdzic) ist seit 2014 im Amt. Ihm stehen für die Seelsorge in Österreich rund 30 Priester zur Verfügung. Bischof Andrej hat seinen Amtssitz in Wien. Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist in Österreich seit 1967 staatlich anerkannt.
In Wien gibt es vier serbisch-orthodoxe Gemeinden, weitere Gemeinden finden sich in Bregenz, Wiener Neustadt, Gmunden, Graz, Enns, Innsbruck, Klagenfurt, Kufstein, Linz, Salzburg, Saalfelden, St. Pölten, Tulln, Braunau, Wels und Feldkirch.