Christlich-jüdisches Dialogforum tagte in Wien
"11. Akademische Konsultation zwischen dem Judentum und dem Orthodoxen Christentum" thematisierte u.a. den Ukraine-Krieg, Antisemitismus und Christenverfolgung
Die "11. Akademische Konsultation zwischen dem Judentum und dem Orthodoxen Christentum" fand dieser Tage in Wien statt. Unter dem Generalthema "Jüdisch/orthodox-christlicher Dialog: Navigieren in unseren Beziehungen zur Welt und zueinander" kamen die Delegierten der Kirchen und jüdischen Einrichtungen im Hotel Bristol zusammen. Zentrale Themen der mehrtägigen Konferenz waren u.a. der Ukraine-Krieg, die Gefahr des zunehmenden Antisemitismus, der in den Kirchen keinerlei Platz haben darf, aber etwa auch die weltweit zunehmende Christenverfolgung und allgemein brisante Herausforderungen wie der Klimawandel.
Der orthodoxen Delegation stand Metropolit Emmanuel (Adamakis) vom Ökumenischen Patriarchat vor. Zur Delegation gehörten Vertreter der Patriarchate von Konstantinopel, Alexandrien und Jerusalem, weiters der Serbischen, Bulgarischen, Rumänischen und Georgischen orthodoxen Kirche, der Orthodoxen Kirche von Griechenland sowie der Orthodoxie in Amerika und in der Ukraine. Zu den jüdischen Teilnehmenden gehörten Delegierte aus Österreich, Chile, Großbritannien, Griechenland, Israel, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Den Vorsitz über die jüdische Delegation hatte Rabbi David Sandmel inne. Die Konsultation wurden gemeinsam vom Ökumenischen Patriarchat und dem Internationalen Jüdischen Komitee für interreligiöse Konsultationen (IJCIC) organisiert und finanziert.
Patriarch Bartholomaios sprach sich in einem Grußwort an die Tagungsteilnehmer für einen Dialog in Offenheit und Ehrlichkeit aus; im Bemühen, einander noch besser zu verstehen. Wien als Ort der Begegnung sei dafür bestens geeignet, so der Patriarch. Die österreichische Bundeshauptstadt habe lange Zeit als Brücke an der Ost-West-Grenze und als wichtiges Zentrum der jüdischen Kultur in Europa fungiert. Bartholomaios erinnerte freilich auch an den Holocaust und hob deshalb umso mehr die Bedeutung des Dialogs hervor.
Die Welt brauche das Beste aus dem Judentum wie Christentum, betonte Rabbi Sandmel in seinen Begrüßungsworten. Die Traditionen beider Religionen seien notwendig im Blick auf Frieden, Gerechtigkeit und eine funktionierende Zivilgesellschaft.
Höhepunkt der Konferenz war ein offizieller Empfang im Österreichischen Außenministerium. An dem Empfang nahm über die Kongressteilnehmer hinaus u.a. auch der griechisch-orthodoxe Metropolit von Austria, Arsenios (Kardamakis), teil. Außenamts-Generalsekretär Botschafter Peter Launsky-Tieffenthal dankte den Verantwortlichen der Konsultationen, dass Österreich als Tagungsort ausgewählt wurde. Launsky-Tieffenthal hob das Bestreben der österreichischen Politik hervor, die Partnerschaft zwischen staatlichen Institutionen und Institutionen der Zivilgesellschaft, vor allem der religiösen Gemeinschaften, zu stärken. Der Aufbau von Vertrauen durch den Dialog der Kulturen und Religionen sei ein wesentlicher Bestandteil der österreichischen Außenpolitik. Der Botschafter hob zugleich den Einsatz Österreichs gegen Antisemitismus hervor, nicht zuletzt manifestiert in der 2021 verabschiedeten Nationalen Strategie gegen Antisemitismus.
Launsky-Tieffenthal würdigte in seinem Grußwort auch die Stiftung PRO ORIENTE, die sich ganz im Sinne der österreichischen Außenpolitik für ein besseres gegenseitiges Verständnis von katholischer Kirche und den Kirchen des Ostens einsetzt.
Ein Teil der inhaltlichen Beratungen war jenem Dokument gewidmet, das beim Besuch von Patriarch Bartholomaios im Herbst 2021 in New York präsentiert worden war. Der Patriarch war damals mit dem "Human Dignity Award" des American Jewish Committee (AJC) ausgezeichnet worden. In dem Papier, das von einer jüdisch/christlich-orthodoxen Arbeitsgruppe ausgearbeitet worden war, geht es um gemeinsame praktische Herausforderungen von (orthodoxen) Christen und Juden. Diese betreffen etwa eine intensivere Beschäftigung mit der jeweils anderen Religion in der Ausbildung der Geistlichen, oder auch globale Themen wie den Klimawandel oder auch die immer brüchiger werdenden Zivilgesellschaften.
Die Teilnehmenden der Konferenz betonten abschließend, dass man sich um eine weitere Intensivierung des jüdisch/christlich-orthodoxen Dialogs bemühen werde.