Bosnien-Herzegowina: Internationale PRO ORIENTE-Friedenskonferenz
Kirchenvertreter, Theologinnen und Theologen der orthodoxen und katholischen Kirche sowie Repräsentanten der Zivilgesellschaft kommen von 29. Mai bis 1. Juni in Trebinje zu Tagung zusammen
Sarajewo, 27.05.24 (poi) Die Stiftung PRO ORIENTE veranstaltet von 29. Mai bis 1. Juni eine hochkarätig besetzte Friedenskonferenz im bosnischen Trebinje. Die Tagung steht unter dem Motto "Die Kluft überwinden – Prozesse der Heilung verwundeter Erinnerungen im früheren Jugoslawien" ("Bridging the Divide: Processes of Healing Wounded Memories in Former Yugoslavia). Sie ist Teil des PRO ORIENTE-Projekts "Healing of wounded memories" und wird von der Kommission für den orthodox-katholischen Dialog der Stiftung PRO ORIENTE (POSCOCD) in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Philosophie und Theologie in Trebinje organisiert. Tagungsort sind Räumlichkeiten der serbisch-orthodoxen Diözese Zahumlje und Herzegowina.
Eröffnet wird die Tagung vom orthodoxen Bischof Dimitrije (Radenovic) und dem katholischen Bischof von Mostar, Petar Palic. Im Rahmen einer öffentlichen Podiumsdiskussion (die Tagung ist sonst nicht öffentlich) diskutieren am 31. Mai der Mufti von Mostar, Salem ef. Dedovic, der für Deutschland zuständige serbisch-orthodoxe Bischof Grigorije (Duric) und der emeritierte katholische Erzbischof von Belgrad, Stanislav Hocevar, über ökumenische und interreligiöse Beziehungen in Südosteuropa.
Das PRO ORIENTE-Projekt "Healing of Wounded Memories" hat im November 2023 mit einer internationalen Konferenz in Wien seinen Anfang genommen. Rund 50 Teilnehmende aus Europa, den USA und dem Nahen Osten hatten dabei Aspekte einer Theologie der Versöhnung reflektiert, zugleich aber auch konkrete geopolitische Konfliktfelder in der Ukraine, in Südosteuropa und im Nahen Osten in den Blick genommen. Die Themen der Auftaktkonferenz werden nun 2024 und 2025 in regionalen Workshops in besagten Regionen vertieft.
Hauptverantwortlich für den ersten Workshop in Trebinje ist neben PRO ORIENTE-Generalsekretär Bernd Mussinghoff die serbisch-orthodoxe Theologin Prof. Julija Naett Vidovic, gemeinsam mit dem aus Slowenien stammenden P. Milan Zust (Rom) und dem griechisch-orthodoxen Theologen Pantelis Kalaitzidis, Direktor der Theologischen Akademie Volos (Griechenland), die allesamt Mitglieder der PRO ORIENTE-Kommission für orthodox-katholischen Dialog sind. Ziel der Veranstaltung sei es, so Vidovic, "die theologischen und praktischen Aspekte von Reue, Versöhnung und Konflikttransformation in ökumenischen und interreligiösen Kontexten zu untersuchen". Mit einem Schwerpunkt auf dem orthodox-katholischen Dialog wolle die Tagung das Verständnis für diese Themen vertiefen.
Gerade das ehemalige Jugoslawien sei eine Region, "die von historischen und aktuellen Konflikten zwischen diesen Gemeinschaften stark betroffen ist". Die Veranstaltung biete eine wertvolle Gelegenheit, "Erfahrungen auszutauschen, über vergangene und aktuelle Themen nachzudenken und ein lokales Netzwerk zu schaffen, das sich für die Stärkung von Versöhnung und Frieden einsetzt".
Man sei froh und dankbar, so Generalsekretär Mussinghoff, "dass wir aus verschiedenen Ländern des früheren Jugoslawien namhafte orthodoxe und katholische Theologinnen und Theologen, Ordensleute und auch mehrere Bischöfe gewinnen konnten; ebenso auch Expertinnen und Experten aus anderen akademischen Disziplinen sowie engagierte Christinnen und Christen aus der praktischen Friedens- und Versöhnungsarbeit, die bereit sind, ihre Einsichten und Erfahrungen mit uns und miteinander zu teilen und darüber in einen Dialog zu treten."
Dabei würden wohl auch schmerzhafte Erfahrungen angesprochen werden - nicht nur im Blick auf die Kriege der 1990er-Jahre, sondern auch schon im Blick auf die Zeit davor. Der Dialog müsse deshalb mit besonderer Sensibilität begleitet werden, so Mussinghoff. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die gemeinsame Vorbereitung durch ein katholisch-orthodox zusammengesetztes Komitee sowie die gute Kooperation mit dem Zentrum für Philosophie und Theologie in Trebinje und der gastgebenden serbisch-orthodoxen Diözese von Zahumlje und Herzegowina, die sich neben dem Hauptförderer Renovabis ebenso wie der UNESCO-Lehrstuhl für Interkulturellen und Interreligiösen Dialog in Südosteuropa an der Universität Graz auch an der Finanzierung der Konferenz beteiligt haben. Die konstruktive Zusammenarbeit bei der Tagungsvorbereitung stimme ihn – trotz der herausfordernden Thematik – mit Blick auf die Konferenz zuversichtlich, so Mussinghoff.