Bukarest: Ohne Panorthodoxes Konzil keine Änderungen beim Ostertermin
Rumänisch-orthodoxe Kirche reagiert auf erneuten Vorstoß von Papst Franziskus zu einem gemeinsamen Termin von Ost- und Westkirche für das Osterfest
Papst Franziskus hat am 25. Jänner beim traditionellen ökumenischen Gottesdienst zum Abschluss der Gebetswoche für die Einheit der Christen in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern die Kirchen einmal mehr dazu aufgerufen, einen gemeinsamen Termin für das Osterfest zu suchen. Nur wenige Tage später veröffentlichte die Rumänisch-orthodoxe Kirche eine Erklärung, die allerdings nicht viel Raum für Optimismus hinsichtlich eines baldigen Erreichens dieses Zieles lässt.
Alle Christinnen und Christen sollten laut Papst Franziskus den im Jahr 2025 zufällig in den Kirchen des Westens und des Ostens am selben Tag liegenden Ostertermin "als Einladung verstehen, hinsichtlich eines gemeinsamen Ostertermins einen entscheidenden Schritt in Richtung Einheit zu tun". Abweichend vom ursprünglichen Redemanuskript fügte der Papst in Sankt Paul vor den Mauern hinzu: "Die katholische Kirche ist bereit, ein Datum zu akzeptieren, das alle wollen – ein Datum der Einheit." An dem Gottesdienst nahmen auch Geistliche und Gläubige anderer christlicher Kirchen teil.
Das Bukarester Patriarchat hat in seiner Erklärung vom 28. Jänner darauf hingewiesen, dass es in der Orthodoxie für die Änderungen der Bestimmung des Osterdatums ein Panorthodoxes Konzil brauche. Die Vorsteher und Vertreter der orthodoxen Kirchen hätten bei einer Versammlung 2016 in Chambésy festgehalten, "dass jede Kirche frei umsetzt, was sie für die geistliche Bildung ihrer Gläubigen als nützlich erachtet, ohne jedoch das gemeinsame Datum der Osterfeier durch alle Orthodoxen zu verändern". Daher obliege es einem Panorthodoxen Konzil, eine Änderung des Osterdatums zu beschließen, so die Rumänisch-orthodoxe Kirche, die aber immerhin sehr rasch auf den Vorstoß des Papstes reagiert hat.
Ein Panorthodoxes Konzil scheint in absehbarer Zeit angesichts der innerorthodoxen Spannungen unwahrscheinlich. Dabei hätte Papst Franziskus im Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios einen engagierten Mitstreiter. Auch der Patriarch von Konstantinopel setzt sich mit Nachdruck für ein gemeinsames Osterdatum aller Kirchen ein. Bartholomaios hatte sich schon in seiner Neujahrsansprache am 1. Jänner im Phanar ähnlich wie Franziskus geäußert. Das Jubiläum "1.700 Jahre Konzil von Nicäa" sollte dafür genützt werden, in dieser Frage voranzukommen, so der Patriarch. Entsprechende Fortschritte seien für die christliche Einheit von wesentlicher Bedeutung, zeigte sich Bartholomaios überzeugt.
Verschiedene Kalender
Der unterschiedliche Ostertermin in Ost und West geht auf verschiedene Berechnungsarten zurück. So bestimmen die Ostkirchen den Ostertermin nach dem Julianischen Kalender und nach einer anderen Methode als die Westkirchen, die die Gregorianische Kalenderreform des 16. Jahrhunderts vollzogen. Die Ostertermine können deshalb im Extremfall bis zu fünf Wochen auseinander fallen. Zu einem solchen Fall kam es 2024. In manchen Jahren feiern aber auch alle Kirchen am gleichen Tag, wie das heuer der Fall ist.
Auf dem Konzil von Nicäa 325 wurde die Berechnung des Osterdatums auf der Grundlage des Julianischen Kalenders bestimmt. Der Kalender gilt aber als astronomisch ungenau. Im Laufe von Jahrhunderten verbraucht der Kalender zu viele Tage, er ist gegenüber der Natur zu langsam. Schon jetzt fallen der Julianische Kalender und Naturphänomene 13 Tage auseinander.
Das Problem war und ist natürlich auch den Ostkirchen bekannt. 1923 kam es deshalb zu einer Reform und zur teilweisen Einführung des sogenannten Neujulianischen Kalenders. Auf einem orthodoxen Kongress in Konstantinopel beschlossen alle Teilnehmer mit einem Sprung vom 9. März 1924 auf den 23. März 1924 den neuen Kalender einzuführen. Der Beschluss wurde aber nur partiell umgesetzt.
Der Neujulianische Kalender entspricht etwa zehnmal genauer dem Sonnenjahr als der Gregorianische. Das wird dadurch erreicht, dass nicht, wie im Gregorianischen Kalender, drei Schalttage in 400 Jahren weggelassen werden, sondern sieben in 900 Jahren. Der Neujulianische Kalender wird sich bis zum Anfang des Jahres 2800 nicht vom Gregorianischen Kalender unterscheiden. Erst im Jahre 2800 entfällt bei ihm erstmals ein Schalttag, der im Gregorianischen Kalender vorgesehen ist.
Die Russisch-orthodoxe Kirche, die wegen politischer Wirren nach der Oktoberrevolution am Kongress 1923 nicht teilnehmen konnte, machte die Kalenderreform nicht mit. Daraufhin revidierten auch andere orthodoxe Kirchen ihren ursprünglichen Beschluss und blieben (bis heute) beim Julianischen Kalender. Einige andere führten den Neujulianischen Kalender zwar ein, wenden ihn aber nicht für die Berechnung des Osterdatums an. Hier halten sich weiterhin alle orthodoxen Kirchen an den Julianischen Kalender, um die orthodoxe Kircheneinheit zu bewahren.