Erzbischof Lackner: Solidarität mit vertriebenen Karabach-Armeniern
Salzburger Erzbischof und armenisch-apostolischer Bischof Petrosyan standen am Mittwochabend einem ökumenischen Friedensgebet in der Salzburger Kollegienkirche vor, zu dem u.a. die Salzburger PRO ORIENTE-Sektion geladen hatte
Salzburg, 07.12.23 (poi) Unter dem Titel "Frieden für Artsach" (Berg-Karabach) standen der Salzburger Erzbischof Franz Lackner und der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan am Mittwochabend einem Ökumenischen Friedensgebet vor. In der nach wie vor angespannten Situation wolle man sich "mit den Armenierinnen und Armeniern im Gebet verbunden wissen", bekräftigte Erzbischof Lackner seine Solidarität in seinen Begrüßungsworten in der Salzburger Kollegienkirche.
Zu Beginn des Friedensgebets wies die Leiterin des Zentrums zur Erforschung des Christlichen Ostens (ZECO), Jasmine Dum-Tragut, auf die dramatischen Ereignisse der vergangenen Jahre hin. "Karabach ist verwaist. Was mit den Menschen passiert, die jetzt zumeist in Armenien Unterschlupf gefunden haben, ist ungewiss", schilderte die Armenien-Expertin. Viele armenische Kulturdenkmäler seien akut bedroht. Zudem drohe eine Wiederholung der ethnischen Säuberung, die durch Aserbaidschan bereits im ehemals armenischen Nachitschewan stattgefunden habe.
Dum-Tragut: "Karabach wird laut Dekret am 1. Jänner 2024 aufgelöst werden und die kleinste frühchristliche Region, das östlichste Siedlungsgebiet des antiken und mittelalterlichen Armeniens, ist damit verloren."
In seiner Predigt erzählte Bischof Tiran Petrosyan von seiner "Vision des Friedens" und vom Friedensstifter Jesus. Trotz schwierigen Situationen habe er Gottes Frieden wie einen "Schutzraum Gottes" erlebt: "Daraus kann mich niemand vertreiben. Bei Gott bin ich zu Hause, da bin ich geborgen. Da bleibt Frieden kein Sehnsuchtsort und kein Sehnsuchtswort." Das Evangelium lebe von dieser "gewaltigen Vision von Frieden". Dieser Friede sei in Stücken und Fragmenten bereits jetzt im Leben vorhanden.
Austausch im Bischofshaus
Vor dem Gebet hatte Erzbischof Lackner den armenischen Bischof, die ZECO-Leiterin Jasmine Dum-Tragut, den armenischen Pfarrer Andreas Isakhanyan und den armenischen Botschaftssekretär Tigran Zakaryan zum Austausch in das Bischofshaus eingeladen. Themen des Gesprächs waren u.a. die prekäre Situation in Artsach und die mögliche Hilfe für die Vertriebenen, die sich derzeit in Armenien aufhalten, wie die Erzdiözese in einer Aussendung mitteilte.
Die Vertreter der armenischen Kirche brachten ihre Dankbarkeit für die Solidarität seitens der Kirchen Österreichs zum Ausdruck. Zudem wurde die Sorge um frühchristliche Kulturdenkmäler, armenische Kirchen und Klöster geäußert.
Hilferuf für Karabach-Armenier
Das Friedensgebet war eine gemeinsame Veranstaltung der PRO ORIENTE-Sektion Salzburg, des Zentrums zur Erforschung des Christlichen Ostens der Universität Salzburg, der KHG Unipfarre Salzburg und des Friedensbüros Salzburg. "Die vertriebenen Menschen benötigen unsere Hilfe. Wir möchten ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind, obwohl sie sich von Europa und dem Westen seit drei Jahren völlig verlassen fühlen. Wir stehen zu Artsach", betonten die Organisatoren bereits in der Einladung den Hintergrund der Solidaritätsaktion.
Artsach (Berg-Karabach) liegt auf aserbaidschanischem Gebiet, war aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt und hatte sich in den 1990er Jahren nach einem blutigen Krieg für unabhängig erklärt. Im Herbst 2020 führten Angriffe Aserbaidschans bereits zu großen Gebietsverlusten für Artsach, von Dezember 2022 bis September 2023 blockierte Aserbaidschan den Latschin-Korridor und damit die einzige Verbindung Artsachs zu Armenien. Am 19. September griff Aserbaidschan Artsach mit überlegenen militärischen Mitteln an, wodurch innerhalb eines Tages ganz Artsach unter aserbaidschanische Kontrolle geriet. Die gesamte armenische Bevölkerung, rund 110.000 Menschen, floh nach Armenien.