Bartholomaios: Solidarität mit Geflüchteten und Migranten
Patriarch von Konstantinopel hielt Rede beim Weltflüchtlingsforum in Genf
Genf/Istanbul, 15.12.23 (poi) Zu mehr Solidarität mit Menschen auf der Flucht hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., aufgerufen. Es gelte, in jedem Flüchtling zuallererst den Bruder zu sehen, dem Solidarität und Nächstenliebe zuteilwerden müsse; ungeachtet der Herkunft, der Religion oder auch Hautfarbe. Für Christen seien Solidarität und Nächstenliebe keine Option, sondern ein Gebot. Patriarch Bartholomaios äußerte sich am Donnerstag beim Weltflüchtlingsforum in Genf. Die vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und der Schweizer Regierung veranstaltete Konferenz ist bis diesen Freitag anberaumt.
Wohl niemand verlasse gerne seine Heimat, so der Patriarch. Er wies auf die Ursachen hin, die zu Flucht und Migration führen, und an denen der reiche Westen wesentlich Mitschuld trage: Kriege, Krankheiten, Mangel an sauberem Wasser und Nahrungsmitteln, der Klimawandel und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten machten viele Nationen und ganze Kontinente weithin zu "Ödlanden des Todes und der erzwungenen Migration".
Der Patriarch beklagte, dass die Welt vor dieser Tatsache aber nach wie vor die Augen verschließe. Er rief zur drastischen Umkehr auf, zu einem Ende des illegalen Waffenhandels, des Menschenhandels, der Kriegsverbrechen und vieler weiterer Formen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Bartholomaios erinnerte an seinen Besuch 2016 auf Lesbos, den er gemeinsam mit Papst Franziskus und dem Athener orthodoxen Erzbischof Hieronymos unternommen hatte. Die Menschen seien vor Kriegen geflohen und hätten bei der Überfahrt über das Meer ihr Leben riskiert. "Wir haben ihre Hände berührt und eine gemeinsame Mahlzeit mit ihnen geteilt", so der Patriarch.
Ebenso erinnerte er an seinen Besuch 2022 im polnisch-ukrainischen Grenzgebiet, wo er die aus der Ukraine Geflüchteten besuchte. Er habe "in die Augen derer geschaut, die Krieg und Zerstörung gesehen haben". Das Leid der Menschen auf der Flucht müsse endlich wahrgenommen werden und verlange nach einer adäquaten Antwort, schloss der Patriarch. Es gelte, "Brücken zu bauen, Solidarität zu praktizieren und die Herzen zu verändern".