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Chaldäischer Diaspora-Bischof: Den eigenen Traditionen treu bleiben

Apostolischer Visitator für die in Europa lebenden chaldäisch-katholischen Christen, Bischof Saad Sirop Hanna, sieht in der Dispora das reiche spirituelle Erbe der chaldäischen Kirche in Gefahr

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Bischof Saad Sirop Hanna, Apostolischer Visitator für die in Europa lebenden chaldäisch-katholischen Christen, hat an diese appelliert, ihrem Glauben und ihrer reichen chaldäischen Traditionen auch in der neuen Heimat treu zu bleiben. Er verstehe, dass die Menschen in Europa Schutz suchten. Er warnte aber davor, dass ihr reiches spirituelles Erbe "in Gefahr" sei und dass dieses in ihrer Wahlheimat bewahrt und gepflegt werden müsse, so der Bischof laut einem Bericht des Infoportals "VaticanNews".

Chaldäische Christen - ihre Kirche ist eine katholische Ostkirche mit ostsyrischem Ritus – ist in Europa vor allem in zwölf Ländern vertreten: hauptsächlich in Schweden (bis zu 35.000), Deutschland (ca. 18.000) und Frankreich (ca. 14.000); daneben auch in Dänemark, Norwegen, Belgien, der Schweiz, den Niederlanden, Großbritannien, Luxemburg, Griechenland und Österreich. Bis zu 175 Familien verzeichnet die Kirche in Österreich. Der Großteil davon lebt in Wien, eine kleine chaldäische Gemeinde gibt es auch in Linz. Bischof Saad Sirop hat seinen Sitz in der schwedischen Stadt Södertälje nahe Stockholm.

"Ich möchte meinem Volk hier in Schweden und den Chaldäern überall sagen, dass wir an unserem Glauben und unseren Traditionen als Chaldäer festhalten sollen. Wir müssen stolz auf unsere Traditionen sein. Wir haben so viele schöne Dinge: die Liturgie, unsere Spiritualität, die Väter des Glaubens in der Chaldäischen Kirche. Wir müssen Zeugen unseres Glaubens in der Gesellschaft sein", so der Bischof wörtlich.

Der Bischof dankte der Römisch-katholischen Kirche in Schweden, namentlich Kardinal Anders Arborelius, Bischof der Diözese Stockholm, für die vielfältige Unterstützung. Die mit der Römisch-katholischen Kirche in Einheit stehende Chaldäische Kirche leide freilich trotzdem an mangelnden Strukturen und Ressourcen.

Von Al-Kaida entführt

Bischof Saad Sirop, 1972 in Bagdad geboren, war Weihbischof in Bagdad, bevor er von der chaldäischen Synode zum apostolischen Visitator für die chaldäischen Gläubigen in Europa bestimmt und am 19. November 2016 von Papst Franziskus ernannt wurde. Die Geschichte der Verfolgung der Christinnen und Christen im Irak ist auch seine eigene. Am 15. August 2006 wurde er in Bagdad entführt. Er war damals der letzte Priester, der noch in einem sunnitischen Stadtviertel seinen Dienst versah. Nach der Abendmesse wolle er mit dem Auto zurück ins Priesterseminar fahren, als er von drei anderen Autos gestoppt wurde. Bewaffnete zwangen ihn, mitzukommen. Die Entführer behaupteten von sich, der Al-Kaida nahezustehen. 28 Tage wurde der Geistliche gefangengehalten. Schließlich wurde Sirop gegen Lösegeld wieder freigelassen - ein großes Glück, und nicht selbstverständlich.

Er habe lange gebraucht, um wieder ins Leben zurückzufinden, bekannte der Bischof. Seine Erlebnisse hat er in dem Buch "Abducted in Iraq. A Priest in Bagdad." verarbeitet.